Wir Jäger wissen um die Risiken, denen wir unsere Hunde aussetzen. Doch dass Doras Leben ein so schnelles Ende nimmt, damit hat die Besitzerin nicht gerechnet.
Zecken sind bekannt dafür, Krankheiten zu übertragen. Besonders bekannt sind FSME und Borreliose. Doch eine eher unbekannte Krankheit ist besonders heimtückisch: die Babesiose – auch Hundemalaria genannt. Jana verlor im November ihre Terrier-Hündin Dora an dieser Erkrankung und erzählt uns ihre Geschichte. Was genau macht Babesiose so gefährlich?
Wenn der Hund sich nicht mehr freut
Traurig zeigt mir Jana ein Bild ihrer Terrier-Hündin Dora. „Das war im November auf ihrer letzten Drückjagd“, erzählt sie mir mit belegter Stimme. Der Verlust schmerzt noch sehr. Dora war sieben Jahre alt und ein erfahrener Jagdhund. Bereits vor ihrer letzten Drückjagd hat die Hündin leicht an Substanz verloren. Nichts, was einen Hundeführer beunruhigen würde.
Die meisten Jagdhunde nehmen durch die vermehrte Bewegung und den größeren Energiebedarf im Winter ab. Auch Jana machte sich keine Sorgen um Dora. Auf ihrer letzten Drückjagd wirkte sie noch fit. Am darauffolgenden Morgen zeigte der Hund auch noch keine Auffälligkeiten. Erst als Jana von der Arbeit heimkam und Dora sie nicht mehr begrüßte, wurde sie skeptisch. Der sonst so quirlige Terrier stand nicht mehr aus seinem Körbchen auf. Dann begann das Rätselraten.
Falscher Verdacht mit Konsequenzen
Jana entschied sich, den Tierarzt aufzusuchen. Dora hatte zwei Wochen zuvor einen Igel gepackt und abgetan. Einige der Stacheln verletzten sie dabei und ihre Besitzerin vermutete einen Infekt. Beim Tierarzt äußerte sie diese Vermutung. Dieser verschrieb daraufhin ein Antibiotikum. Dora berappelte sich etwas, fraß aber weiterhin schlecht. Am Abend sank die Körpertemperatur der Hündin. Ungewöhnlich, denn eigentlich tritt bei der Babesiose typischerweise Fieber auf. Einen Tag nach der letzten Drückjagd war aus dem munteren Terrier ein Häufchen Elend geworden.
Blutbild gibt Aufschluss
Täglich wurde Jana nun mit ihrer Hündin beim Tierarzt vorstellig. Eine Blutuntersuchung lieferte erste Hinweise: die Nieren haben komplett versagt. Auch die Bauchspeicheldrüse zeigte im Blutbild bedenkliche Werte und der Blutgerinnungsfaktor war ebenfalls besorgniserregend. Für den Tierarzt war es nun klar: der Terrier litt an Babesien.
Dora bekam umgehend eine Infusion, um die Nieren zu entlasten und Giftstoffe auszuschwemmen und Medikamente gegen die Babesien. Doch leider kam für die Hündin jede Hilfe zu spät. In der Nacht schlief sie friedlich auf ihrem Frauchen ein – und erwachte nicht mehr.
Happy End für Eddy
Ein ähnliches Schicksal ereilte den Dackel-Mischling von Manuela. Jedoch mit happy end, denn er überlebte – gerade so und dank schnellem Handeln seitens der Tierärztin. Manuela war im Februar mit ihrer Tochter und den insgesamt vier Hunden im Urlaub im bayerischen Wald. Dackel-Mischling Eddy ist bereits 14 Jahre alt. Mit den anderen, deutlich jüngeren Hunden, konnte er nicht mehr mithalten. Doch noch immer ist er fit für sein Alter. Als die Familie Samstagsabend wieder nach Hause kam, war Eddy schlapp. In der Wohnung legte er sich hin und schlief. Manuela machte sich keine Sorgen. Sie ging davon aus, dass die Reise den Rentner erschöpft hatte.
Fressunlust und Fieber
Am Montagabend wurde sie jedoch unruhig. Eddy verweigerte Futter und Wasser und bewegte sich nicht mehr. Am Dienstagmorgen, den 20. Februar 2024, bemerkte seine Besitzerin, dass er sehr blasse Schleimhäute hatte und zudem Fieber. Sofort suchte sie den Tierarzt auf und seine erste Frage war, ob Eddy einen Zeckenschutz hat. Manuela verneinte. Die meisten Hundebesitzer verabreichen ihrem Vierbeiner erst dann einen Zeckenschutz, wenn sie im Frühjahr den ersten dieser Schmarotzer auf ihrem Hund finden. So auch Manuela. Eine Blutuntersuchung bei Eddy zeigte eine starke Anämie. Er hatte nur noch sehr wenige rote Blutkörperchen. Die sonstigen Organwerte waren jedoch in Ordnung.
Die Tierärztin spritze daraufhin ein Antiparasitikum. Zwei Tage war Eddy noch müde und geschwächt, am dritten Tag ging es dann bergauf: er fraß wieder und bewegte sich. Zwei Wochen später bekam er eine zweite Spritze. Der Mischling ist nun wieder vollständig genesen.
Babesiose wird heimisch
Die im Volksmund auch „Hundemalaria“ genannte Erkrankung ist als Reisekrankheit bekannt. Häufig bekamen sie Hunde, die im Mittelmeerraum mit ihren Besitzern Urlaub machten. Mittlerweile sind die Parasiten jedoch auch in Deutschland angekommen und breiten sich immer weiter aus.
Die Babesien schreitet sehr schnell voran und zerstören die roten Blutkörperchen. Befallene Hunde zeigen Schlappheit, Fressunlust und Fieber. Im weiteren Verlauf kommt es zu einer Anämie, also einem Mangel an roten Blutkörperchen, und zu Organschäden. Die letzte Rettung kann neben dem Antiparasitikum noch eine Bluttransfusion sein. Bei Dora waren die Organschäden jedoch so weit fortgeschritten, dass ihr nicht mehr zu helfen war.
Gegen Babesiose schützen
Da die Erkrankung in Deutschland noch keine gesteigerte Bekanntheit hat, fehlen vielen Ärzten neben der Routine auch die nötigen Gegenmittel. Oft wird bei Schlappheit und Fressunlust ein gewöhnlicher Infekt vermutet. Selten untersuchen Ärzte sofort das Blut. Werden die Babesien nicht erkannt, können sie sich ungehindert im Körper des Wirtes ausbreiten- und das machen sie mit erschreckender Geschwindigkeit.
Der effektivste Schutz gegen die Parasiten ist ein Zeckenschutz. Aufgrund des immer wärmeren Klimas sind Zecken das ganze Jahr über aktiv. Wer einen Hund hat, der sollte unbedingt das ganze Jahr über einen Zeckenschutz verwenden. Nicht nur im Frühjahr und Sommer, sondern auch im Herbst und Winter.
Die Beispiele mit Dora und Eddy sollte einem jeden Hundebesitzer die Augen öffnen. Zeigt ein Hund sich übermäßig müde und frisst schlecht, sollte er sofort zum Tierarzt gebracht und der Verdacht der Babesiose geäußert werden. Frühzeitig erkannt, lässt sie sich schnell und unkompliziert behandeln!