Ist der Klimaschutz eine Milchmädchenrechnung?
Moralisch vermeintlich überlegen, gibt der Vegetarier deshalb zu bedenken: „Fleisch ist nicht nur schlecht fürs Gewissen, es ist auch schlecht fürs Ökosystem.“
Aber wenn es doch tierische Nahrungsmittel sein müssen, dann sollen sie seiner Meinung nach unbedingt aus „biologischer“ Landwirtschaft stammen. „Genau“, denkt der Liebhaber von Wild und wähnt sich ebenfalls in sicheren Gefilden.
So einfach geht die Rechnung aber nicht auf. Denn der weltweite Hunger nach tierischem Eiweiß ist enorm.
Um ihn zu stillen, werden Nutztiere zu Höchstleistungen gezüchtet und in immer kürzerer Zeit zur Schlachtreife gemästet. Laut einem Bericht der Vereinten Nationen verursacht aber ökologische Landwirtschaft weniger Umweltbelastungen als die konventionelle Produktion.
Es wird daher empfohlen, weniger Fleisch zu konsumieren und vermehrt auf schonend gewonnene Lebensmittel mit kurzen Transportwegen zu setzen.
Bezogen auf die Treibhausgase geht diese Rechnung aber nur auf, wenn sie pro Fläche berechnet werden. Auf einem Hektar können nämlich deutlich mehr Rinder, Schweine oder Hühner in Ställen gehalten werden als auf gleichgroßer Weidefläche.
Es werden so zwar mehr Emissionen verursacht, aber durch effiziente Mast auch sehr viel mehr Fleisch in sehr viel kürzerer Zeit gewonnen. Die Bilanz pro Kilogramm kann so deutlich günstiger ausfallen, als man zunächst vermuten würde.
Ähnlich verhält es sich übrigens mit Gemüse. Hier wird häufig Kilogramm gegen Kilogramm verrechnet, um erstaunliche Ergebnisse zu erzielen.
Bezieht man jedoch den Kaloriengehalt in die Rechnung mit ein, erhält man ganz andere Werte. Die Vielzahl der zu beachtenden Faktoren macht so pauschale Bewertungen der verschiedenen Landwirtschaftsformen schier unmöglich.
Treibhausgas-Ausstoß beliebter Lebensmittel
Rang | Lebensmittel | Emission/ | Lebensmittel | Emission/ |
1 | Lamm | 39,2 | Lamm | 13,9 |
2 | Rind | 27,0 | Rind | 11,8 |
3 | Käse | 13,5 | Pute | 7,4 |
4 | Schwein | 12,1 | Tomaten | 6,1 |
5 | Lachs (Aquakultur) | 11,9 | Brokkoli | 5,9 |
6 | Pute | 10,9 | Lachs (Aquakultur) | 5,7 |
7 | Huhn | 6,9 | Schwein | 5,5 |
8 | Thunfisch (Dose) | 6,1 | Huhn | 4,8 |
9 | Eier | 4,8 | Thunfisch (Dose) | 4,8 |
10 | Kartoffeln | 2,9 | Milch (1,8 %) | 3,8 |
11 | Reis | 2,7 | Kartoffeln | 3,8 |
12 | Nüsse | 2,3 | Joghurt | 3,6 |
13 | Joghurt | 2,2 | Käse | 3,6 |
14 | Brokkoli | 2,0 | Eier | 3,4 |
15 | Tofu | 2,0 | Tofu | 2,9 |
16 | Bohnen | 2,0 | Reis | 2,0 |
17 | Milch (1,8 %) | 1,9 | Bohnen | 0,6 |
18 | Tomaten | 1,1 | Nüsse | 0,4 |
19 | Linsen | 0,9 | Linsen | 0,3 |
Die CO2-Bilanz kann auf unterschiedliche Art berechnet werden. Dafür werden alle Treibhausgase, die während der Produktion und Verarbeitung entstehen, in CO2-Equivalente (CO2e) umgerechnet. Wird die Emission pro Kilogramm angegeben, schneiden tierische Lebensmittel durchweg schlecht ab.
Vergleicht man jedoch den Nährwert, sind auch Tomaten und Brokkoli unter den Klimasündern, denn sie werden häufig aufwändig in Gewächshäusern gezüchtet und können durch den geringen Kaloriengehalt kaum als echte Alternative zu Fleisch angesehen werden.