Der Jagdleiter hat immer recht

Ein Horror für jeden Jagdleiter, wenn auf der von ihm organisierten Jagd ein Unglück passiert. Jens Raschke zeigt auf, worauf ein Jagdleiter in puncto Sicherheit zu achten hat.

Drückjagd Strausberg, 27.11.2010, Siegfried Traub / Jäger

Ein Horror für jeden Jagdleiter, wenn auf der von ihm organisierten Jagd ein Unglück passiert. Jens Raschke zeigt auf, worauf ein Jagdleiter in puncto Sicherheit zu achten hat.

Ein Jagdleiter muss bei allen Entscheidungen, die er trifft, und bei allen Maßnahmen, die er durchführt, immer die Sicherheit im Blickfeld haben. Seine Hauptaufgabe besteht darin, Jagdunfälle zu vermeiden. Damit er die Sicherheit am Jagdtag gewährleisten kann, arbeitet er mit Gruppenleitern (Anstellern) zusammen. Bei der Vorbesprechung wird ein Jagdleiter immer die Gelegenheit nutzen, um die Gruppenführer für Gefahren, die bei einer gemeinschaftlichen Jagd allgegenwärtig sind, zu sensibilisieren.

Denken Sie an

Denken Sie an die Reviernachbarn, die am Tag Ihrer Drückjagd überwechselndes Wild begrüßen. Hier ist eine Absprache, mindestens aber eine Erkundigung notwendig. Denken Sie an die Witterungsverhältnisse am Jagdtag. Ist Frost vorhergesagt, kann es zu Glatteis kommen. Gibt es Morgentau, führt das zu schmierigen Bodenbrettern bei den Böcken. Sind solche Zustände am Jagdtag zu erwarten, sind Vorkehrungen zu treffen wie Salz streuen, Bodenbretter mit Draht benageln oder Sand streuen. Denken Sie an die Jagdeinladungen, die unbedingt den Hinweis enthalten sollten, dass Warnkleidung zu tragen ist. Damit meine ich nicht das rote Hutband, das kaum einem auffällt. Haben Sie immer ein paar orangefarbene Schals parat. Damit können Sie Jagdgästen, die aus unerklärlichen Gründen vergessen haben, die Warnkleidung mitzubringen, eine Freude machen. Denken Sie an Erholungssuchende. Um ihre Sicherheit zu gewährleisten, ist im Vorfeld zu entscheiden, ob verkehrsberuhigende Maßnahmen zu beantragen sind. Dies gilt für Straßen und ebenso für Forstwirtschaftswege; gegebenenfalls muss auch eine Waldsperrung beantragt werden.

Abgehen der Treiben

Jeder Jagdleiter sollte die VSG 4.4 Jagd (UVV) kennen. Sie enthält Regelungen, die vor allem bei der Jagdausübung zu beachten sind und wertvolle Hinweise dafür geben, die Ausübung der Jagd sicher zu gestalten. Ein Hinweis noch zum Abgehen der Treiben (siehe Kasten), das frühzeitig erfolgen sollte. Ich beginne damit nach der Blattzeit, damit noch Luft nach hinten bleibt, um auf mögliche Veränderungen zu reagieren und diese vornehmen zu können. Durch das späte Auszeichnen der Treiben reduziere ich die Gefahr des Entfernens sicherheitsrelevanter Kennzeichnungen.Markierungen anbringen

Ein wichtiger Aspekt, der beim Thema Sicherheit oft unberücksichtigt bleibt, sind Farben oder Signalbänder, die Schusszonen markieren. Grundsätzlich gilt: Alle Kennzeichnungen, die der Sicherheit dienen, müssen optisch auch als solche erkannt werden. Ich setze auf leuchtend rote, wasserlösliche Forstmarkierungsfarben. Wasserlösliche Farbe deshalb, damit im kommenden Jagdjahr die Kennzeichnungen aus dem Vorjahr nicht mehr vorhanden sind. Das würde irritieren.

Flug der Geschosse

Beim Begutachten der Schützenstände muss ein Jagdleiter vor dem geistigen Auge die Jagd im Ablauf vor sich sehen. Er muss sich etwa die Schussabgabe auf ein Stück Wild unter Berücksichtigung der Reaktion des Geschosses außerhalb und innerhalb des Wildkörpers vorstellen, um danach zu entscheiden, ob Sicherheit besteht oder nicht. Weiß der Jagdleiter um die Wirkung von Geschosssplittern, wird er dies bei seinen Entscheidungen mit einfließen lassen.

Tag der Jagd

Häufig erlebe ich, dass die Jagdscheinkontrolle belächelt wird. Dabei ist der Besitz eines gültigen Jagdscheins die Bestätigung für den Jagdleiter, dass ein Versicherungsschutz besteht. Durch die Versicherung sind im Ernstfall die Kosten eines Jagdunfalls erst einmal abgesichert. Wenn der Jagdleiter alles richtig geplant und vorbereitet hat, bekommt er am Jagdtag selbst kaum noch etwas zu tun. Seine Aufgabe besteht ausschließlich darin, die Jagdleiteransprache vor (siehe  Kasten) und nach der Jagd zu halten, Anweisungen zu geben, zu dokumentieren und die Durchführung der Jagd zu kontrollieren.

Im Ernstfall

Jedem Jagdleiter sei ans Herz gelegt zu durchdenken, was zu tun ist, wenn es zum Unglück kommt. Ich habe bei jeder Drückjagd auf allen Zetteln, Blättern oder Karten die Telefonnummer des Jagdleiters sowie die Notrufnummern aufgedruckt. Somit gebe ich den Beteiligten ein sicheres Gefühl, im Ernstfall nicht allein zu sein.

Gutes Gelingen!

Ich wünsche jedem, der eine solch verantwortungsvolle Aufgabe wie das Ausrichten einer Jagd übernimmt, gutes Gelingen. Sollten Sie Interesse haben, mehr zum Thema zu erfahren, dann besuchen Sie ein Seminar der Jagdlichen Bildungsakademie (Internet: www.jagdliche-bildungsakademie.de, Tel. 02372-724987). Hier wird der wichtigste jagdliche Grundsatz gelehrt: Safety first.Checkliste Revierbegang

Erstes Abgehen der Treiben

  • Beim ersten Ablaufen der Treiben auf das Schussfeld achten gibt es Kugelfang?
  • Muss das Schussfeld freigeschnitten werden?
  • Können sich die Standnachbarn nach Standeinnahme sehen?
  • Wo müssen Drückjagdböcke aufgestellt werden (Standfestigkeit, Zustand, Kugelfang)?
  • Schützenstände im Treiben, abhängig von Geländestruktur, Sicherheit
  • Wie verläuft das Treiben wo gehen die Treiber am Jagdtag (Schussfeld)?
  • Wo könnten die Fahrzeuge geparkt werden (außerhalb des Gefahrenbereichs!)?
  • Wo warten während der Jagd die an der Jagd beteiligten Personen (Wildbergetruppe)?

Zweites Abgehen der Treiben

  • Sicherheitsbereiche kennzeichnen (Schussfeld)
  • Warnzeichen anbringen
  • Schützenfolge auszeichnen
  • Standnummern anbringen
  • Alle sonstigen sicherheitsrelevanten Kennzeichnungen anbringen (z.B. Pkw-Parkplatz)

Die Ansprache des Jagdleiters (10 Kernaussagen)

  • Begrüßung (Bläser)
  • Einleitung Ablauf der Jagd (wie, wann, wo)
  • Verhalten auf dem Stand = Erfolg
  • Abholung der Schützen
  • Sicherheitsregeln
  • Freigabe
  • Hinweis Streckelegen & Schüsseltreiben
  • Uhrenvergleich
  • Gruppeneinteilung
  • Aufbruch zur Jagd (Bläser)

Die Ansage des Gruppenleiters / Anstellers

  • Wann ist das Treiben (Anfang/Ende)?
  • Wo ist das Treiben (Verlauf)?
  • Nachbarn verständigen
  • Sicherheitszonen zeigen
  • Kugelfang gewachsener Boden!
  • Schussentfernung (z.B. max. 50 Meter)
  • Treiber, Hunde, Waldbesucher können von überall kommen
  • Schütze darf Stand nicht verlassen!
  • Auf Abholung warten
  • Ende Treiben Waffe entladen!
  • Waidmannsheil