ASP: Ist ein Zaun die Lösung im Kampf gegen die Tierseuche?

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Die ASP breitet sich weiter aus. Kann ein Zaun die Lösung sein? Foto: Pixabay/Thomas G.

Die Afrikanische Schweinepest (ASP) ist bundesweit weiterhin auf dem Vormarsch. Nun soll ein innovatives Schutzsystem in Form eines „Fernriegels“ bei der Eindämmung helfen. Dieses System hat in Brandenburg schon Erfolg gezeigt. Doch eine solche Zerschneidung des Lebensraums könnte auch Folgen für andere Wildarten mit sich bringen. Wir haben mit der Tierärztin Dr. Kathleen Teegen über die Tierseuche und die Maßnahmen zur Eindämmung gesprochen. 

Im Odenwald, an der Grenze zwischen Hessen und Baden-Württemberg, entsteht ein innovatives Schutzsystem gegen die ASP. Ingmar Jung, hessischer Minister für Landwirtschaft und Umwelt, Weinbau, Forsten, Jagd und Heimat und sein baden-württembergischer Amtskollege Peter Hauk MdL haben sich vor Ort ein Bild vom Fortschritt der Arbeiten gemacht. Entlang der B 45 bei Oberzent wird ein fester Schutzzaun errichtet. Dieser soll sich von Dieburg in Hessen bis zum Neckar erstrecken. Der sogenannte „Fernriegel“ dient als präventive Barriere, um die Verbreitung der ASP in benachbarte Regionen zu verhindern. In Hessen ist die ASP momentan vergleichsweise stark verbreitet.

 

„Fernriegel“ soll zentraler Bestandteil im Kampf gegen die ASP sein

Die Bauarbeiten verlaufen zügig und sollen innerhalb von drei Wochen abgeschlossen sein. Dabei arbeiten Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks (THW), Hessen-Forst und Hessen-Mobil Hand in Hand. Der Zaun, der auf hessischer Seite rund 50 Kilometer und in Baden-Württemberg etwa 10 Kilometer umfasst, besteht aus einem besonders wildschweinischeren Drahtgeflecht. Dieses hat vorher schon in Brandenburg Erfolg gezeigt.

Diese länderübergreifende Kooperation ist ein wesentlicher Bestandteil der Strategie, um eine weitere Ausbreitung der ASP zu unterbinden. Minister Jung betonte, wie wichtig es sei, der Seuche durch frühzeitige und effektive Maßnahmen entgegenzutreten. Auch sein Kollege Hauk unterstrich, dass die Zusammenarbeit zwischen den Bundesländern große Bedeutung habe. Er forderte derweil erneut finanzielle Unterstützung durch den Bund, um die hohen Kosten für die Schutzmaßnahmen zu bewältigen.

 

Weitere Maßnahmen gegen die ASP geplant

Parallel zum Fernriegel beginnen die Arbeiten für noch einen weiteren Zaun. Dieser soll sich dann um die Kernzone der Seuche erstrecken . Begleitend zu diesen Maßnahmen soll zudem die gezielte Entnahme von Wildschweinen wirken. Die Minister appellierten eindringlich an die Bevölkerung, die Schutzmaßnahmen zu unterstützen. Sie sollen hierfür sorgsam mit den errichteten Anlagen umgehen, um die weitere Ausbreitung der ASP wirksam zu verhindern.

 

Hintergrund: Warum der Fernriegel in Hessen gebaut wird

Am 15. Juni 2024 wurde im Landkreis Groß-Gerau das erste infizierte Wildschwein entdeckt. Seitdem grassiert die ASP primär im Süden Hessens und verbreitet sich mittlerweile auch in den anliegenden Bundesländern. Oberstes Ziel ist es nun, die Verbreitung der Tierseuche zu minimieren. Dies soll nicht nur die Wild- sondern auch die Hausschweinbestände schützen.

 

Debatte um ASP-Maßnahmen muss differenziert bleiben: Tierärztin Dr. Kathleen Teegen im Interview

Die ASP sorgt bundesweit bei Jägern und auch Landwirten für große Unruhe, die hohe Nachfrage nach Maßnahmen zur Eindämmung der Tierseuche ergibt daher absolut Sinn. Dabei dürfen allerdings nicht die Folgen dieser Maßnahmen außer Acht gelassen werden. Wir haben mit Tierärztin Dr. Kathleen Teegen über die ASP sowie die Eindämmungsmaßnahmen gesprochen:

 

Redaktion: Wo siehst Du die Hauptverbreitungswege der ASP?

Dr. Kathleen Teegen: Die Übertragung kann indirekt, also beispielsweise über Zecken, oder direkt erfolgen, also von Schwein zu Schwein. Während auf dem afrikanischen Kontinent vor allem Lederzecken für die Übertragung verantwortlich sind, spielt hierzulande vor allem der direkte Weg über infizierte Schweine oder Speiseabfälle eine Rolle.

 

Wie geeignet sind vor diesem Hintergrund die Zaunbaumaßnahmen zwischen Baden-Württemberg und Hessen?

Einen Virus von Nanometer-Größe durch einen Zaun abzuhalten, hört sich erstmal schwierig an. Dennoch hat die EFSA (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit) betont, dass ein Zaun das Risiko in betroffenen Gebieten um mind. 50 % senken kann würde, gerade bei Freilandhaltungen.

 

Welche Gefahren entstehen durch den Zaun für andere Wildarten?

Natürlich ist ein kilometerlanger Zaun ein Einschnitt in die Ökologie und trägt maßgeblich zur Lebensraumzerschneidung bei. Auch soll es bei Zäunen des Öfteren zu Begegnungen zwischen Wildtieren und Menschen gekommen sein, da diese natürlich direkt auf den Wanderkorridoren der Wildschweine gebaut werden. Verletzungen von Wildtieren in den Zäunen sind ebenfalls möglich. Die Situation verlangt in jedem Fall eine durchgängige Abwägung von Nutzen und Gefahren verschiedener Maßnahmen.

Lässt sich die Afrikanische Schweinepest durch verstärkte Bejagung aufhalten?

Verstärkte Bejagung wird als einer der Hauptfaktoren zur Eindämmung der ASP angegeben. Noch wichtiger ist jedoch die Suche von Kadavern und das schnelle Einsammeln ebendieser.

 

Inwiefern wird die Jagdausübung bei einem Ausbruch der ASP eingeschränkt, was ist erlaubt, was verboten?

Die jeweilige Behörde legt hier die Maßnahmen fest: Während in der Kernzone beispielsweise der Fokus darauf liegt, den Jagddruck so gering wie möglich zu halten und sämtliche jagdliche Maßnahmen nur behördlich durchgeführt werden, wird in der Sperrzone ohne ASP-Nachweis auf verstärkte Bejagung gesetzt.

Welche weiteren Maßnahmen wären erforderlich?

Da der Erreger eine extrem hohe Tenazität besitzt, also vielen Umwelteinflüssen trotzen und somit lange überleben kann, muss der Fokus auf dem Absammeln der Kadaver liegen. Des Weiteren sollten gerade Jäger immer wieder auf Hygiene achten, da selbst kleinste Blutstropfen tatsächlich zur Weitergabe des Erregers führen können. Doch auch jeder einzelne Bürger kann seinen Teil beitragen. So ist es beispielsweise sinnvoll, keine Speisereste in der Natur zu belassen.