Ausrüstung ist bei vielen Jägern genauso beliebt wie die Jagd an sich. Was man jedoch wirklich bei einer Drückjagd braucht und was nur Ballast ist, verrät unser Autor PATRIK BOLLRATH.
Jedes Jahr aufs Neue sieht man auf den Drückjagden den Querschnitt der Jägerschaft auflaufen. Vom ruhigen, aber immer erfolgreichen Schützen bis hin zum erfolglosen Jagdgeschichtenerzähler ist alles vertreten. Auch was die Ausrüstung angeht, ist auf den Drückjagden von A wie Aufbrechmesser bis zu Z wie Zielstock alles zu finden.
Drückjagd-Ausrüstung: Weniger ist mehr
Oft ist es empfehlenswert, die Ausrüstung am Mann auf das Wesentliche zu reduzieren. Bei einer Drückjagd ist es dann von Vorteil, den Rest der Ausrüstung für alle Eventualitäten im Auto zu lagern. So kann ein mehrteiliges Messer-Zerwirk-Set im Rucksack lieber dem simplen, scharfen Aufbrechmesser weichen. Auch Wechselbekleidung ist meist besser im Fahrzeug aufbewahrt. Die wenigen hundert Meter Strecke, die das Auto bei einer Drückjagd meist entfernt steht, lohnen sich im Fall der Fälle eher, als das garantierte Extra-Gewicht im Rucksack.
Im Folgenden sind die Ausrüstungsgegenstände aufgezählt, die PATRIK BOLLRATH für unverzichtbar auf einer Drückjagd hält. Wichtig hier: Geschmäcker sind verschieden, die Liste sollte als Anregung beim Packen des eigenen Rucksacks gesehen werden.
Beheizter Zwiebellook
Bollrath empfiehlt eine Pre-Drückjagd-Routine: Das Drückjagd-Outfit ist immer gleich aufgebaut und wird dann je nach Temperatur und Wetter modifiziert.
Als erste Lage eignet sich dünne, lange Funktionsunterwäsche. Über diese kommt dann zusätzlich lange, etwas dickere Unterwäsche als wärmende Schicht. Die Kombination dieser beiden Schichten sorgt dafür, dass Feuchtigkeit vom Körper wegtransportiert werden kann, gleichzeitig wärmt sie bei der Jagd. Weiter geht es mit einer Wärmewesten und einer gefütterten, wind- und wasserabweisenden Hose. Diese Schicht wärmt zusätzlich und die Hose schafft wirkungsvoll Abhilfe gegen äußere Einflüsse. Über die Heizweste kommt dann eine dünne und eine dicke Fließjacke und darüber schließlich die obligatorische signalorange, wind- und wasserfeste Jacke. Sollte es am Tag der Drückjagd doch unerwartet warm sein, kann man Fleecejacken und Wärmewesten einfach am Stand ausziehen.
Problem bei der Drückjagd: Und ewig friert der Fuß
Oft sind es allerdings die Füße, die am meisten frieren. Viele Gummistiefel, Jagdstiefel oder Fliegerstiefel halten die Füße nicht zuverlässig warm. Ein Geheimtipp hier: die Apex Wanderstiefel der Marke Baffin. Nachteil bei diesem Modell ist, dass man nicht sehr komfortabel lange Strecken laufen kann. Und auch über die Optik lässt sich streiten. Wenn man allerdings oft darauf angewiesen ist, dass der Fuß stundenlang und über mehrere Treiben hinweg warm bleibt, lohnt sich oft die Investition. Für Hundeführer ist ein solcher Stiefel oft ungeeignet, diese laufen sich meist aber aufgabenbedingt warm und sind auf die Wärme der Stiefel gar nicht angewiesen.
Die Waffe: Eingespielte Routine
Zur Waffe bleibt mir nur zu sagen, dass die Waffe und die Optik genutzt werden sollten, mit denen man am besten zurechtkommt und die man am sichersten beherrscht. Es ist zwar ganz nett, auf jeder Jagd eine andere Waffe auszuführen, doch es gibt nur wenige Schützen die alle ihre Waffensysteme gleichermaßen gut vor allem für den flüchtigen Schuss beherrschen. Gleiches gilt hier für die Zieloptik, sie sollte drückjagdtauglich sein, daher ein entsprechend großes Sehfeld aufweisen.
Schlanker Rucksack für die Drückjagd
Wenn man weiß, welche Gegenstände persönlich für eine Drückjagd essenziell sind, reicht oft ein kleiner Rucksack von maximal 30 Litern aus.
Bollrath schwört auf ein Wärmebildgerät im Inventar. Wie auf dem Ansitz, kann anwechselndes oder sich drückendes Wild auch auf der Drückjagd vorher erkannt und eventuell angesprochen werden. In jedem Fall ist man früher bereit.
Kommen wir nun zum Rucksack. Ich bin der Meinung, ein schlanker Rucksack von maximal 30 Litern reicht völlig aus. Was befindet sich nun in dem Rucksack und warum empfinde ich diese Gegenstände als so wichtig? Auch kann man überprüfen, ob man nicht sofort verendetes Wild in der Dickung liegen sehen und somit die Jagd fortsetzen kann. In vielen Fällen ist auch ein Tarnnetz ein wichtiges Utensil für die. Drückjagd. Viele Drückjagdböcke sind nicht verkleidet und ein Tarnnetz, Bollrath empfiehlt vier bis fünf Meter Länge, kann wirkungsvoll davor schützen, zu früh erkannt zu werden.
Lohnenswert ist auch ein Sitzkissen – es gibt wenig Dinge, die unangenehmer sind, als ein nasses Gesäß auf einer Jagd. Irgendwann geben auch die besten Hosen nach und da lohnt es sich, der Nässe und damit einhergehenden Kälte beim Sitzen vorzubeugen.
Zusätzlich lohnen sich ein Abfangmesser, ein Aufbrechmesser und ein kleiner Messerschärfer. Auch Einmalhandschuhe gehören zur Standardausrüstung, genauso wie ein Bergegurt, mit dem auch größeres Wild geborgen werden kann.
Mütze, Schlauchschal und Handschuhe sind ebenfalls sinnvoll – sollte es mal wirklich windig werden, können sie einem den Tag der Drückjagd retten.
Safety First
Mit am wichtigsten ist ein Erste-Hilfe-Set für Mensch und Hund. Bollrath empfiehlt zusätzlich, Frischhaltefolie mitzunehmen. Auch wenn dies erst einmal ungewöhnlich wirkt, kann sie gerade bei Hunden helfen, große Wunden wie eine geöffnete Bauchdecke zu schützen und zu isolieren, bis ein Tierarzt dem Vierbeiner helfen kann.
Ebenso Teil der Standardausrüstung ist ein Ersatzmagazin mit der entsprechenden Anzahl an Patronen. Auf einer normalen Drückjagd ist man mit 20 Schuss und ein bis zwei Magazinen immer auf der sicheren Seite. Als Grundregel kann man immer das dreifache an Munition der zu erwartenden eigenen Strecke mitbringen, in der Regel liegt diese zwischen einem bis sechs Stück Schalenwild. Auch bei einem Trefferverhältnis von 2:1 hat man immer noch genügend Reserve. Sollte mehr Wild zu erwarten sein, wird dies meist in der Einladung angekündigt und dementsprechend sollten dann eine oder zwei Schachteln mehr eingepackt werden.
Ein kleiner Entfernungsmesser ist ebenfalls sinnvoll, um die Entfernungen bei der Drückjagd zuverlässig auch in unbekanntem Terrain bestimmen zu können.
Tee geht immer
Bezüglich der Verpflegung auf der Drückjagd hat Bollrath ein paar Geheimtipps:
„Proviant nehme ich grundsätzlich nicht mit auf den Sitz. Essen lenkt ab und macht erstmal träge, ist also nichts für die Drückjagd. Eine große Kanne schwarzer Tee darf jedoch auf keiner Drückjagd fehlen. Der Tee wärmt und versorgt den Körper mit Flüssigkeit. Gegessen wird nach der Jagd in geselliger Runde. Als Hundeführer kommt natürlich noch das ein oder andere mehr an Ausrüstung hinzu. Das meiste bleibt jedoch sowieso im Auto. Alles andere wie Zielstock, Sitzstock, Angelschirm, Wechselbekleidung, Fernglas und ähnliches bleibt im Auto und kann bei Bedarf genutzt werden.“
Schauen Sie also, was sie wirklich brauchen und beladen Sie sich nicht mit unnötigem Ballast. Wenn man es genau nimmt brauchen Sie eigentlich nur Ihre Waffe, der Rest ist verzichtbar, gestaltet das Leben jedoch angenehmer. Hier gilt es, Erfahrungen zu sammeln und eigene Prioritäten für die Drückjagd zu setzen.