Nutria bejagen und verwerten – Teller statt Tonne

Der in den letzten Jahren rasant angestiegene Bestand der Nutria muss dringend im Zaum gehalten werden. Wie so oft stehen wir Jäger in der Verantwortung, meint unser Autor Alexander Timpe. Denn die Nutria gehören, wie Waschbär, Marderhund und Mink zu den Neozoen und sind in der Lage neben ökologischen auch erhebliche wirtschaftliche Schäden zu verursachen.

Nutria Pixabay

Die Streckenzahlen des Nutria schießen in die Höhe. Diese müssen aber auch verwertet werden! (Foto: Pixabay)

Herkunft und Ausbreitung der Nutria

Ursprünglich stammt der Nutria mit den charakteristischen orangefarbenen Zähnen aus Südamerika. Für die Pelztierzucht wurde er nach Europa gebracht. Aus den Farmen ausgebrochene und freigelassene Nager gründeten in den 1920er Jahren die ersten freilebenden Nutriapopulationen in Deutschland. Mittlerweile haben sich die Nutria entlang nahezu aller Fließgewässer mit ausreichend Ufervegetation und Wasserpflanzen ausgebreitet. Vor allem die aus der Klimaerwärmung resultierenden milden Winter haben in den letzten Jahren zu einem extremen Populationsanstieg geführt. Kein Wunder, denn den bis zu 10 Kg schweren Nagetieren fehlt es in Deutschland an natürlichen Feinden. Ohne eine Wintermortalität kann es dann schnell zur Überpopulation kommen, da die Nutria bis zu drei Mal im Jahr trächtig werden und fünf bis neun Junge pro Wurf gebären. Diese sind nach etwa sechs Monaten selbst schon wieder geschlechtsreif.

Strecke der Nutria versechsfacht

Der starke Populationsanstieg der Nutria spiegelt sich auch in der Jagdstrecke wider. In den letzten sechs Jahren hat sich diese mehr als versechsfacht, bis schließlich im Jagdjahr 2019/2020 die bisherige Rekordstrecke von 88.197 Nutrias erreicht wurde. Fast die Hälfte davon (41.369) kommt aus Niedersachsen. Gerade erst berichteten wir hier über die neuesten Streckenzahlen des DJV über den Nutria.

 

Schäden durch die Nahrungsaufnahme

Der Nutria ist ein reiner Pflanzenfresser. Durch Abfressen der Ufervegetation schränkt sie den Lebensraum von Amphibien und Fischen ein und zerstört Brut- und Rückzugsgebiete der Vögel. Außerdem frisst der Nutria seltene Pflanzenarten, darunter zum Beispiel Arten der Roten Liste wie die Sumpf-Schwertlilie und den Zungen-Hahnenfuß. Es kommt auch zu Fraßschäden in der Landwirtschaft.

Nutria gefährdet den Hochwasserschutz

Die größte Gefahr, die von den Nutria ausgeht entsteht durch ihren Höhlenbau. Darin gräbt er Röhren und Baue in Uferböschungen und Deiche. Die unterhöhlten Deiche können bei Hochwasser schneller brechen. Und was für existentielle und wirtschaftliche Folgen aus Hochwasserkatastrophen entstehen können, wissen wir spätestens seit Sommer des vergangenen Jahres. Aber auch vergleichsweise kleinere Schäden können durch die Grabaktivitäten der Nutria entstehen. So zum Bespiel laufen Landmaschinen Gefahr an beschädigten Uferkanten in die Böschung zu rutschen.

 

Die besten Bejagungsstrategien für Nutria

Seit 2016 gilt der Nutria in der EU als invasiv. Er wird in der globalen Datenbank der invasiven Arten unter den hundert weltweit besonders problematischen Arten aufgeführt. Zwar ist er dennoch nicht im Bundesjagdgesetz gelistet, wurde dafür aber in den allermeisten Bundesländern in das Jagdrecht aufgenommen. In manchen Landkreisen gibt es sogar Schwanzprämien bis zu zehn Euro für jedes geschossene Exemplar.

Die besten Strategien zur Bejagung der Nutria sind das Abpassen auf den Wechseln zu ihren Äsungsplätzen und das Ankirren mit Obst, Gemüse oder Mais. Effektiver als die klassische Jagd mit der Waffe ist allerdings die Fangjagd. Diese sollte stets mit einer Lebendfalle betrieben werden, da die Nutria den gleichen Lebensraum wie zum Beispiel der streng geschützte Fischotter hat. Als Fangplätze bieten sich die Umgebung des Baues sowie Zwangswechsel zwischen Bau und Äsungsfläche an. Beködert werden die Fallen mit Obst oder Gemüse wie Äpfeln oder Sellerie.

Achtung: Passen sie gut auf, wenn sie ihren Hund mit zur Nutriajagd nehmen, insbesondere bei der Nachsuche auf verletzte Tiere. Es ist schon vermehrt zu schweren Verletzungen von Hunden durch das kräftige Gebiss des Nagers gekommen!

 

Nicht nur was für Feinschmecker der Nutria

In ihrem Herkunftsgebiet Südamerika gilt der Nutria, traditionell mit Öl und Pfeffer im Ofen zubereitet, schon lange als Delikatesse. In Deutschland hingegen spielte die Fleischverwertung lange Zeit keine große Rolle. Mittlerweile ist Nutriafleisch aber vor allem unter Feinschmeckern sehr beliebt und das vollkommen zurecht! Geschmacklich erinnert es am ehesten an eine Mischung aus Kaninchen und Spanferkel. Nutriarezepte findet man vor allem in alten DDR-Kochbüchern. Denn dort verwertete man auch das Fleisch der für den Fellexport gezüchteten Tiere. Bevor man mit der Zubereitung beginnt, sollte man unbedingt die Fettschicht wegschneiden, da diese recht tranig schmeckt. Anschließend kann man die Nutria im Grunde genommen auf dieselbe Weise wie ein Kaninchen zubereiten.

Letztendlich ist das Verzehren die einzig sinnvolle Nutzung der Nutria, die vielerorts ohnehin in großer Zahl erlegt werden muss. Zudem wird den Tieren ein größerer Respekt erwiesen, wenn man ihr Fleisch nutzt, anstatt sie zu vergraben und ihnen lediglich den Schwanz abzuschneiden, um noch ein paar Euro zu kassieren.