Drückjagd organisieren – was muss ein Jagdleiter beachten?

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Die Planung entscheidet, wie gut eine Drückjagd ablaufen kann. Fotos: Sven-Erik Arndt

Eine Drückjagd zu planen ist nicht nur zeitintensiv, sondern erfordert auch einiges an Know-how und Strategie, wenn am Jagdtag alles reibungslos ablaufen soll. Wie Sie eine Jagd planen und auf was Sie achten müssen, erfahren Sie von unserem Autor PATRIK BOLLRATH.

Eine gute Drückjagd misst sich an ihrer Organisation. Ist nur wenig Wild am Treiben, jedoch der Ablauf und die Stände so gut vorbereitet, dass man als Teilnehmer merkt, dass der Jagdleiter sich Mühe gegeben hat, kann es trotz weniger Stücke eine gute Jagd gewesen sein. Gute Planung und exakte Durchführung ist das A und O für jeden Jagdleiter, um die gewünschte Strecke zu erzielen und den eingeladenen Gästen eine gute Erfahrung zu bieten.

 

Wie fängt man an?

Die Planung für eine Drückjagd braucht einen gewissen Vorlauf. Hier reichen nicht ein oder zwei Tage – schon ein gutes Jahr im Voraus sollten Sie mit der Vorbereitung beginnen. Ganz nach dem Motto: „Nach der Jagd ist vor der Jagd.“ Zunächst ist ein Datum festzulegen. Der Zeitpunkt der Jagd ist abhängig vom vorkommenden Wild – keine Drückjagd in der Brunft! Aber auch Erntefortschritt der Landwirtschaft und Belaubungszustand der Bäume können entscheidende Faktoren sein. Auch ist die Abstimmung mit dem Nachbarn extrem wichtig. So kann man ggf. auf großer Fläche jagen, statt jedes Wochenende eine kleine Ecke durchzudrücken. Ebenfalls kann überlegt werden, vor der Jagd eine gewisse Zeit Jagdruhe auf der Fläche zu halten, um das Wild vertrauter werden zu lassen.

Steht ein Termin fest, sollte man sich über das Ziel der Drückjagd im Klaren sein. Das Wild wird auf großer Fläche durch die Hunde und Treiber beunruhigt, es wird aus den Einständen gescheucht und das Revier wird einmal sprichtwörtlich auf den Kopf gestellt. Das ist alles nur gerechtfertigt, wenn dadurch tatsächlich in den Wildbestand eingegriffen und der Abschussplan weitestgehend erfüllt wird.
Der rein gesellschaftliche Aspekt ist zwar schön, gerechtfertigt ist die Drückjagd dadurch allerdings nicht.

 

Eine Frage des Personals

Auch relevant für die Planung ist, wen man einlädt. Hier ist vor allem die Anzahl von Hundeführern von essenzieller Bedeutung. Da gute Hundeführer – ob Durchgeher oder Standschnaller – meist schon früh im Jahr ausgebucht sind, sollte ebenso früh mit den Einladungen begonnen werden. So kann man sicherstellen, auch genügend Hunde auf der Fläche zu haben. Wie viele Hunde und welche Rassen man benötigt, hängt stark von den Revierstrukturen ab: je dichter und je mehr Einstand vorhanden ist, desto mehr Hunde sollten eingesetzt werden.

 

Wer macht bei einer Drückjagd was?

Wenn man die richtigen Hunderassen zum vorkommenden Wild aussucht, können es kaum zu viele Hunde sein. In kleinen Waldstücken sind Terrier und Teckel eine beliebte Wahl, da diese nicht zu viel Druck auf das Wild ausüben und dieses somit nicht gleich den Wald verlässt. Bei großen Waldflächen eignen sich vielleicht eher Wachtel oder Bracken. Am Ende gilt: Die Mischung macht’s. Als Jagdleiter ist es gut zu wissen, wie die eingeladenen Hunde jagen, um diese richtig einsetzen zu können. Auch sollte schon vorher festgelegt sein, wie die Beunruhigung im Detail aussehen soll. Je nach zu erwartender Strecke sind außerdem Nachsuchergespanne in ausreichender Zahl einzuplanen. Die Gespanne sollten erfahren und professionell sein – eine Drückjagd ist nicht der Platz, um es mit unerfahrenen Hunden zu versuchen. Auch hier gilt: lieber ein Gespann zu viel als zu wenig fragen.
Gute Schützen braucht das Land

Ebenso wie fähige Hunde braucht es auch fähige Schützen, um am Ende des Tages vor einer entsprechenden Strecke zu stehen. Wertet man die Streckenergebnisse der Schützen über die Jahre aus, zeichnet sich meistens ein klares Bild. In vielen Fällen sind 10% der Schützen für 80% der Strecke verantwortlich. Das liegt meist daran, dass gute Schützen auch auf gute Stände gesetzt werden. Sie können dort am besten die guten Chancen verwerten. Als Jagdleiter gilt es, diese 10% zu erkennen und entsprechend einzusetzen. Auch gilt, dass der Schwierigkeitsgrad der Stände und die Fähigkeiten des jeweiligen Schützen übereinstimmen. Einen ungeübten Jungjäger, der noch etwas mehr Zeit zum Ansprechen braucht, sollte man demnach nicht an die enge Schneise setzen. Ein routinierter Drückjagdschütze kann jedoch auch hier seine Chancen nutzen und effizient zur Strecke beitragen.

 

Checkliste für die Einladung zur Drückjagd:

● Datum und Zeitangabe
● Dauer des Treibens und Zeitpunkt
● Schüsseltreiben, Wann und Wo
● Die Funktion des Eingeladenen Hundeführer, Schütze, Treiber etc.
● Sitzstock, Tarnnetz, eventuell Angelschirm
● Frühstück aus dem Rucksack, wenn nicht anders organisiert.
● Jagdschein
● Standgebühr/Umlage Treiber
● Zu-oder Absage bis Datum

Die Aufgabe des Jagdleiters ist es, alle relevanten Informationen mit den Teilnehmenden zu teilen.

Karten nutzen

Eine Schlüsselrolle nehmen die Stände der Schützen ein. Einen Überblick verschafft hier bei der Feinplanung zunächst eine Karte (Maßstab 1 : 10 000). Hier werden Stände und Einstandsgebiete eingezeichnet. So sind schnell eventuelle Lücken in den Schützenringen zu sehen und zu vermerken. Auch sieht man, welche Stände mitunter ein Sicherheitsrisiko zu einem Nachbarstand haben. Es werden die Stände markiert, welche für Hundeführer angedacht sind, also nahe an Einständen liegen.

Die Eintragungen dieser Karte werden anschließend im Gelände umgesetzt. Die Stände werden kontrolliert, Sicherheitsbereiche eingezeichnet und freigeschnitten. Es wird jeder besetzte Sitz freigeschnitten. Oft reicht es im direkten Umfeld des Sitzes etwas mehr weg zu nehmen, da sich im weiteren Umkreis oft kleinere Lücken ergeben. Eine gute Regel ist, dass jeder Sitz so sein sollte, dass man sich selber auf diesen setzen würde.

 

Neue Stände für die Drückjagd?

Müssen neue Stände aufgestellt werden, muss der potenzielle Bereich einmal genau erkundet werden. Lichtbrücken und Bereiche mit viel Deckung sind oft die bevorzugten Stellen, an denen das Wild über eine Schneise geht. Man sollte auch die unmittelbaren Wechsel einmal ablaufen und schauen, wie gut man von diesen den Sitz sehen kann, denn umgekehrt wird man auch das Wild sehen. Über all diesen Punkten steht die Sicherheit aller Teilnehmer an erster Stelle. Das bedeutet, dass die Sicherheit zwischen allen Ständen immer geben sein muss und vor jedem jagdlichen Erfolg geht.

 

Für potenziellen Ersatz sorgen

Ist der Tag festgelegt und die grobe Planung der Jagd abgeschlossen, kann es an die organisatorische Feinplanung gehen. Die Gruppeneinteilung der Schützen und Treibergruppen muss organisiert werden. Hier sollten immer erfahrene und durchsetzungsstarke Gruppenführer involviert werden, die in ihrer Gruppe alle organisatorischen Arbeiten gewissenhaft und zuverlässig übernehmen.

Die Größe der Gruppen sollte nicht mehr als fünf Personen betragen, da das Ausbringen sonst zu lange dauert. Kleinere und dafür mehrere Gruppen sind schneller und überschaubarer. Die Parkplätze sind gut zu kennzeichnen und sollten sich immer an den Gruppen orientieren, sodass die Gruppen geschlossen und ohne Verzögerung abrücken können. Schützen und Hundeführer werden in den Gruppen auf entsprechende Sitze aufgeteilt. Die Gruppenführer sollten Standzettel austeilen, auf denen alle wichtigen Information zusammengetragen sind. Insbesondere sind hier Rettungspunkte, Tierarztnummer (Erreichbarkeit absprechen) und Notrufnummern zu vermerken. Ebenso sollten die Freigabe und die Uhrzeiten des Treibens auf diesem Zettel stehen.

 

Absagen einplanen

Mit Absagen oder Ausfällen ist immer zu rechnen. Diese müssen leider mit eingeplant werden. Am Jagdtag sollte der Jagdleiter kurzfristig wichtige Stände neu besetzen können. Mit den Gruppenführern sollte vorher einmal die Anstellerrunde abgefahren werden und die Besonderheiten zu jedem Sitz geklärt werden. Eine Mappe mit Karten, Wildmarken und Anschussbändern ist für die Gruppenführer ebenfalls vorzubereiten.

 

Was sollte noch für die Drückjagd vorbereitet sein?

Der Aufbrechplatz und der Wildtransport müssen sichergestellt und mit fachkundigen Helfern ausgestattet sein. Wird zentral aufgebrochen, ist ein professioneller Schlachter, welcher die Strecke versorgt, Gold wert. Die Wildbergetrupps sollten mit Anhängern ausgestattet sein und es muss abgesprochen werden, wer das Wild von den Ständen zum Aufbrechplatz und vom Aufbrechplatz in die Kühlung fährt. Der Streckenplatz und Verpflegung sind zu organisieren. Helfer, welche am Morgen der Jagd die Warnschilder aufstellen, sind einzuweisen. Diese sollten auch nach der Jagd dafür zuständig sein, die Schilder wieder einzusammeln. Die Gruppenführer sollten für die Jagdscheinkontrolle verantwortlich sein und jeden Schützen auf einer Liste gewissenhaft abhaken, wenn dieser kontrolliert wurde.

 

Die Belehrung

Die Sicherheitsbelehrung erfolgt einzig und allein durch den Jagdleiter und sollte alle Punkte – und seien Sie noch so kleinlich – beinhalten. Die Belehrung ist vorher zu verschriftlichen, damit in der Aufregung nichts vergessen wird. Die Ansprache kann wie folgt gegliedert sein:
● Begrüßung
● Zeitlicher Ablauf, Uhrenvergleich
● UVV, Besonderheiten der Sicherheit
● Freigabe (Mutterschutz und Einzelfreigaben je Wildart)
● Anschüsse/Nachsuchen
● Wildbergen/Aufbrechen

 

Guter Rat zum Schluss

Der äußere Ring der Schützen sollte als erstes Aufbrechen und erst zeitlich versetzt der innere Ring, um das Wild nicht schon vor Beginn des Treibens zum Verlassen der Jagd zu bewegen. Als Jagdleiter besteht die Aufgabe einzig und allein darin, zu organisieren. Die Organisation sollte im Vorfeld geschehen und sämtliche Aufgaben, welche am Tag der Jagd in der Fläche anfallen, sollten delegiert werden. Denn am Tag der Jagd hat der Jagdleiter die Aufgabe auf unvorhergesehene Vorkommnisse zu reagieren und Entscheidungen zu treffen, die in der Planung nicht berücksichtigt waren. Ebenso muss er für seine Gäste ansprechbar sein. Eine gute Planung und viele Helfer sind der Schlüssel für eine gelungene Drückjagd!