Sauen im Mais bejagen – 10 Top Tipps für die Nachtjagd

Wer auf Sauen im Mais jagt, sollte einige Faktoren beachten. Die Wichtigsten stellen wir Ihnen in diesem Beitrag vor.

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Funktioniert auf Rotwild, Rehwild und Sauen gleichermaßen: die 270 WSM. Foto: Christin Theresia Korte

Sind die Sauen im Mais, bricht oft Panik aus und der Ansitzmarathon beginnt. Dass das auch anders geht und mit welchen Tipps man im und am Mais zum Erfolg kommt, erfahren Sie in diesem Beitrag.

1.        Auskundschaften der Sauen im Mais

Beim Mais gelten dieselben Gesetze wie bei allen anderen Formen der Feldbewachung auch. Man kann warten, bis Schaden entstanden ist und dann mit der Drohne fliegen, um zu sehen, wo die Sauen im Mais waren und der Ansitz in der Folgenacht lohnt.
Deutlich einfacher und wildschadensärmer ist es jedoch, das Umfeld des Schlages frühzeitig abzufährten. Gibt es Teerwege oder Straßen in unmittelbarer Nähe? Wenn ja, dann ist das ein Jackpot. Nach dem nächsten Regen kann man die Schlammspuren der hungrigen Borstler in den Morgenstunden bereist vom Auto aus deutlich sehen. Wo sie eingewechselt sind, sieht man dann mit dem bloßen Auge oder der Hund verrät es einem. Sind die Sauen bereits eingerückt, ist die Drohne bei Tage natürlich hilfreich, um den Schaden zu lokalisieren und die eigene Bejagungsstrategie danach auszurichten.

 

2.        Flexibel bleiben!

Sich auf einen Platz zu konzentrieren, kann mal oder auch mehrmals Erfolg haben, ist aber kein dauerhafter Garant dafür. Außerdem stellt sich die Frage nach dem Vergrämungseffekt, wenn ich vielleicht, wie dies einige tun, sogar noch im Mais kirre.
Deutlich cleverer ist es da, sich auf die Wechsel der ein- oder anwechselnden Sauen zu konzentrieren. Jagt man in einem Revier mit dem Wolf, so bilden sich oft große Rotten, die meist auch in Bewegung bleiben, also häufiger den Schlag wechseln. Diese Rotten mit 40 Sauen und weit mehr, haben meist eine, häufig sogar zwei oder drei alte Bachen an der Spitze. Erlegt man aus einer solchen Rotte vor dem Einwechseln einen Frischling oder Überläufer, ist der Vergrämungseffekt meist maximal. Gibt es Bewässerungsspuren im Mais, so sind auch diese eine heiße Adresse. Man kann tagsüber bereits feststellen, welche Reihe oder Ecke des 30 ha großen Schlages die Sauen besonders gerne besuchen. Pirscht man langsam quer zu den Reihen, maximiert man seine Chancen auf Beute, erlegt Stücke an unterschiedlichen Stellen und bringt so Unruhe in den Schlag und sorgt dafür, dass die Sauen diesen wieder verlassen.

 

Buchenholzteer an einem Pfahl zum Bestätigen der Sauen kann sinnvoll sein, das Kirren im Feld ist hingegen kontraproduktiv. Foto: Kim Trautmann

3.        Kirrungen sind Blödsinn

Wenn man wissen will, ob die Sauen noch unterwegs sind, funktioniert ein Pfosten mit hochattraktivem Buchenholzteer in Kombination mit einer Wildkamera hervorragend. Wer jedoch zu kirren beginnt, braucht sich nicht zu wundern, wenn sich die Sauen im Mais häuslich einrichten. Wie man eine solche „in-Mais-Kirrung“ dem Landwirt erklärt, ist ebenfalls fraglich.

4.        Vergrämung fragwürdig

Dann ist da noch die Sache mit dem Vergrämen. Akustische Vergrämung funktioniert teils, solange die Zahl der Sauen nicht zu groß und der Mais nicht zu verlockend ist. Kommt der Mais in die Milchreife, ist es aber oft egal, wenn „das Schwein pfeift.“
Mit Haaren zu vergrämen scheucht die Sauen ebenfalls hin und wieder von A nach B, sorgt aber vor allem dafür, dass sie unstet werden und dennoch zu Schaden gehen. Die Bejagung wird also schwieriger, während der Wildschaden meist weiter wächst. Zudem ist es bei Schlägen von 30, 40 ha und mehr extrem schwer umsetzbar. Eine präzise und planvolle Bejagung ist nach wie vor das beste Mittel, um flexibel auch auf großer Fläche reagieren zu können.

5.        Alles unter Strom?

Strom ist eine tolle Sache, wenn einzelne, besonders prekäre Schläge geschützt werden sollen. Der Stromzaun ist allerdings wartungsintensiv, man läuft Gefahr, dass die Batterien geklaut werden und regelmäßiges Freischneiden und Überprüfen der Spannung sind ein Muss. Oft passiert es bei fehlender Stromspannung auch, dass die Sauen den Zaun durchbrechen und eingesperrt werden, wenn der Strom wieder fließt. Dann hält man die Sauen zwangsweise im Mais und der Schaden fällt mitunter noch größer aus als ohne Zaun.

 

Im Dschungel aus Kolben und Maisblättern leisten dicke Brummer wie 8x57IRS, 8,5×55 Blauer und 9,3×62 gute Dienste und sorgen für kurze Fluchtstrecken. Foto: Kim Trautmann

6.        Die Krone der Maisjagd?

Der ein oder andere lehnt die Pirsch im Mais ab. Sie sei nicht geeignet, ineffizient und ähnliches.
Sind die Sauen jedoch bereits im Mais und konnte man sie nicht beim Einwechseln abpassen, so bleiben einem wenig andere Alternativen.
Dann sind alle Sinne gefragt. Kann man von erhöhter Position ins Maisfeld schauen, ist das natürlich perfekt, geht dies nicht, kann man die Sauen allerdings oft schon beim Angehen unter Wind hören. Zudem sollte man sich natürlich an den bekannten Wechseln und Schadflächen orientieren. Stecken die Sauen im Mais, so lohnt oft auch die Pirsch am Tag.
Leise Bekleidung ist hierbei das A und O, die Waffe sollte möglichst leicht und kompakt sein, ein Schalldämpfer hilft dabei durchs Feuer gucken zu können. Ein leichtes Drückjagdglas, das für die Nacht mit einem Wärmebildvorsatzgerät ausgestattet wird, sorgt für großes Sehfeld und spart Gewicht. Der Zielstock ist der beste Freund des Maiswächters, wenngleich man sich daran gewöhnen sollte, aus der Hocke, auf dem Knie aufgelegt, zu schießen.

7.        Randerscheinung

Sind die Wechsel bekannt, so bieten mobile Sitze oder gut positionierte Drückjagdböcke natürlich eine perfekte Position, sparen unnötige Wege und verschaffen Überblick. Allerdings sollten dieses entsprechend verblendet oder halb in und an Feldgehölzen und Waldkanten stehen, denn gerade alte Leitbachen sind nicht doof und verlegen ihren Wechsel dann einfach 200 m weiter ins offene Feld, wenn sie einen Sitz als solchen identifiziert haben.

8.        Masse und Klasse

Bei der Jagd auf Sauen im Mais dürfen es auch mal die schweren Geschütze sein. Nicht, weil ein 100-Kilo mit der 6,5X55 nicht umkippt, sondern weil man sich im Gewirr der Halme eine unnötige Nachsuche, auch wenn es eine vermeintliche Totsuche ist, vermeiden sollte.
Um es plakativ auszudrücken, dicke Kaliber mit schweren Geschossen machen größere Löcher! 8,5×55 Blaser, 8x57IS und 9,3×62, aber auch rasante Kaliber wie die 6,5 Creedmoor eignen sich bei entsprechender Geschossauswahl. Auch die gute alte .308 Win. Oder .30-06 machen einen guten Job, allerdings sollte man bei keinem Kaliber einen leichten Teilzerleger verwenden, der stößt bei der Maiswache an seine Grenzen.

Leichtes Zielfernrohr und Vorsatzgerät leisten im Mais gute Dienste. Hier gen Ende der Maissaison, war auf dem Nachbaracker bereits Stoppel. Foto: Kim Trautmann

9.        Welche Technik für Sauen im Mais?

Nachtsicht-Nachsatzgeräte sind günstig, funktional und machen in vielen jagdlichen Situationen einen echt guten Job.
Sitzt man am Mais, lassen sie sich auch hervorragend einsetzen, sofern kein Nebel oder hohe Luftfeuchtigkeit herrschen. Pirscht man allerdings im Mais, so sind die kleinen Helfer hinter der Waffe denkbar ungeeignet. Denn wie wir alle wissen, geht in normalen Nächten ohne IR-Aufheller nichts und der leuchtet sämtliche Maisblätter, alle Gräser in der Bewässerungsspur, aber nicht die Sauen an. Das einzige, was im Mais wirklich gut und zuverlässig funktioniert, ist ein kompaktes Wärmebildvorsatzgerät.

Ein gutes Handgerät liefert außerhalb des Maisschlags gute Dienste. Im Halmegewirr muss man sich oft auf die Vorsatztechnik verlassen. Foto: Kim Trautmann

10.  Sonderfall Nachsuche

Der Mais ist, kurz nach dem Raps, die denkbar ungünstigste Ausgangslage für eine Nachsuche. Weder Hund noch Hundeführer können anständig ausweichen, geschweige denn die Situation überblicken. Darum muss der Schuss nach Möglichkeit so platziert werden, dass die Sau an Ort und Stelle liegen bleibt. Schüsse aufs Blatt sind hier gegenüber Schüssen hinters Blatt klar zu bevorzugen.
Und wenn die Sau doch nicht direkt am Anschuss oder in Sichtweite liegen sollte, wird am nächsten Tag nachgesucht! Auch nicht mal eben schnell nachts gucken, im Mais können solche Situationen schnell schweinegefährlich werden.