JÄGER Ausgabe April 2019 Kurz vor Zwölf?
Friedhof der Kuscheltiere
BILD, BAMS und Glotze, mehr brauch ich zum Regieren nicht“, so gab Bundeskanzler a.D. Gerhard Schröder einstmals in Bierlaune zu. Der Mann kennt sich aus. Denn Schröder ist so was wie der weise Leitwolf unter den Medienpolitikern. Wie es sich für einen charismatischen Staatschef gehört, hat er stets ein enges Verhältnis zu den mächtigen Springer-Medien gepflegt. Sie waren von jeher ein Schlüssel zur Macht in unserem Land. Wie gefährlich es sein kann, sich mit ihnen anzulegen, musste der spätere Bundespräsident Christian Wulff erfahren. Denn die BILD kennt keine Verwandten. Sie spielt mit unserer Erregung – und sie will unser Geld. Sie ist keine Frau zum Heiraten. Aber eine heiße Affäre, wie wir vom JÄGER erfahren durften.
Doch immer der Reihe nach. Vor ein paar Wochen, da rief die BILD nämlich in unserer Redaktion an. Man brauche unseren Rat. „In Wolfsfragen.“ „Wie bitte?“ Ja, richtig gehört. Wie man den „erschießen“ könne. Wie teuer die Schäden seien, die er verursache. Wie viele Nutztiere er so „ermorde“. Wir waren skeptisch. Was planten die? War der Wolf der neue Schröder? Oder der neue Wulff? Warum denn jetzt plötzlich? Sollten wir die Welle reiten, mit der BILD koalieren? Oder weiter tun, was die Jägerschaft seit zehn Jahren tut, nämlich sich bei heiklen Lupus-Fragen wegducken und hoffen, dass sich das Problem irgendwie von allein erledige?
Doch etwas war anders als früher. Denn überall im Land liest man täglich von Rissen, Sichtungen, toten Schafen, Fohlen, empörten Tierhaltern. Immer schriller klingen die Rufe von Naturschützern nach sinnlosen Schutzmaßnahmen. Immer irrer kommt der Landbevölkerung die „klerikale Unwucht“ im Naturschutz vor. Das erleichterte uns die Entscheidung.
Wir gaben der BILD, was wir zum Wolf zuletzt recherchiert hatten, inklusive Interview. Und in Berlin druckte man alles. Sieben JÄGER-Artikel in 14 Tagen. „So teuer ist der Wolf.“ „Wie jagt man einen Wolf?“ „Deutschlands teuerste Wölfin.“ Auf BILD.de sah es irgendwann aus, wie bei „Friedhof der Kuscheltiere“. Zunächst geschah nichts. Weder Morddrohungen, noch Briefbomben. Nur Glückwünsche.
Doch dann, vier Tage später, kündigte Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) auf einmal in eben jener BILD- Zeitung an, dass „gefährliche Wölfe nun geschossen werden sollen“. Sie wolle das Naturschutzgesetz ändern. Ein „Lex Wolf“ müsse her. Was auch immer das sein soll: Ein interessanter Zeitpunkt. Ein jeder denke sich seinen Teil. Ich persönlich denke, dass die Genossen Schulze und Schröder sich wohl auf „’ne Flasche Bier“ getroffen haben – zum „Medienstammtisch“ oder so. Und ich denke, dass man in einer Zeit, in der die Vernunft nicht gerade Hochkonjunktur hat, manchmal einfach an die Gefühle der Menschen appellieren und notfalls auch mal mit den Wölfen heulen muss. Der NABU hat es uns vorgemacht. Wir haben von ihm gelernt.
Mit Wolfmannsheil
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