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JÄGER Ausgabe Dezember 2019 Sauen: treiben oder binden?

Fleischgewinnung wäre wohl ein vernünftiger Grund. Aber Spaß am Töten oder ein Geweih an der Wand sind mit Sicherheit keine.“ So trocken, so kritisch endete jetzt eine 45-minütige „ARD Rabiat“-Reportage, welche ungewöhnlich aufwändig recherchiert daherkam. Die Sendung hatte es nicht nur wegen ihres „rabiaten“ Schlussfazits in sich, sondern weil Reporterin Katja Döhne dafür extra selbst einen Jagdscheinkurs besuchte. (Leider erfolglos). Zudem begleitete sie allerhand exponierte Figuren der deutschen Jagdlandschaft auf den Hochsitz.

Den Anfang machten die Hunter Brothers, zwei ehemalige, freie Jagd- filmer dieser Zeitschrift, welche sich in ihrer Position als Deutschlands bekannteste Jagdblogger wacker schlugen. Darüber hinaus tauchte der streitbare Schweißhundführer Seeben Arjes auf, welcher einmal mehr auf die dunklen Seiten des Waidwerks hinwies, natürlich nicht, ohne seine ungeliebten Bezahljagden zu brandmarken. Weitere Protagonisten waren die Frankfurter Götzfried-Familie, ebenfalls bekannt aus Print und Fernsehen als hochversierte Wildschadensverhüter und Wildbretvermarkter. Ein jagender Wildmetzger aus Köln namens Mark Junglas nahm die Reporterin schließlich mit auf den Hochsitz, um ihr eine innovative Firmenphilosophie zu präsentieren: die gläserne Metzgerei für maßvollen und artgerechten Fleischkonsum. Einziger Wehrmutstropfen: Der Frisurpädagoge, Ernährungswissenschaftler und Kleintiertherapeut Richard David Precht durfte ebenfalls zu Wort kommen.

Dieses Mal machte er deutlich, dass er bereits seit zwanzig Jahren keine Antwort auf die Frage findet, warum Jäger so „gerne Tiere töten“. Da hätten wir ihm schneller helfen können. „Beutemachen“ wäre das Stichwort gewesen. Aber Precht wäre nicht Precht, wenn er nicht scheinheilig nachlegen würde „das, was man liebt, das tötet man doch nicht“. Doch, Herr Precht, eben doch. Das kommt in Bauernhäusern sogar seit Jahrtausenden vor – und ist für jeden Revierinhaber gang und gäbe. Einziger Unterschied: unser „Schlachtvieh“ hat a) Auslauf, b) kaum Schmerzen und ist c) unberechenbar.

Und damit zum Fazit zu diesem achtbaren Machwerk der so viel gescholtenen ARD:

1. Die Jagd ist (wirklich!) keine Insel mehr. Das Internet dafür ein gigantischer Recherchepool, für Jagdkritiker wie auch für Neugierige.

2. „Trophäenjagd“, „Jagdfieber“, oder die „Lust am Beutemachen“ sind legitime Jagdmotive – aber sie taugen partout nicht zur Rechtfertigung in einer naturentfremdeten Gesellschaft.

3. Das mit Abstand beste Argument für die Jagd ist die Bewirtschaftung des Wildes nach Biobauern-Vorbild. Dieser fundamentale Aspekt ging hier endlich einmal nicht unter, sondern wurde vom dienstältesten Teilnehmer, Götzfried Senior, stringent und kraftvoll auf den Punkt gebracht. Prädikat: endlich!

4. Genügt der Jagdschein allein, um die Frage nach einem „vernünftigen Grund“ im TV zu beantworten? Mitnichten! Diesen legen nämlich andere fest: die Jagdleiter, Forstamtschefs, Eigenjagdbesitzer, Revier- pächter. Denn wer eingeladen wird, wiederkommen darf und bei uns wann auf welches Wild schießt, ist immer noch an Grund und Boden gebunden.

Zum Glück.

  • Sauen
    • Sauen treiben: Der Jagdleiter macht den Erfolg aus
    • Sauen vertreiben: Wie kniffllig der Wind sein kann
    • Sauen binden: Wie wir sie im Revier halten können
  • Wald-Wild-Konflikt
    Ein Waldbesitzer redet Klartext
  • Bekleidungstest
    Neuer Zwirn, alter Brauch
  • Kunstbaufalle
    "Automardisch" fangen
  • Wildbretverkauf
    Endlich: Geniale Lösung in Sicht!