Keiler im Visier: Tipps zur Jagd auf die richtig großen Wildschweine

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Als Mindestmaß für die Gewehre bei einem Keiler gilt: eine Zigarettenlänge. Foto: Unsplash/Tim Schmidbauer

Gibt es überhaupt noch kapitale Keiler und wo muss man hin, um sie zu strecken? Wir haben Rüdemeister CHRIS BALKE nach seinen Bassentipps gefragt.

Einen richtigen starken Keiler zu erlegen ist wohl eines jeden Saujägers großer Traum. Doch wo hat man überhaupt noch die Chance auf ein echtes Hauptschwein? Und worauf sollte man achten, um die Chance dann auch zu verwandeln? Rüdemeister CHRIS BALKE verrät seine Tipps, wie die Jagd nach dem kapitalen Keiler zum Erfolg wird.

 

Wo muss man hin, um einen Keiler erlegen zu können?

In Deutschland besteht meist nur noch in einzelnen Privatrevieren die Chance auf einen großen, sechs bis acht Jahre alten Keiler. Die afrikanische Schweinepest beutelt dieses Vorhaben allerdings massiv. Dies trifft nicht nur auf Deutschland zu, sondern auch auf Länder wir Rumänien und Bulgarien, welche ursprünglich ein beliebtes Ziel für die Schwarzwildjagd darstellten. Wer bereit ist, die lange Anreise auf sich zu nehmen, kann sich mit Tadschikistan auseinandersetzen – dort besteht noch eine sehr realistische Chance, einen kapitalen Keiler mit ordentlicher Waffenlänge zu strecken.

 

Worauf muss man sich bei der Jagdreise ins Ausland einstellen?

Viele Pauschalreiseangebote zielen meist auf Frischlinge, Überläufer und junge Keiler ab. Wenn bekannt ist, dass ein alter Keiler in einem Gebiet unterwegs ist, dann wird der Abschuss häufig einzeln und deutlich teurer für mehrere tausend Euro verkauft. Unabhängig vom Jagdort gilt: Man sollte nicht jeden Überläufer oder jungen Keiler schießen, sonst werden die starken Keiler immer weniger. Gerade mit Blick auf das Seuchengeschehen ist also immer mit Bedacht zu jagen.

 

Woran erkenne ich den richtigen Keiler?

Als Faustregel gilt: Man muss die Gewehre deutlich sehen. Eine Zigarettenlänge ist das absolute Mindestmaß für die Gewehre bei einem passenden, alten Keiler. An diese Regel sollte man sich größtenteils halten, denn wer nur junge Keiler bejagt, mach sich auf Dauer den Bestand kaputt.

 

Was ist das richtige Kaliber?

Für dicke Keiler braucht es ein ordentliches Kaliber, das den Anforderungen gerecht wird. Dieses muss nicht nur ausreichend leistungsstark sein, die Flugbahn sollte auch hinreichend gestreckt sein.

Grundsätzlich sind Kaliber wie die 8×68, die .338 Lapua und auch die 300er Kaliber eine gute Wahl für die Jagd auf dicke Sauen. Muss man mit hohen Gewichten und anspruchsvollen Situationen rechnen, gilt die 9,3×62 als Untergrenze. Natürlich können auch 7mm funktionieren, aber wenn der Schuss nicht optimal sitzt, ist der große Keiler verloren. Oftmals haben die Reiseveranstalter keine richtigen Hunde und nachher ist der Keiler verloren, weil er nicht aufgespürt werden kann. Und selbst wenn ein Hund da ist, Sauen dieser Gewichtsklasse sucht aus Sicherheitsgründen keiner gerne nach.

 

Stichwort Treffersitz: Auf oder hinter das Blatt zielen?

Man sollte immer auf die Blätter zielen, denn vorne ist der Motor. Es bietet sich an, leicht Hochblatt zu zielen, um zusätzlich die Wirbelsäule zu treffen. Das sorgt dafür, dass die Sau im besten Fall im Feuer zusammenbricht. Dann heißt es, sofort zu repetieren und nochmal zu schießen, sollte er sich nochmal bewegen. Bei blitzartigem Zusammenbrechen besteht immer die Gefahr, dass die Sau lediglich gekrellt ist.

 

Binsenweisheit: Muss das Haupt beim Schuss oben sein?

Bei passendem Kaliber ist die Haupthaltung egal. Zwar wird immer wieder erzählt, dass sich die Schwarte durch ein gesenktes Haupt verschiebt, dies sollte, wenn das Kaliber wirklich passt, allerdings kein Problem darstellen.

 

Mythos Keilerschild – sind die alten Keiler an den Blättern unverwundbar?

Auch hier gilt: Bei passendem Geschoss handelt es sich beim Keilerschild um nichts als einen Mythos. Trotz harter Blätter geht das richtige Geschoss ohne weiteres durch. Bei jeglichem Respekt, der einem kapitalen Keiler zusteht: Es handelt sich immer noch um ein Wildtier, nicht um einen Panzer.

 

Der Keiler fällt – wie verhalte ich mich richtig?

Im offenen Gelände, Feld und Getreide ist es die richtige Entscheidung, sofort an den Keiler ranzugehen. Wenn das Stück gekrellt sein sollte, muss man die Distanz verkürzen, sonst bleibt keine Chance zum Nachschießen, bevor der Koloss in der Deckung abtaucht. Befindet man sich in Tadschikistan auf einem Felsvorsprung, hat sehr weite Sicht und ein freies Schussfeld, dann kann man abwarten und beobachten, um gegebenenfalls nochmal zu schießen. Bei Dickung und unübersichtlichem Gelände bleibt dann allerdings oftmals auch keine Chance auf einen zweiten Schuss mehr. Wer aber zügig rangeht und die Situation immer im Blick behält, der kann das Geschehen kontrollieren und so schließlich oftmals eine gefährliche Nachsuche verhindern.