Jagd macht Freude! Aber wie vermittelt man das?
Jeder Jäger kennt das Gefühl, wie bei einer nervenaufreibenden Pirsch das Adrenalin durch den Körper schießt, wenn der Bock sich endlich breitstellt. Der menschliche Beutetrieb setzt Hormone frei – man ist aufgeregt. Es gilt, den Bock mit einem gut angetragenen Schuss zu erlegen. Vieles könnte jetzt noch schiefgehen, und man steht unter Druck. Der Schuss fällt. Der Bock liegt nach kurzer Flucht. Alles ist gut gegangen, und Erleichterung macht sich breit. Es gibt keinen Grund zu leugnen, dass uns die Jagd Freude bereitet. Allerdings sollten wir darauf achten, stets Sensibilität und Taktgefühl gegenüber Nicht-Jägern zu zeigen, für die diese Freude oft nicht nachvollziehbar ist.
Während der Jäger eine Geschichte mit vielen Emotionen und Spannung wahrnimmt, sieht ein Nicht-Jäger ein totes Tier und einen Menschen, der selbstgefällig neben der Kreatur hockt und breit grinst. Jagd ist nicht jedermanns Sache, und genau wie wir auf Akzeptanz hinsichtlich unserer Leidenschaft hoffen, so sollten auch wir damit umgehen können, wenn jemand selbst nicht jagen möchte. Also ist lächeln auf dem Erlegerbild absolut zulässig, denn wir sind erleichtert und froh – und das dürfen wir dann auch gern zeigen. Allerdings ist von einem hämischen Grinsen oder spöttisches Feixen abzusehen, da dies der Rudi nicht gerecht wird.
Digitale Waidgerechtigkeit braucht Bilder mit Geschichte
Wenn man schon ein Erlegerfoto postet, ist es empfehlenswert, die Geschichte dazu zu schreiben. So können sich andere Jäger daran erfreuen, und für Nicht-Jäger ist es besser nachvollziehbar, dass die Beute zwar erklärtes Ziel, bei Weitem aber nicht alleiniger Grund für die Freude an der Jagd ist. Die gute Rechtschreibung gerät in Zeiten von SMS, E-Mails & Co. oft in Vergessenheit. Die Lehrer haben uns nicht mit Groß- und Kleinschreibung oder Zeichensetzung gequält, damit wir jetzt wieder die Vorschul-Grammatik auspacken. Das wirft weder ein gutes Licht auf unsere Zunft, noch auf unseren Respekt gegenüber dem erlegten Wild. Entweder nimmt man sich also die Zeit und schreibt vernünftige Texte und Kommentare – oder man lässt es ganz!
Digitale Waidgerechtigkeit und ungeeignete Wildarten
Erlegungen von Hunden und Katzen sind zum Teil notwendig, allerdings nichts, womit man sich rühmen sollte. Es sind in der Regel Tiere mit Besitzern – Emotionen spielen also eine große Rolle, da wir Menschen oft einen sehr engen Draht zu unseren Haustieren haben. Die rationale Logik der Hege ist hier für die Normalmenschen nicht aussagekräftig, und deshalb sind Beiträge dieser Art ein absolutes Tabu.
Bei der Jagd im Ausland ist klar, dass man nicht des Wildbrets oder der Hege wegen zur Jagd geht, sondern aufgrund des Jagderlebnisses. Trophäenbilder von Antilopen zum Beispiel beinhalten Konflikt- und Kritikpotenzial, wobei es sich dabei im Normalfall um Wild handelt, welches nicht auf der Roten Liste steht. Die Big Five und andere große Tiere des afrikanischen Kontinents wie Giraffen oder Zebras allerdings sind ebenfalls tabu.
Große Sympathien der Menschen für diese Geschöpfe, insbesondere wenn sie als bedroht gelten, bieten viel Potenzial für das Schüren von Hass gegen die Großwildjagd. Dabei wird oft vergessen, dass diese Jagd legal und notwendig ist, um Wildarten überhaupt zu erhalten. Zudem ist Jagdtourismus für viele Länder ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Trotz Legalität ist vom Veröffentlichen dieser Bilder klar abzuraten, wie man am Beispiel der amerikanischen Jägerin sieht. Wenn das Mitteilungsbedürfnis überwiegt, sollte auf die Notwendigkeit der Jagd und die positiven Auswirkungen des Jagdtourismus für das jeweilige Land hingewiesen werden. Dann aber wäre es besser zu zeigen, wie Einheimische das Fleisch verwerten und anschließend genießen oder man selbst abends am Grill steht.
Digitale Waidgerechtigkeit – Geeignete Wildarten
Wenn wir etwas veröffentlichen möch- ten, dann Erlegerbilder mit unseren hemischen Wildarten, mit welchen wir uns schließlich auch am meisten befassen. Unsere Jagd hat Gründe, die sie unverzichtbar machen. Wir brauchen keine Ausreden! Wir haben Motive für unser Handeln. Die deutsche Waidgerechtigkeit vor dem Wild ist einzigartig und auf der ganzen Welt hoch angesehen. Ja, wir verspüren Freude am Nachstellen und Erbeuten von Wild, ja, es gibt leider auch schwarze Schafe in unseren Reihen, und ja, wir können nur versuchen, das Wild leidfrei zu erlegen. Aber wir lassen uns nicht von Bio-Plaketten belügen, dass ein Tier einen angenehmen Tod und ein qualitativ hochwertiges Leben hatte, damit wir besser schlafen können.
Doppelmoral und Jagd
Unwissenheit muss ein Segen sein, wenn man ein Kilo Schweinefleisch im Supermarkt für 3,99 Euro kauft und anschließend in Internetforen vom hohen Ross der digitalen Anonymität Jäger für das Töten von Tieren beleidigt und bedroht, ohne dabei ein schlechtes Gewissen zu haben. Unsere Hauptaufgabe ist es, eine angepasste Wilddichte in unseren Wäldern, Feldern und Wiesen zu gewährleisten. Viele der Anschuldigungen bergen angesichts der Tatsache, dass jeder Deutsche im Jahr durchschnittlich 60 Kilogramm Fleisch verzehrt, eine Doppelmoral. Es ist an der Zeit, sich von einer sehr defensiven Haltung zu lösen! Ab und zu sollte sogar waidgerecht erlegtes Wild veröffentlicht werden, um damit Stellung zu beziehen: Jagd in Deutschland kann nicht den Hunger auf dieser Erde lösen, aber sie ist begründet und richtig!
Digitale Waidgerechtigkeit – Regeln für Jagdgäste
Wenn ein Jagdgast Streckenbilder von einer Jagd veröffentlichen möchte, zu der er eingeladen war, ist zu empfehlen, dies vorher vom Jagdherrn und anderen abgebildeten Jägern absegnen zu lassen. Es ist ein kleiner Schritt, der viel Ärger verhindern kann. Auf die Privatsphäre eines jeden sollte stets Rücksicht genommen werden. Wer im nächsten Jahr wieder dabei sein will, fragt also lieber kurz nach.
Digitale Waidgerechtigkeit – Bodenständig bleiben!
Bei einer kapitalen Trophäe oder Kreatur ist die Freude über das Waidmannsheil immer besonders groß. Das ist allerdings kein Grund, die Bräuche des Waidwerks zu ignorieren und mit prahlerischen Posen dem erlegten Wild den verdienten Respekt zu verwehren.
Bei der Veröffentlichung eines Beitrags mit jagdlichem Hintergrund im Internet sollte man sich auf alles gefasst machen. Unter dem Schleier der digitalen Anonymität wird oft ohne Punkt und Komma beleidigt und gedroht. Egal ob In- oder Auslandsjäger, jeder, der sich an den Diskussionen in den Internetforen beteiligt, formt das Gesamtbild der Jägerschaft. Notfalls sollte man immer in der Lage sein, Stellung zu nehmen. Dabei gilt es, durch Kundigkeit zu bestechen, Vorurteilen mit Fakten zu begegnen und bei Anfeindungen gegenüber unserer Zunft ruhig auch mal das DJV-Handbuch zu zücken. Zählen Sie ruhig die Streckenlisten auf, benennen Sie die Arbeit der Jägerschaft und ihrer Notwendigkeit in einer Kulturlandschaft wie der unseren. Das alles sind ehrliche Fakten, genau wie der Fakt der freiwilligen Leidenschaft, den es nicht zu verleugnen gilt.
Erregerbilder im Internet – Hilft’s dem Ganzen?
Natürlich freuen Sie sich, wenn andere Grünröcke an Ihrem Erlebnis teilhaben und Ihnen ihr ehrliches „Waidmannsheil!“ als Kommentar unter den Beitrag schreiben. Man sollte sich aber auch klar machen, was man parallel dazu in Kauf nimmt und riskiert. Es wird immer Jagdgegner geben, die jeglicher Argumentation trotzend ihre Hassparolen verbreiten. Sie müssen sich nicht wundern, wenn dazu Ihr Bild in einem Anti-Jagd-Blog veröffentlicht wird, obwohl Sie dieses Bild eigentlich in einem völlig anderen Zusammenhang in einer Gruppe veröffentlicht hatten. Auf jeden Fall sollten Sie dagegen rechtliche Schritte einleiten. Ob man sich der unkontrollierten Art der Verbreitung der privaten Beiträge aussetzt, ist zuerst eine Entscheidung eines jeden Einzelnen. Jedoch muss sich jeder darüber im Klaren sein, dass es hierbei immer auch um die ganze Jägerschaft geht, dessen Ruf in Mitleidenschaft gezogen werden könnte.
Wir Jäger müssen bei Veröffentlichung von Bildern immer fragen, ob wir durch die rasante mediale Verbreitung im Internet damit unser großes Anliegen erreichen: Die Jagd zu sichern. Das Bild des Jägers zu verbessern. Denn Bilder haben in unseren heutigen sozialen Netzwerken viel zu viel Macht, als dass man damit leichtfertig umgehen könnte. Durch Bilder im Internet sind jahrelange Öffentlichkeitsarbeit und das Bild des waidgerechten Jägers innerhalb kürzester Zeit zerstörbar. Eines noch: Bilder können unsere Motive, zur Jagd zu gehen, nicht so verkaufen, wie wenn man den nicht jagenden Nachbar einfach mal mit ins Revier nimmt, um ihm Inhalte zu übermitteln und Fragen zu beantworten.