Gibt es eine digitale Waidgerechtigkeit und einen korrekten Umgang mit jagdlichen Themen und Bildern im Internet?
In den sozialen Netzwerken wie Facebook oder Twitter tauchen immer wieder veröffentlichte Erlegerbilder auf, die nicht nur bei Jagdgegnern Wut und Entsetzen auslösen – auch aus den eigenen Reihen hagelt es Kritik.
Digitale Waidgerechtigkeit – Wie definiert man das?
Erst kürzlich war eine Amerikanerin in die Medien geraten, die ein Bild von sich neben einer soeben erlegten Giraffe auf Facebook gepostet hatte. Mit unerwarteter Geschwindigkeit brach ein gewaltiger Sturm der Entrüstung, ein sogenannter „shitstorm“, in den sozialen Netzwerken aus. Das Bild war auf die Displays von Millionen von Menschen geraten, die Kommentare gespickt mit Morddrohungen und Beleidigungen.
In diesem Fall traf die üble Schmähung zwar eine amerikanische Afrikajägerin, jedoch sind es auch die heimischen Waidmänner, die tagtäglich ins Kreuzfeuer geraten.
Jeden Tag werden tausende von Erlegerbildern ins Netz geladen. Ihre Verbreitung geschieht rasend schnell und entzieht sich dabei jeder Kontrolle. So kann das Image der Jagd im Nu ins Wanken geraten. Monatelange Lobbyarbeit unserer Verbände, jahrelanges Engagement der Jäger in ihren Revieren können so mit einem Klick zunichte gemacht werden. Wie lässt sich das Problem in den Griff bekommen?
Digitale Waidgerechtigkeit – Die Inszenierung
In Zeiten der digitalen Revolution müssen wir Jäger lernen, wie wir das Internet, den traditionellen Grundsätzen und ethischen Wertvorstellungen des Waidwerks entsprechend, nutzen können. Es sollte unser gemeinsames Ziel sein, eine „digitale Waiderechtigkeit“ zu bewahren. Bräuche sind „des Jägers Ehrenschild“, die uns erst zu waidgerechten Jägern machen. Was einst Oskar von Riesenthal in seinem Gedicht „Waidmannsheil“ auf den Punkt brachte, hat bis heute nicht an Bedeutung verloren. Ein bruchgerechter Zweig, das Stück Wild auf der rechten Schulter liegend und dazu würdevoll positioniert – und es kann keine Rede mehr von Respektlosigkeit gegenüber dem Wild sein. Leider sieht momentan die Realität oft anders aus, und in einer Zeit, wo wir Jäger uns des Öfteren mit Kritik konfrontiert sehen, müssen wir uns doch gerade auf unser „Ehrenschild“ verlassen können. Auch wenn die Zeit viele Veränderungen birgt, müssen wir uns treu bleiben und sagen: Waidgerechtigkeit? Jetzt erst recht!
Digitale Waidgerechtigkeit – Bitte lächeln!
Es gibt viele Möglichkeiten, seine selbstdarstellerischen Texte, Bilder und Videos im Internet zu veröffentlichen, und bei nicht einer davon kann man von einer ernstzunehmenden Kontrolle darüber sprechen, wer den Beitrag zu sehen bekommen wird. Dass öffentliche Posts auf Facebook schnell die Runde machen, ist schon lange kein Geheimnis mehr, aber auch die geschlossene Gruppe auf Facebook oder die Whatsapp-Gruppe sind kein Medium mit gesicherter Diskretion. Auch das an den Freund verschickte Bild kann sich so seinen Weg an die Öffentlichkeit bahnen. Das Wo und Wie ist deshalb nicht die Frage. Als Kriterium gilt, dass jedes Bild, egal ob es im Wohnzimmer steht oder im Internet veröffentlicht wird, den Bräuchen des Waidwerks entspricht und somit öffentlichkeitsfähig ist. Selbstverständlich muss man in einem für alle sichtbaren Facebook-Beitrag mit mehr Kritik rechnen als in einer Jagdgruppe.