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JÄGER Ausgabe Mai 2019 Fluch und Segen: Sauen im Revier

Die Kriegsgewinnler

Es ist lange her, dass man in ganz Deutschland auf die Straße ging. Nach den rebellischen 60er, den hippen 70er und wilden 80er Jahren gab es hierzulande sehr lange keinen echten gesellschaftlichen Konflikt. Denn solange „Generation Golf“ (die jungen Milden) den öffentlichen Diskurs mit ihren Urlaubsplänen und Erwerbsbiografien lahmlegte, plätscherte viel Wasser Donau, Rhein und Elbe hinunter.

Und dann standen sie plötzlich da. Die Kinder von „Fridays for Future“. Zornig. Zahlreich. Zeitgleich. Eine Bewegung, die mittlerweile nicht nur Millionen Schüler europaweit mitreißt, sondern sogar die Bundeskanzlerin und 25.000 Wissenschaftler aller Fakultäten. Doch, wenn man all ihren empörten Eltern Glauben schenken kann, dann sind etliche von ihnen mit einem umweltschädlichen Smartphone ausgestattet und werden mit dem Porsche Cayenne in die Schule gefahren. Außer halt am Freitag.

Viele Fragen drängen sich auf. Wer sind die? Die personifizierte Scheinheiligkeit? Betreute Schulschwänzer? Muss, wer für Klimaschutz ist, auch selbst Klimaschützer sein? Muss man von Kindern Lösungen erwarten? Darf man Wasser predigen und Wein trinken? Warum jammern die nur rum und machen nicht mal das Licht im Badezimmer aus?

Genau genommen, liebe Leser, ist das alles nachrangig: Denn früher, ja früher wäre mehr Zeit gewesen für diesen Generationenkonflikt. Wir hätten ihn weidlich ausgekostet. Doch, ob in Zeiten globaler Erwärmung noch Energie für nutzlose Schuldzuweisung verschwendet werden kann, muss bezweifelt werden. Ein handelnder Staat in einer handlungsfähigen EU wäre jetzt hilfreicher als das ewige Gezanke der Politiker und die hilflosen Verschwörungstheorien zu Greta Thunbergs Privatjet.

An dieser Stelle wage ich eine kühne Prognose, und sie betrifft auch uns Jäger: In nicht allzu ferner Zukunft wird eine CO2-Steuer eingeführt werden. Sie ist der berühmte Elefant im Raum. Fast jede Partei in Europa sieht ihn. Doch noch fürchten sie alle den elektoralen Erdrutsch, den so ein Koloss anrichtet.

Denn diese Steuer wird alle Unternehmen treffen, und fast jeden Verbraucher. Kohlenstoff ist überall. Nicht nur Flüge werden teurer, Kreuzfahrten verboten, SUVs so schnell wieder aus den Innenstädten verschwinden, wie sie gekommen sind. Strompreise werden hoch bleiben, erneuerbare Energie ausgebaut. Nicht, weil wir bislang so unfehlbar gewesen wären bei Windenergie, Elektroauto oder Biogas. Sondern, weil die grüne Welle unaufhaltsam ist. Die Jugend will sie. Die Parteien wollen sie. Und ja, wohl auch unser Planet würde sich dagegen nicht wehren.

Doch damit nicht genug. Konventionelles Fleisch wird viel teurer werden. Und Wildfleisch nachgefragter. Und damit wird der Jäger in unserer Gesellschaftshierarchie endgültig aufsteigen. Vom schratigen Faserpelzmuffel zum zupackenden Biobauern. Ein lokaler Klimaschützer mit der Lizenz zum Selberschießen und -genießen. Ein klassischer Kriegsgewinnler.

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