JÄGER-Diskussion
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Die Afrikanische Schweinepest (ASP) ist auf dem Vormarsch gen Westen. Würde eine Abschussprämie für Sauen Sinn machen, um die Bestände auszudünnen und so das Ausbruchsrisiko zu minimieren?
Während bei den ersten Nachweisen auf dem europäischen Kontinent im Jahr 2007 vorwiegend Schweinehaltungen von der ASP betroffen waren, mehren sich nach Ausbreitung der Virusinfektion die Erkrankungen bei Wildschweinen. An der Ostgrenze der EU angelangt, hat das Virus Regionen mit hohen Schwarzwilddichten erreicht, so dass es schwieriger wird, eine weitere Ausbreitung einzudämmen.
Die EU hat im Jahr 2002 eine Richtlinie zur Bekämpfung der ASP vorgelegt. Diese betrifft insbesondere Schweinehalter und weiterverarbeitende Betriebe, wobei ebenso ein Management von Schwarzwildpopulationen gefordert wird. Im Ausbruchsfall wird empfohlen, die Bejagung auf das Schwarzwild teilweise einzustellen, um eine Verbreitung durch abwandernde Individuen zu verlangsamen. Um im Vorfeld eines Seuchenzugs gewisse Anreize zu schaffen, Jagdstrecken zu erhöhen und forciert die wanderfreudigsten Jungtiere zu erlegen, wäre eine Prämienzahlung durchaus ein geeignetes Mittel. Prämienzahlungen bedeuten immer einen erhöhten Bürokratie- und damit Kostenaufwand für die zuständigen Behörden. Daher wäre es für alle Beteiligten eher interessant, wenn den Jägern eine kostenlose Trichinenprobe ermöglicht wird.
So reduziert sich auch die Hemmschwelle, kleine Frisch- linge zu erbeuten, da hier Kosten für Trichinenuntersuchun- gen und Wildbretgewichte in keiner Relation stehen. Frisch- linge sind nicht nur die Reproduktionsträger, sondern auch die potenziellen Abwanderer von morgen. Im Ausbruchsfall sind die Länder aber auch schon im Vorfeld auf die Mitarbeit der Jäger angewiesen. Ohne Jäger wird es kein Seuchenmonitoring geben. Daher kann eine Prämie durchaus gerechtfertigter Weise gezahlt oder in Form von Gratis-Trichinenproben gewährt werden, da ein tatsächlicher Mehraufwand für die Jagdausübungsberechtigten entsteht.
Der Deutsche Jagdverband hält eine Schwarzwild- Abschussprämie zur Reduzierung des Risikos der Afrikanischen Schweinepest für wenig sinnvoll,da Schwarzwild in Deutschland bereits stark bejagt wird. Um die Effektivität zu verbessern, müssen Behörden, Landwirte und Jäger Hand in Hand arbeiten.
Grundsätzlich sollten Frischlinge und nicht führende Überläufer ganzjährig intensiv und ohne Abschussbegrenzung bejagt werden. Wir müssen alle geeigneten legalen Jagdmethoden nutzen, um Strecke zu machen. Auf mehreren Ebenen ist es möglich, Anreize zu schaffen, um die Bejagung des Schwarzwildes zu intensivieren. Behörden könnten Gebühren für die amtstierärztliche Untersuchung von Frischlingen erlassen und ein engeres Netz von Probeannahmestellen mit kundenfreundlicheren Öffnungszeiten gewährleisten. Denkbar wäre ebenso die Abgabe von erlegten Frischlingen zu geringen Pauschalpreisen an den Erleger. Es ist jedoch ein falsches Signal, verordnete Jagdruhezeiten für Schwarzwild einzuführen. Wir haben heute in der Feldflur im Vergleich zu den 1990er Jahren über 20mal mehr Raps und Mais, also Fraß und Deckung für die Schwarzkittel.
Das gemeinsame Projekt von Bundeslandwirtschaftsministerium, Bauern- und Jagdverband hat 2011 gezeigt: Jagdschneisen, angelegt zur Maisaussaat, sind ein probates Mittel, um den Jagderfolg zu erhöhen. Bürokratische Hürden für die Anlage von Jagdschneisen sind in den meisten Bundesländern weggefallen. Das Greening im Rahmen der Umsetzung der Gemeinsamen Agrarpolitik auf nationaler Ebene bietet ebenfalls eine Chance für Jäger und Landwirte. Ökologische Vorrangflächen in Form von Pufferstreifen an Waldrändern und Gewässern können den Jagderfolg erhöhen.