Jagdtourismus? Tipps für die Jagd im Ausland

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Ein guter Anbieter und genügend Zeit sind der Schlüssel für eine erfolgreiche Jagd im Ausland. Foto: Pixabay/Reinhard Wiesinger

Wild und ursprünglich ist die Landschaft im östlichen Teil Polens. Jährlich zieht es einige deutsche Jäger dorthin, um zur Brunft auf den König der Wälder zu weidwerken. EIKE MOSS war dort und zeigt auf, worauf es bei der Brunft im Nachbarland ankommt. Bei sich im eigenen Revier auf einen Hirsch jagen zu können, ist sicherlich der Traum vieler. Doch machen es kleine Lebensräume, scharfer Abschuss und Gegenden, in denen schlicht kein Rotwild mehr vorkommt, für viele von uns nicht möglich. Wer also auf Rotwild jagen oder seinen Lebenshirsch erlegen möchte, muss oft auf die Jagd im Ausland ausweichen. Polen liegt dabei nicht nur direkt vor der Tür, sondern bietet auch noch ausgesprochen gute Chancen auf einen Hirsch. Worauf es ankommt, welche Tücken und Fallen in Polen, aber auch in Ungarn auf den Jagdgast lauern, erfahren Sie im Folgenden.

 

Prioritäten setzen!

Bevor man überhaupt mit dem Finger auf der Landkarte das perfekte Revier auswählt oder einen Reiseanbieter kontaktiert, muss man sich darüber im Klaren sein, was man will. Einen Hirsch, das ist klar. Allerdings muss man schon etws konkreter werden, um später keine Enttäuschung zu erleben.

 

Eine Frage des Gewichts

Vor der Planung der Reise muss man also für sich selbst die folgenden Fragen klären: Will ich auf einen Hirsch oder auf mehrere jagen und will ich auf einen alten Hirsch jagen und welche Geweihgewichte erwarte ich im Revier? Gerade im Großteil der günstigen polnischen Reviere, in denen Mitglieder von Jagdgesellschaften im „Nebenberuf“ die Führung der Jagdgäste übernehmen, geht es oft nicht darum, einen besonders guten oder besonders alten Hirsch zu erlegen.

Der Maler oder Klempner, der nachmittags einen Gast an seine Beute bringen soll, hat andere Motive als der Jagdgast. Das heißt, wenn sich ein Hirsch zeigt, der der Gewichtsvorgabe entspricht, wird er seinen Jagdgast auch zum Schießen animieren. Wie alt der Hirsch dann tatsächlich ist, ist für die Polen meist Nebensache. Wer also gerne einen besonderen und einen wirklich reifen Hirsch erlegen will, muss sich im Vorfeld ein paar Gedanken machen und nicht einfach nur eines der günstigen Pauschalangebote der großen Reiseveranstalter buchen.

 

Pauschalangebote für die Jagd im Ausland?

Das gilt dann in jedem Fall auch mit Blick auf die zu erwartenden Geweihgewichte. Auch wenn in einigen Revieren stärkere Hirsche vorkommen, wird man dennoch oft auf das erstbeste Stück geführt. Hat man die nötige Erfahrung und ein Revier mit seriösem Reiseanbieter gefunden, so kann man natürlich auch ein Pauschalangebot annehmen, bei dem Hirsche bis 10 oder 12 Kilo beeinhaltet sind. Mit der nötigen Selbstdisziplin und Erfahrung hat man auch dann durchaus seine Chancen.

Kommen allerdings nur junge Hirsche vor oder erlegt man den erstbesten 9-Kilo- Hirsch, so war das kein guter Deal. Solche Reisen sind etwas für Leute, die die nötige Erfahrung haben und auch mal einen Misserfolg einkalkulieren. Will man aber völlig entspannt und gezielt auf einen ordentlichen, alten Hirsch jagen, so empfiehlt es sich, das auch von vorn herein klar zu machen. Dabei muss man dann natürlich bereit sein, einen etwas höheren Preis bezahlen und sich entweder im südlichen Polen oder in Ungarn umsehen.

 

HOW TO – Hirschbrunft

• Reserven einpacken! Größere Kaliber verhindern lange Nachsuchen

• Seriöse Anbieter: Lieber etwas mehr bezahlen und bei einem Anbieter mit guten Rezensionen buchen

• Klare Ziele: Man sollte im Vorfeld festlegen, was man erwartet

• Günstig oder stark: Entweder jagt man für kleines Geld oder eben auf Kapitale

 

Jagdtourismus ist Vertrauenssache

Egal worauf man jagen möchte, man sollte sich, sobald man sich über die avisierte Beute im Klaren ist, auf den Messen ein paar vergleichbare Angebote einholen. Wichtig ist, dass man einen seriösen Anbieter hat. dem man vertraut. An diesen sollte man sich im Zweifelsfall auch wenden können, sollte die Reise nicht so verlaufen wie gewünscht. Dennoch muss man bei Jagdreisen immer aufpassen, dass man nicht veräppelt wird. Möchte man hier keine bösen Überraschungen erleben, sollte man ein wenig vorsichtig sein. Darum sollte man auch beim Wiegen der Trophäen immer mit dabei sein! Zudem muss man mit einpreisen, dass die Trophäen in Polen nach dem Abschlagen und Abkochen gewogen werden. Das abgerechnete Gewicht fällt also immer etwas höher aus, als bei der abschließenden Bewertung.

 

Sorgenkind Nachsuche

Nachsuchen sind in Osteuropa oft so eine Sache, gerade wenn Jagdgesellschaften und nicht Berufsjäger die Reviere betreuen. Der Jagdführer, der einen auch auf der Pirsch geführt hat, hat meist irgendeinen Hund am Strick und mit dem wird dann auch gesucht. Wie brauchbar der Hund ist und wie weit und ordentlich gesucht wird, variiert hier allerdings sehr stark. Das ist dann nicht nur unter Tierschutzaspekten höchst fragwürdig, sondern kann unter Umständen auch sehr teuer werden. Denn in den meisten Revieren gilt angeschweißt auch als erlegt.

Das heißt, sie müssen den Hirsch voll oder teilweise bezahlen, wenn er vielleicht zweihundert Meter weiter mausetot im Schilf liegt und der nachsuchende Mischling ihn einfach nicht in die Nase bekommen hat. Um dem vorzubeugen tut man natürlich gut daran, eine Reise zu buchen, bei der der deutsche Veranstalter bereits ein brauchbares Suchengespann vor Ort hat. Zweite Vorkehrung ist natürlich, bei der Auslandsjagd immer genügend Reserven einzupacken, sodass das Stück auch bei schlechten Treffern im Feuer liegt. Viele greifen hier zu 30er Kalibern, die aufgrund ihrer hohen Querschnittsbelastung auch eine gute Wirkung auf Rotwild liefern. Wer sicher gehen will, greift zur 300 Win. Mag. oder größer. Und last but not least sollte man gerade bei den dicken Brunfthirschen auch sehr zügig nachschießen. Lieber trägt man im Zweifel einen zweiten, nicht ganz optimalen Schuss an, als eine Nachsuche oder den Verlust des Stücks zu riskieren.

 

Musterschüler Ungarn

Polen bietet günstige Preise und lockt mit Pauschalangeboten, doch bietet Ungarn in vielen Teilen der Jagd große Vorzüge. Größter Unterschied ist, dass man in Ungarn nicht von den Mitgliedern der Jagdgesellschaft, sondern meist von Berufsjägern geführt wird. Diese sind dann primär an der Zufriedenheit des Jagdgastes interessiert. Hier spielt es auch weniger eine Rolle, ob man mehrere Hirsche laufen lässt, um den Richtigen zu finden. Das Trinkgeld wird besser, je länger man jagt und nicht je früher man einen jungen Hirsch zur Strecke bringt.

Wirklich entscheidend ist jedoch, dass die Ungarn in einigen Revieren einen Berufsjäger haben, der die Jagdführung übernimmt. Und einen, der ausschließlich nachsucht und einen brauchbaren Schweißhund führt. Auch die gesamte Jagdorganisation ist im Vergleich zu anderen osteuropäischen Jagdreiseländern in Ungarn mit Abstand am besten. Wobei es egal ist, ob es zur Hirschbrunft oder auf Drückjagden geht.

 

Fazit zum Jagdtourismus in unseren Nachbarländern

Wer günstig jagen will, fährt am besten mit einem seriösen Anbieter ins nördliche oder auch westliche Polen. Ist sich aber auch dessen bewusst, dass er wahrscheinlich nicht auf uralte und sehr schwere Hirsche geführt werden wird und unter Umständen mit einem siebenjährigen Hirsch mit sechs Kilo heimfährt. Das sind dann quasi die Budget-Jagden. Wer für einen verhältnismäßig schmalen Taler auf gute Hirsche jagen will, macht sich schlau, welche Pauschalen es für Hirsche der 10 bis 12-Kilo-Klasse gibt. Dann muss man sich aber bereits mit der Charakteristik der vorkommenden Stücke auskennen und sich auch gegenüber seinem Pirschführer durchsetzen. Sonst steht man am Ende mit einem mit einem gestreckten 8-Kilo-Hirsch zu astronomischen Preisen da.

Derjenige hingegen, der sich vorgenommen hat, gezielt auf einen alten, reifen und zudem auch noch schweren Hirsch zu jagen, der sollte sich definitiv auch keine Pauschale buchen! Sich für ein Revier im südlichen Polen oder in Ungarn entscheiden, in dem auch tatsächlich starke Hirsche bestätigt sind. Dort kann man dann mit genügend Zeit und Ruhe gezielt auf einen solchen jagen.

Ganz gleich, wofür Sie sich entscheiden, jagt zur Brunft ist etwas unglaublich spannendes und die Nachbarländer bieten für jeden Geldbeutel gutes Waidwerk. Sei es nun auf einen hochinteressanten Eissprossenzehner oder den unglaublich schweren Lebenshirsch im Kronenformat. Mit guter Vorbereitung, dem richtigen Reiseanbieter und der richtigen Ausrüstung wird die Jagdreise zum Erfolg und man kann sich auf eine spannende Jagd freuen.