Jeder Jäger kann blatten, aber nur wenige beherrschen es. Josef Melcher hat für den JÄGER fünf Experten gefragt, was bei Ihnen die bravsten Böcke anlockt. Lernen Sie von 190 Jahren geballter Blattjagderfahrung!
Mit welchem Blatter hatten Sie den größten Erfolg?
Siegfried Erker:
Hauptsächlich blatte ich mit meinen Eigenbau-Blattern, ab und zu verwende ich auch den Hubertus-Wechselholzfiep oder einen aus meiner 300 Instrumente zählenden Blattersammlung.
Christoph Gruber:
Ich probierte mehrere Universal- und Mundblatter und hatte den größten Erfolg mit dem Buttolo-Mundblatter und verwende diesen auch nach wie vor. Der große Vorteil ist, dass man sämtliche Laute mit ein und demselben Blatter erzeugen kann.
Matthias Srienc:
Am liebsten verwende ich den Reitmayr-Universal-Blatter, wobei ich aber alle im Handel erhältlichen Produkte besitze. Grundsätzlich bevorzuge ich Holz vor Kunststoff, da den Holzfabrikaten die weicheren Töne zu entlocken sind.
Matthäus Mayr-Melnhof:
Im Laufe der Jahre habe ich eigentlich immer die gleichen Blatter verwendet und nie viel herumexperimentiert, da ich von Anfang an gute Erfolge mit diesen erzielt habe. Mein Hauptblatter ist der von Reitmayr. Er gibt gute, weiche Töne und kann in verschiedenen Lautstärken angewendet werden. Daneben habe ich noch einen Weißkirchner, der im Prinzip aufgebaut ist wie ein Buttolo, aber eben aus Holz ist. Für Tage mit starkem Wind oder Regen habe ich dann noch den Buttolo. Für Geiß und Sprengruf verwende ich fast ausschließlich den Reitmayr. Für den Kitzfiep eher den Weißkirchner.
Georg Wurm:
Mit dem Buttolo-Handblatter. Zweimal quietschen, und die Böcke stehen da!
Unsere Blattjagd-Profis
Wie verwenden Sie den Blatter?
Siegfried Erker:
Am Anfang der Brunft und in der Hauptbrunft verwende ich immer zuerst den Kitzfiep vier-, fünfmal, danach Pause von etwa fünf Minuten, anschließend vier-, fünfmal Fiep einer Geiß, Pause von etwa fünf Minuten, nochmals vier-, fünfmal Fiep einer Geiß (mittlere Tonhöhe).
In der Regel steht die Geiß mit dem Bock bzw. der Bock alleine zu. Am Ende der Brunft und in der Nachbrunft verwende ich vier-, fünfmal den Fiep einer Geiß, Pause von etwa drei Minuten, danach Liebeskonzert acht- bis zwölfmal (Sprengfiep). Nachstellen (naturgetreu) eines Brunftgeschehens mit Brechen von Ästen und Zweigen bzw. Rascheln von Laub. Seit 1980 führe ich genaue Aufzeichnungen, immerhin hatte ich in dieser Zeit 1.518 Blattplätze und habe festgestellt, dass 92 Prozent der gesprungenen/zugestandenen Wildarten (Kitz, Geiß, Bock, Fuchs, Sau) innerhalb von zehn Minuten kamen.
Christoph Gruber:
Ich beginne mit dem Ruf des Schmalrehs, um zu sehen, ob sich ein Bock in der Nähe befindet, der auf Suche ist. Wenn kein Bock anspringt, mache ich eine kleine Pause, auf die der etwas lautere Kitzfiep folgt. Ich variiere laufend die Lautstärke. Im Idealfall springt eine Geiß, der eventuell ein Bock folgt, welcher auf das Schmalreh nicht reagiert hat. Bewirkt der Kitzfiep nichts, wird eine kurze Pause eingelegt, und darauf folgt der Sprengfiep; mal lauter, mal leiser, je nach Gespür. Steht mir immer noch kein Bock zu, beginne ich mit dem Angstschrei. Es kommt immer darauf an, in welcher Situation sich der Bock gerade befindet. Ich wiederhole auch sämtliche Laute und mache mehr oder weniger Pausen, je nach Gefühl und Instinkt.
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Matthias Srienc:
Ich beginne grundsätzlich mit drei bis vier Sätzen Rehfiep, wobei ich die besagten ersten Sätze meistens mit dem Mund nachahme. In der weiteren Folge ahme ich mit dem Blatter die suchende Geiß mit möglichst zarten und leidenschaftlichen Tönen nach. Nach drei, vier Minuten Pause beginne ich verhalten mit einigen Sprengfieparien – diese wieder-
hole ich mit weiterer Einhaltung der dreiminütigen Pause viermal. Wenn’s der Platz erlaubt, beginne ich auch in den Pausen zu plätzen. Sollte bis zu diesem Zeitpunkt noch kein Bock gesprungen sein, steigere ich den Sprengfiep in seiner Intensität, bis er im Angstgeschrei gipfelt. Meiner Erfahrung nach darf man hier keine Angst vor schiefen Tönen haben und sollte mit der gleichen Leidenschaft blatten, mit welcher der Rehbock seine Geiß treibt.
Matthäus Mayr-Melnhof:
Am Beginn der Brunft beginne ich bevorzugt mit dem Kitzfiep, da die Böcke noch häufiger bei den Geißen stehen. Darauf folgt der Geißfiep und am Ende der Sprengruf. Dauer und Lautstärke der verschiedenen Gsatzl mache ich nach Gefühl. Man kann da meiner Meinung nach keiner fixen Regel folgen. Erfolgreich jagen ist eine Gefühlssache, und so verhält es sich halt auch beim Blatten. Den Kitzfiep setze ich meist am kürzesten ein, da die Geiß nach meinen Erfahrungen entweder gleich oder gar nicht zusteht. Gerne springen auch Jähr-
linge auf den Kitzfiep. Gegen Ende der Brunft lasse ich den Kitzfiep meist weg. Generell bin ich jemand, der sehr intensiv und laut blattet. Auch hier gibt es verschiedene Meinungen, jedoch habe ich, mit meiner Art zu blatten, bisher guten Erfolg. Selbstverständlich ist die Lautstärke der Um-
gebung, in der man blattet, anzupassen.
Georg Wurm:
Nachdem ich täglich im Revier bin und so die besten Tage des Jahres ausmachen kann, ist das Blatten selbst keine große Kunst mehr. An diesen Tagen springen die Rehböcke auf alles und jeden. Beste Zeit war in unserer Region im nördlichen Burgenland immer zwischen dem 8. und 14. August. Es ist aber von Jahr zu Jahr unterschiedlich – wegen dem Wetter und der Temperatur.
Wann wird geblattet (Tageszeit, Jahreszeit)?
Siegfried Erker:
Das ist immer abhängig von der Mondphase: bei Neumond und aufnehmenden Mond in der Früh und am Vormittag, nun sind die Böcke ausgeruht. Bei Vollmond treiben die Böcke oft die ganze Nacht, darum springen sie besser erst am späteren Nachmittag. Bei abnehmendem Mond springen sie ab späteren Vormittag gut.
Christoph Gruber:
Grundsätzlich wird von Ende Juli bis Mitte August geblattet. Die Böcke springen und treiben von früh morgens bis spät abends, somit kann man den ganzen Tag über sein Waidmannsheil versuchen.
Matthias Srienc:
In der Hochbrunft und im Ausklingen dieser kann den ganzen Tag über geblattet werden.
Matthäus Mayr-Melnhof:
Wenn die Böcke springen, dann springen sie! Da ist es relativ egal, wann man blattet. Solche Tage sollte man dann auch wirklich nutzen.
Ansonsten bin ich jemand, der gerne früh unterwegs ist, da mir die herrlichen Morgenstunden viel zu wertvoll sind.
Georg Wurm:
Von 9.00 bis 13.00 Uhr.
Bevorzugte Wetterlage?
Siegfried Erker:
Bei bewölktem Wetter, bei Wetterumschwung und vor und nach einem Gewitter springen die Böcke laut meinen langjährigen Aufzeichnungen sehr gut. Bei
sehr heißem Wetter suche ich schattige Gräben oder andere Schatten spendende Örtlichkeiten im Revier zum Blatten auf.
Christoph Gruber:
Ebenso wie bei der Tageszeit ist das Blatten bei jeder Wetterlage möglich. Mir sind schon Böcke bei brütender Mittagshitze, genauso wie bei strömendem Regen und kühlerem Wetter gesprungen. Aber umso aktiver das Rehwild selbst ist, desto erfolgreicher der Blatttag.
Matthias Srienc:
Eine schwüle Wetterlage mit gewittriger Neigung und kurzen Regenpausen ist meiner Meinung nach die aktivste Zeit des Rehwildes und die beste Zeit zu blatten.
Matthäus Mayr-Melnhof:
Beim Wetter ist es ähnlich wie bei der Tageszeit. Wenn’s läuft, dann läuft’s, egal ob Regen, Wind oder 30 Grad. Jedoch besonders erfolgreich ist das Blatten an taufrischen Morgenden oder nach einem Sommerregen, da sich das Wild nun verstärkt auf den Läufen befindet.
Georg Wurm:
Schwüles Wetter.
Wie wählen Sie den richtigen Standort aus? Blatten Sie lieber im Wald oder am Feld?
Siegfried Erker:
Der Blattplatz soll sich immer in einem dunklen Bereich befinden. In der Regel blatte ich lieber im Wald, dadies für mich spannender und damit interessanter ist.
Christoph Gruber:
Ich wähle den Standort nach Gespür und Instinkt und versetze mich in das Reh (Bock oder Geiß) und stelle mir vor, wo ich mich am liebsten aufhalten würde. Für mich hat das Feld sowie der Wald seinen Reiz, da man am Feld von Weitem das Verhalten und die Reaktionen des Bocks, je nach Laut und Blatter, beobachten kann und einem genügend Zeit zum sicheren Ansprechen bleibt. Im Wald hingegen werde ich oft überrascht, da die Böcke sehr nahe anwechseln und nur wenig Zeit zum Ansprechen bleibt. Dies hatte schon öfter zur Folge, dass ich so manchen Bock ziehen habe lassen.
Matthias Srienc:
Ich blatte bevorzugt in lichten Waldstücken mit etwa 100 Metern Entfernung zur nächsten Dickung, in der ich den Einstand eines Bocks vermute. Ein wichtiges Kriterium bei der Standortwahl ist die Möglichkeit, den Bock frei anwechseln zu sehen – jedoch selbst in guter Deckung zu bleiben. Natürliche Erhöhungen wie Felsnasen oder Baumstümpfe werden von mir bevorzugt. Geblattet wird ausschließlich vom Boden, nie vom Hochsitz aus.
Matthäus Mayr-Melnhof:
Der Standort ist, wie alles bei der Jagd, Gefühlssache. Wer sein Revier gut kennt, sollte keine Schwierigkeiten haben, gute Blattstände zu finden. Natürlich sind Stände in Einstandsnähe besonders erfolgsversprechend. Jedoch muss man dem Instinkt folgen und sich dorthin begeben, wohin sich auch das Rehwild bevorzugt zu verschiedenen Tageszeiten hinbewegt. Wichtig ist, den Stand nicht zu nahe am Einstand zu platzieren, da einem dann der Bock oft zu schnell kommt und keine Zeit zum richtigen Ansprechen und für den sicheren Schuss bleibt.
Georg Wurm:
Weil es meine Arbeit ist, kenne ich jeden schussbaren Bock im Revier, und wähle so meine Plätze aus. Ich beobachte ihn über Wochen, bis die Geißen abgebrunftet sind, dann versuche ich mein Glück. Ich blatte gern aus dem Maisfeld oder vom Waldrand aus. Da meines ein reines Feldrevier ist, kann ich auch nur im Freien auf Wiesen oder Feldern blatten.
Worin liegt Ihrer Meinung nach Ihr großer Erfolg?
Siegfried Erker:
Ich denke wie eine Geiß bzw. ein Bock.
Christoph Gruber:
Ich bin seit meinem vierten Lebensjahr mit meinem Vater zusammen auf der Jagd und lerne zum Teil sogar heute noch viel von ihm.
Matthias Srienc:
In meinem Fall erhöht die Quantität der Ausübung der Blattjagd den Erfolg.
Georg Wurm:
In meiner über dreißigjährigen Erfahrung als Berufsjäger habe ich auf so manches Stück Rehwild geführt oder selbst erlegt. Nach so langer Zeit, in der man täglich im Revier war, hat man schon viel gesehen und erlebt.
Matthäus Mayr-Melnhof:
Man kann seinen Erfolg beim Blatten auf eine ganz leichte Art steigern: Man lässt die Böcke bis zur Brunft leben. Tote Böcke springen nicht! Wir erlegen 95 Prozent unserer mehrjährigen Böcke in der Brunft. Dies jedoch ist eine Entscheidung, die jeder für sich selbst treffen muss. Erlege ich den roten Bock im Juni auf der Wiese oder eben doch in der Brunft? Für mich hat die Jagd auf den Brunftbock unvergleichlich mehr Reiz. Die Intensität der Blattrunden hängt natürlich untrennbar mit der Reviergröße ab.
Bejagen Sie ein Revier von vielleicht 120 Hektar, sollte man wirklich geduldig auf den richtigen Tag warten. Springen sie nicht gut an einem Tag, und das ist meist nach den ersten zwei Ständen feststellbar, sollte man die Blattrunde abbrechen und nicht versuchen, sein Glück zu erzwingen. Der Tag oder die Tage kommen, vertrauen Sie mir. Ich halte es ähnlich, obwohl ich das Glück habe, große Reviere bejagen zu können. Wenn’s nicht läuft, dann breche ich nach ein, zwei Stunden ab. Merke ich jedoch, dass die richtigen Tage gekommen sind, dann muss man im Revier leben und das ernten, wofür man das ganze Jahr gearbeitet hat.
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