Hundemeute oder Solojäger? Richtiger Hundeeinsatz bei der Jagd

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Eine Meute kann aus den Hunden eines oder mehrerer Hundeführer bestehen. Entscheidend ist, dass sie zwar einzeln eingejagt sind, aber auf der Drückjagd zusammen jagen. Foto: Reiner Bernhardt

Je nach Revier und zu bejagenden Wildarten ist der Einsatz brauchbarer Jagdhunde unerlässlich. Wann ist eine Hundemeute notwendig, wann einzeln jagende Hunde? Revierjagdmeister Roman v. Fürstenberg zeigt das Für und Wider beider Strategien auf.

Der Hetzlaut einiger im Treiben geschnallter Hunde einer zwölfköpfigen Meute kommt rasch näher. Sauen? Vielleicht haben sie eine Rotte in Bewegung gebracht. Noch vor der Schussschneise ist ein hochflüchtiges Rudel Rotwild in den Buchenrauschen schemenhaft zu erkennen. Die Hunde holen auf. In höchster Flucht überfällt das Rudel unansprechbar die Schneise. Die Meute mit Hetzlaut dicht dahinter. Rotwild und Hunde haben binnen Minuten das Treiben verlassen. Kein Fall von dumm gelaufen, sondern von falsch geplant!

Moderne Hundemeuten

Der Einsatz einer Hundemeute, die in einem sozialen Rudelgefüge zusammenlebt und jagt, ist nicht unumstritten. Häufig wird mit dem Einsatz einer Meute die verbotene Hetzjagd in Verbindung gebracht. Die heute geführten Meuten jedoch alle als Hetzer zu verteufeln, ist falsch. In der klassischen Meute hat jeder Hund eine Aufgabe. Weiträumig arbeitende „Finder“, eher kurz arbeitende „Packer und Sprenger“ sowie ein Teil „Beihunde“ haben in dieser Zusammensetzung, die heute eher selten gebräuchlich ist, einen entscheidenden Nachteil. Sie funktionieren nur zusammen als System. Fällt der Finder aus, Kreisen die kurzarbeitenden Hunde um den Führer wie Kometen. Wild zu finden und auf die Läufe zu bringen, wäre Zufall. Ebenso der Ausfall der Hunde, die scharf am Wild jagen.

Rotwild flieht in Dickicht

Rotwild: durch Einsatz kurzläufiger Hunde kommt’s den Jägern ruhiger. Foto: Pauline v. Hardenberg

Ist der Finder eher vorsichtig und nicht sehr scharf, gelingt es meist nicht, festliegende Rotten zu sprengen. Die heute gebräuchliche Form der modernen Hundemeute basiert auf der Einarbeitung jedes einzelnen Hundes. Hierdurch kann das Potential jedes Vierläufers voll gefördert werden.

Auch ist der Ausfall eines Hundes kein Problem, da jeder ja für sich jagen kann. Zudem kann die Hundemeute besser getrennt und die Hunde den örtlichen Gegebenheiten angepasst werden. Heutige Meuten setzen auf bewährte Rassen aus der Reinzucht und nicht auf Gebrauchskreuzungen. Der Einsatz einer Hundemeute ist vor allem bei großflächigen Treiben mit viel Deckung sinnvoll. Große Maisschläge, Windwurfflächen mit heftiger Vegetationsdichte und große Treiben, in denen ein Bereich während der Jagd dauerhaft beunruhigt werden soll, sind die Hauptarbeitsgebiete der Meuten. Kleinflächige Treiben stellen jedoch durch gezielte Auswahl kurzjagender Hunde dank individueller Ausbildung kein Problem für die meisten Meuten dar. Meuten, bei denen nahezu sämtliche Hunde die ganze Zeit über um den Hundeführer herumkreisen oder die im Treiben ihre eigene Jagd veranstalten, sind strikt abzulehnen, wenn man erfolgreich jagen will.

Solojäger

Ein einzelner Hund reicht für eine große Drückjagd auf Sauen mit vielen Deckungsbereichen wahrlich nicht aus. Ist der Hund jedoch gut eingearbeitet und hat möglichst eine Verbandsstöberprüfung (VStP) bestanden, eignet er sich grundsätzlich für kleinere Treiben. Bei guter Einarbeitung, beispielsweise eines Vorstehhunds, kann dessen Anlage zum Vorstehen hervorragend auch auf Schwarzwild genutzt werden. Der Hund benötigt einen guten Finderwillen, Schärfe und eben die Anlage, Wild durch Vorstehen anzuzeigen. Arbeitet dieser Hund dann mit einem modernen Ortungsgerät wie dem Tracker (siehe SAUEN 1/2017), kann der einzelne, am wahrscheinlichen Auswechsel anstehende Hundeführer genau beobachten, wie der Hund den Deckungsbereich absucht. Steht der Hund vor, ist das ganz klar durch das Ortungsgerät zu erkennen. Je nach Einarbeitung kann der Hund nun von einem Helfer angegangen und beim Sprengen der Rotte unterstützt werden.

Teckel im Anlauf auf laubigen Herbstboden.

Teckel sind zwar langsam, eignen sich aber dadurch hervorragend für alle Stöberjagden – insbesondere mit Reh- und Rotwildvorkommen. Foto: Bildagentur Schilling

Deutlich besser gelingt es jedoch, wenn der Hund auf Pfiff „einspringt“, also die Sauen aus dem Kessel hochmacht und scharf anjagt. Bei dieser Jagdart kann ein gut platzierter Hundeführer bereits Strecke machen. Der Hund sollte gegen den Wind arbeiten, denn die Sauen verlassen bei einem Hund meist auf einem ihnen bekannten Wechsel den Einstand gegen den Wind. Der Hund muss also hinter dem Dickungsbereich zur Arbeit geschnallt werden. Natürlich ist es, wenn denn möglich, sinnvoll, alle möglichen Wechsel mit Schützen abzudecken. Auch empfiehlt es sich hierbei, bekannte Fluchtwechsel fernab der Dickung zu besetzen.

Einzel oder Kombi?

Der Vorteil einzeln eingejagter und auch einzeln jagender Hunde wurde bereits ausführlich dargestellt. Die lose Zusammensetzung einzeln jagender Hunde verschiedener Besitzer stellt also kein Problem, sondern eine absolute Bereicherung für jede Jagd dar. Die einzeln suchenden sowie jagenden Hunde können große Bereiche abdecken. Beim Auffinden von Wild, bei Standlaut oder beim Anhetzen schlagen sich weitere Hunde bei und erhöhen den Druck auf das Wild auf das notwendige Niveau. Hierbei passiert es auch nicht so schnell, dass sämtliche Hunde hinter dem Wild das Treiben verlassen. Durch einzeln jagende Hunde ist ein gezielter Einsatz weniger Vierläufer in festgelegten Bereichen zur dauerhaften Beunruhigung während der Jagd gut realisierbar. Sind die Hunde bogenrein und hetzen Wild nur kurz an – umso besser!

Große Hunde

Große Hunde, insbesondere die Vollgebrauchshunde der Vorstehhunderassen, müssen zwar mit Vorsicht sowie Bedacht eingesetzt werden, sind auf gut angelegten Drückjagden aber ein Muss. Oft sind es jene körperlich starken und hochläufigen Hunde, die mit notwendiger Kraft und Schärfe Rotten sprengen oder krankes Wild zuverlässig halten, um es abfangen zu können. Kleine Rassen kommen hier nicht selten an ihre körperlichen, wenn auch nicht mentalen Grenzen. Bei Treiben, in denen Rotwild vorkommt, sollten große Hunde aufgrund ihrer Schnelligkeit möglichst nicht eingesetzt werden. Bei solchen Treiben reicht oft ein kleiner, kurzjagender Hund und wenige Treiber, um das Rotwild gezielt und vor allem ruhig den Jägern vor die Stände zu bringen.

Hunde im Wald werden vom Jäger zurückgehalten.

Sind die Hunde mit Ortungsgeräten ausgestattet, kann im Ernstfall schnell eingegriffen werden. Foto: Martin Otto

Kleine Hunde

Kleine Hunde wie Terrier und Teckel eignen sich sehr gut für alle Stöberjagden, insbesondere auf Sauen. Der Teckel hat insbesondere für Rehwildriegler den Vorteil, verhältnismäßig langsam zu sein. Rehwild kommt so mit der notwendigen Ruhe zu den Jägern, verhoffen und sichern immer wieder zurück zum Hund. Probleme bestehen bei dieser Rasse jedoch bei einigen komplizierten Geländegegebenheiten. Bei hohem Schnee sowie großen und nicht ganz flachen Schilfbereichen sollte auf sie zugunsten hochläufiger Hunde verzichtet werden.

Komplexe Flächen

Große Dickungskomplexe erfordern mehr Hunde als Waldjagden mit nahezu fehlendem Unterbau. Um die Sauen nicht nur zu finden, sondern um den notwendigen Druck aufzubauen, sind Meuten meist das Mittel der Wahl. Aber auch einzeln eingearbeitete Hunde, die gemeinsam arbeiten, sind hier zielführend. Entscheidend ist, dass die Zahl der Hunde mit der zu bejagenden und durchzustöbernden, deckungsreichen Fläche erhöht wird.

Nah und Fern

Das Unterscheiden in hoch- sowie niederläufige Hunde reicht nicht aus. Bei beiden gibt es weitjagende Fernaufklärer und um den Hundeführer kreisenden „Bewacher“. Auch Terrier können direkt zu Beginn des Treibens selbiges auf mehrere Kilometer verlassen. Nicht jede Bracke geht weit, aber auch bei den eher kurzjagenden Vorstehhunden gibt es weitjagende Ausnahmen. Ein Grund, nicht nur nach Rasse auszuwählen, sondern bereits bei der Jagdplanung, der Einladung und der Einteilung die jeweiligen Hundeführer so zu berücksichtigen, wie ihre Hunde individuell jagen.

Maisjagden

In großen Maiskomplexen ist eine Bejagung mit einer oder mehrerer Meuten empfehlenswert. Auch ausreichend solo arbeitende Hunde können eingesetzt werden. Sinnvoll sind dann immer die Zusammenschlüsse mehrerer Hundeführer mit einem oder mehreren Hunden zu einer lockeren Hundemeute, die häufiger zusammen jagt. Der Vorteil liegt darin, dass sich die Hunde kennen. Und das kann den Erfolg gegenüber sich unbekannten Hunden deutlich verbessern. Werden nur kleine Maisschläge bis fünf Hektar bejagt, sollten eher kurzjagende Hunde ausgewählt werden. Fernaufklärer verlassen, wie auch auf Drückjagden, oft zu schnell mit dem Wild den Schlag und behindern so die Fortführung der Maisjagd.

Zusammenfassung – Auswahl der Hunde

Grundsätzlich ist der Hundeeinsatz immer den örtlichen Gegebenheiten und den vorkommenden Wildarten anzupassen. Möglichst schnell sollen die Schwarzborstler gefunden, die Rotten gesprengt und die einzelnen Sauen vor die Schützen gebracht werden. Bei der Auswahl der Hunde sollte auf reinrassige Wert gelegt werden. Für einzeln jagende Hunde aller Rassen, die auf Drückjagden geführt werden, empfiehlt sich die Verbandsstöberprüfung. Unbedingtes Muss aller Hunde ist der Laut. Hunde, deren einziger Laut auf der Jagd das Glöckchen an Halsband oder Weste ist, sind gänzlich ungeeignet! Die Auswahl wird stets individuell mit viel Feingefühl erfolgen.

Dieser Artikel erschien zuerst in JÄGER 10/2018. Hier geht es zur aktuellen Ausgabe!