Gefährliche Gigantensuche: Tipps zur Nachsuche auf den Hirsch

andrea-chioldin-6LChsc9M2rA-unsplash

Die Jagd auf den Hirsch ist spannend - doch bei der Nachsuche gibt es einiges zu beachten. Foto: Unsplash/Andrea Chioldin

Kaum etwas ist so spannend wie die Jagd auf den reifen Hirsch. Doch was tun, wenn es zur Nachsuche kommt? Wir zeigen gemeinsam mit Rüdemeister und Nachsuchenprofi Chris Balke die Unterschiede und Besonderheiten bei der Nachsuche auf Rot- und Damwild auf. Worauf es vor dem Schuss und unmittelbar nach der Schussabgabe ankommt. Wo sich kranke Hirsche stecken, ob sie die Nähe zum Brunftgeschehen suchen und ob die Fährte Stehzeit braucht. Wie weit ein kranker Hirsch flüchtet und was später im Jahr bei der Kahlwildbejagung zu beachten ist, all das erfahren Sie im Gespräch mit Chris Balke

 

Redaktion: Was sind denn die häufigsten Ursachen für Nachsuchen auf Rotwild?

Balke: Hin und wieder werden Rehwild- kaliber verwendet, die sich nicht für die Jagd auf starkes Rotwild eignen. Auf einen groben Klotz gehört ein grober Keil. Bei schlechten Treffern verkürzt dies die Nachsuche. Das soll heißen, dass die schwächeren 30er Kaliber nicht ideal sind, um einen kapitalen Hirsch zu erlegen. Hier sollte man tunlichst Kaliber mit größerer Energie und oder Masse verwenden. 300er Kaliber wie die 300 Win. Mag., 300 WSM oder etwa Kaliber wie die 9,3×62 eignen sich deutlich besser.

 

Redaktion: Was macht die Rotwildfährteaus und wie weit zieht ein kranker Hirsch?

Balke: Oft lässt sich diese gut zu halten. Wichtig ist, dass der Hund hetzstark ist und den Hirsch auch mehrfach stellen kann. Meist steckt sich ein schwer kranker Feisthirsch im Umkreis von etwa 1 bis 2 Kilometern um seinen Einstand. Dennoch muss man nach dem Schuss Ruhe lassen, um das Stück nicht aufzumüden.
Bei Brunfthirschen ist dies etwas anders. Diese sind aufgrund des hohen Adrenalinspiegels erheblich schusshärter und schmerzresistenter, weshalb sie weit weniger schnell ins Wundbett gehen, als Hirsche in der Feistzeit. Durch die Kämpfe in der Brunft sind sie Schmerzen soweit gewöhnt, dass kranke Stücke sogar nach einer erfolglosen Nachsuche wieder auf dem Brunftplatz aufgetaucht sind, um erneut zu kämpfen. Ein Faktor, der die Nachsuche erschwert.

Hirsche sind oft noch weiter entfernt im Bestand, wenn der Fangschuss angetragen wird. Fotos: Chris Balke

Redaktion: Was macht die Nachsuche in der Brunft zur Herausforderung?

Balke: Das große Durcheinander. Überall herrscht Betrieb, Kahlwild und Brunft- hirsche ziehen überall ihre Fährten. Es ist überall Brunftwitterung in der Luft. Hirsche müden sich auch gegenseitig auf. Teils kommt es sogar vor, dass ein krankes Stück vom Platzhirsch attackiert und vertrieben wird.

 

Redaktion: Wie gestaltet sich die Nachsuche beim Damwild?

Balke: Im wesentlichen ist diese in der Feistzeit ähnlich wie beim Rotwild, die Hirsche stehen in ihren Einständen und ziehen sich auch, wenn sie krank sind, dorthin zurück. Weitere Fluchten sind in der Feistzeit eher selten. Im Bereich großer Brunftplätze sind die Schaufler rasch nach dem Schuss wieder auf den Brunftkuhlen. Hin und wieder sucht man zwischen den Schauflern den Anschuss. Auch hier herrscht ein Durcheinander.

 

Redaktion: Welche Gefahren bestehen bei der Suche auf den Damhirsch?

Balke: Damhirsche stellen sich weit schneller dem Hund, als es das Rotwild tut. Sitzt der Schaufler im Wundbett, kann er Hund und Hundeführer annehmen und eine Gefahr für beide darstellen. Es gibt Fälle, in denen der Schaufler gefährlicher ist, als das Rotwild.

 

Redaktion: Wie viele Hunde führst Du und warum?

Balke: Beim Rotwild setze ich meist einen Hund ein, da sich der Hirsch dem Hund aus freien Stücken stellt, da er ihn nicht für voll nimmt. Der Hirsch stellt sich bei Lauf- oder Streifschüssen meist weil er es will. Wäre dann ein zweiter Hund dabei, besteht immer die Gefahr, dass der Druck auf den Hirsch zu groß wird und dieser schließlich abspringt und nicht mehr gefunden und erlegt werden kann. Wenn es erforderlich ist und dadurch die Hetze verkürzt werden kann, setze ich auch einen zweiten Hund ein.

 

Redaktion: Was ist denn dein Tipp, um Nachsuchen zu verhindern?

Balke: Gerade wenn ein Hirsch mit kleineren Kalibern beschossen wird und im Feuer zusammenbricht, gilt es sofort nachzuladen und erneut zu schießen! Ein Stück, das wie vom Blitz getroffen zusammenbricht, dann aber kurze Zeit später das Haupt hebt, ist meist gekrellt. Wer hier nicht sofort die Distanz zum Stück verringert, um nachzuschießen oder sofort nachschießt, riskiert eine langwierige und oft erfolglose Nachsuche.

Balke verrät, auch die Nachsuche auf den Hirsch birgt Gefahren!

Redaktion: Was ist bei der Nachsuche auf Kahlwild zu beachten?

Balke: Die Bindung Alttier Kalb ist sehr groß, weshalb diese auch gemeinsam abspringen, wenn das Kalb krank ist. Für den Hund ist dies insofern schwierig, da er oft zuerst an das Alttier kommt und dann erst auf das kranke Kalb stößt. Oft zieht das Kalb auch mit dem Rudel, was die Verleitung für den Hund noch weiter erhöht. Hier ist der erfahrene Hund gefragt. Grundsätzlich gilt es immer zuerst das Kalb und dann das Tier zu erlegen, was Recht und Waidgerechtigkeit ohnehin gebieten.

 

Redaktion: Wie verhalte ich mich nach dem Schuss richtig?

Balke: Sollte man nicht nachschießen können und das Stück liegt nicht in unmittelbarer Nähe des Anschusses, gilt es, wie bei allen anderen Wildarten auch, Ruhe zu lassen. Ist es beim Hirsch noch vertretbar, der Fährte 200 Meter zu folgen, so ist die Bindung zwischen Alltier und Kalb so groß, dass man lieber Ruhe lässt, denn sonst flüchtet das Kalb oft weit, ohne krank zu werden.

Das Ende einer spannenden Nachsuche: Chris Balke am gesuchten und erlegten Hirsch.