Mit der Kirrung zum Erfolg – So geht kirren

Unser Autor Roman von Fürstenberg erklärt, mit welchen Tricks Sie Ihre Kirrung an welchem Ort installieren und am besten bestücken.

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Die Kirrung scheint die Allzweckwaffe der Schwarzwildjagd zu sein. (Foto: Pixabay)

Nach wie vor wird ein Großteil des bundesweiten Schwarzwildabschusses an Kirrungen getätigt. Damit die Neuanlage nicht nur viel Arbeit, Zeit und Geld verschlingt, sondern in erster Linie erfolgreich Sauen anlockt, ist im Vorfeld einiges zu bedenken.

Der Ort der Kirrung

Wo wird die Kirrung angelegt? Dort, wo die Sauen sie gut finden und sie vermutlich schnell und regelmäßig annehmen werden. Nur weil es uns irgendwo im Revier besonders gut gefällt, bedeutet dies noch lange nicht, dass die Sauen das genauso sehen.

Eine Kirrung kann ein Einzugsgebiet von rund 100 Hektar erreichen, wenn sie strategisch richtig platziert wird. Sie darf nicht im oder zu nahe am Einstand angelegt werden. Mindestens 350 Meter, besser 500 Meter Entfernung zum Einstand sollten es schon sein, damit ein störungsarmes Kirren, Angehen, Jagen und Bergen möglich ist. Keine Angst: Schwarzwild verfügt über ausgesprochen gute olfaktorische Sinnesleistungen und findet das Kirrgut auch problemlos auf große Distanzen.

Der Wind an der Kirrung

Ob der Ansitz nun eine geschlossene Kanzel oder eine offene Leiter ist, bleibt Geschmacksache. Fest steht nur, dass die Kirrung selbst etwa 70 Meter entfernt sein sollte. Zu nah an der Kirrung zu verharren, kann die Chancen durch Wind oder Geräusche blitzschnell zunichte machen, besonders bei erfahrenen Bachen. Wenn der Wind nicht passt, wird’s einfach nichts! Bereits bei der Anlage der Kirrung ist in jedem Fall die Hauptwindrichtung zu beachten. Der Ansitz muss dieser natürlich abgewandt sein, damit die Sauen keine Witterung vom Jäger bekommen. Bläst der Wind wie so oft aus Südwest, wird der Ansitz östlich der Kirrung errichtet. Wenn der tagesaktuelle Wind nicht hundertprozentig passt, also der Jäger nicht wenigstens halben Wind hat, macht der Ansitz keinen Sinn. Problematisch sind insbesondere drehende und küselnde Winde. Für solch negative Windverhältnisse sind oft Waldrandstrukturen verantwortlich, welche es vorzeitig einzukalkulieren gilt.

Das Licht

Werden Kirrung oder Ansitz neu errichtet, ist also der Wind insbesondere in Kombination mit dem nächtlich vorherrschenden Licht zu berücksichtigen. Wo Licht ist, da ist auch Schatten. Beides gilt es bei der Saujagd gezielt zu nutzen, um Erfolg planbar zu machen. Sauen eräugen in der Dunkelheit den Jäger aufgrund der geringeren Kontraste weniger gut als im Licht. Ansitz und Pirschweg sollten aus diesem Grund in der Hauptjagdzeit an der Kirrung stets im Schatten liegen. Die Kirrung selbst muss gut ausgeleuchtet sein, um die sich bietenden Chancen verwirklichen zu können. Der Waldschatten ist hierbei immer zu berücksichtigen.

Die richtige Uhrzeit treffen

Aber: Wo ist im Winterhalbjahr der Schatten zu welcher Zeit? Der Wintermond bescheint um 24.00 Uhr jene Flächen, welche die Sommersonne um 13.00 Uhr (man denke an die Sommerzeit) bescheint. Die geworfenen Waldschatten sind somit identisch. Die Kirrung muss langanhaltend ausreichend hell beschienen werden. Ansitz und Pirschweg hingegen sollten, wie bereits erwähnt, im Schatten liegen und natürlich windabgewandt sein. Eine exakte Planung hat oberste Priorität, wenn sich Erfolg einstellen soll.

Der Pirschweg

Der Ansitz sollte immer sicher sowie leise erreichbar sein und das Fahrzeug in ausreichender Entfernung von den Sauen unbemerkt geparkt werden können. Damit der Pirschweg nicht einladend Freizeitsuchende direkt zum Ansitz führt, wird er erst einige Meter vom Hauptweg entfernt beginnen. Zum Bergen ist es jedoch sinnvoll, wenn mit dem Fahrzeug bis zur Kirrung gefahren werden kann. Denn einen 90-Kilo- Keiler allein 300 Meter und mehr zum Auto zu ziehen, wird andernfalls zum Unterfangen der Unmöglichkeit.

Wann Kirren?

Die Landesgesetze und Verordnungen regeln zumeist die Häufigkeit und die Menge. Damit erfolgreich gejagt werden kann, muss regelmäßig gekirrt werden. Regelmäßig einmal in der Woche reicht nicht, ebenso wenig reicht es aus, einen Tag vor dem geplanten Ansitz etwas Mais auszubringen, dann ist der Ansitz reine Glückssache. Täglich, regelmäßig, immer gleich – das ist das Erfolgsrezept beim Kirren!

Der Streukreis auf der Kirrung machts

Sauen sind Gewohnheitstiere, dem muss der Jäger einfach Rechnung tragen. Oft kommt Schwarzwild jeden Tag zur nahezu gleichen Zeit an eine Kirrung, oft ist auch der Weg immer derselbe. Das Beschicken der Kirrung möglichst immer zur gleichen Tageszeit durch immer dieselbe Person ist nicht zu unterschätzen. Hierdurch können tagaktive Sauen sehr vertraut gemacht werden und sogar kurz nach dem Kirren schon auftauchen. Fremde Gerüche durch andere Personen an der Kirrung können stören, müssen sie aber nicht. Ob Sauen sich gestört fühlen, ist stark revierabhängig. Wird die Kirrung von Spaziergängern belaufen, stört das erfahrungsgemäß fast gar nicht, auch wenn wir Jäger das gerne denken. Falsche Jagdpraktiken stören weitaus mehr!

Wie wird gekirrt?

Damit erfolgreich, sicher und waidgerecht auf die Sauen gejagt werden kann, darf das Kirrgut nicht nur auf einer Stelle ausgebracht werden. In diesem Fall würde eine ganze Rotte zusammen auf der einen Stelle stehen und fressen. Ein sicheres Ansprechen wäre in der Dunkelheit schwierig, ein waidgerechter Schuss unmöglich! Die Rotte muss entzerrt werden. Darum sollten zwei bis fünf kleine Mengen Mais im Abstand von wenigstens zwei bis drei Metern ausgebracht werden. Diese natürlich vom Ansitz aus gesehen im 90-Grad-Winkel, um alle Sauen breit und nicht hintereinander zu sehen.

Womit Kirren?

Ideal zum Kirren ist Mais, da es relativ günstig ist und vom Schwarzwild gern angenommen wird. Das Optimum sind Eicheln, am liebsten zuvor in Salzwasser gelagert. Diese sind aber leider nicht immer verfügbar. Kindern, die für einen die Eicheln sammeln, kann mit einer Taschengeldaufbesserung eine große Freude bereitet werden. Wie auch immer, das Kirrgut wird zur Vermeidung der Aufnahme durch anderes Schalenwild abgedeckt. Im Herbst, wenn die Obermast fällt, bleibt die Kirrung oft unangetastet. Das ist kaum zu ändern, da Eicheln der beliebteste Sauenfraß sind. Zu dieser Zeit lohnt der Ansitz an Wiesen, auf denen die Schwarzborstler nach tierischem Eiweiß wühlen.

Die Sichtblenden

Ist der Ansitz gänzlich ungedeckt, kann dieser aufgrund des relativ schlechten Sehvermögens der Sauen vorsichtig angegangen werden. Deutlich besser aber ist natürliche Deckung. Diese bietet für den Pirschweg zur Kirrung und für den Ansitz etwa Fichten, da diese immer grün, dicht und gut beschneidbar sind. Wände mit Tarnnetzen als Deckung sind eine weitere Möglichkeit, wenn auch nicht die schönste und keinesfalls natürlich.

Die Planung

Um störungsarm und effektiv zu jagen, sind Ansitze zu vermeiden, bei denen nur auf Glück gesetzt wird. Hierdurch wird mehr gestört als nötig, und es erhöht sich unnötigerweise die Stundenzahl, um ein Stück Schwarzwild zu erbeuten. Der technische Fortschritt macht zwar einigen Reiz kaputt, ermöglicht jedoch, störungsärmer zu waidwerken. Das Fährtenbild, welches beim täglichen Kirren betrachtet wird, gibt Auskunft über ungefähre Anzahl und Stärke der Stücke.

Wenn die Kirrung läutet

Der Ansitz kann so etwa 30 Minuten vor dem vermutlichen Eintreffen der Sauen begonnen werden. Wildkameras geben einen noch genaueren Aufschluss. So zeigen sie, welche Sauen zu welcher Uhrzeit an unserer Kirrung waren. Kameras, die die Fotos direkt aufs Handy senden, bieten einen hohen Komfort. Da aber sowieso täglich gekirrt wird, reicht auch eine normale Wildkamera aus. Wildkameras haben gegenüber Wilduhren zudem den Vorteil, dass sie Auskunft darüber geben, was nach dem ersten Sauenerscheinen noch an Schwarzwild den Kirrort besucht hat. Oft kommen Keiler erst eine ganze Weile nach der Rotte. Dieser kann anhand der Wilduhr nicht bestätigt werden. Der Einsatz eines Sautelefons ist eher an kleinen Kirrungen im Feld zur Schadensvermeidung sinnvoll als an täglich frequentierten Orten. Mit diesem kann gezielt bei unregelmäßigem Auftreten der Sauen eingegriffen werden.