Der Oktober hat dem passionierten Flintenjäger Besonderes zu bieten: streichende Stockenten. Revierpächter Frank Heil zeigt auf, wie wir ihnen mittels firmem Hund, tarnender Kleidung, täuschenden Attrappen und lockendem Entenruf habhaft werden.
Brauchbare Hunde gehören zur Entenjagd wie Zündhütchen zur Patrone. Erst durch das harmonische Zusammenspiel von Jäger und firmem Jagdhund wird die Jagd auf die Breitschnäbel zum faszinierenden Waidwerk. Gar vielfältig sind die Möglichkeiten, die deutschlandweit fast flächendeckend vorhandenen Enten zu bejagen. Tarnung steht bei der Jagd auf dieses scharfäugige Wild im Vordergrund. Das Unsichtbarmachen beginnt bereits bei der Kleidung des Jägers. Sie muss der Umgebung angepasst sein. Warum da nicht von vornherein Camouflage-Bekleidung nutzen und sich von Kopf bis Fuß darin einhüllen, etwa mit einer leichten und klein zusammenlegbaren Tarn-Kombination, bestehend aus Jacke, Hose, Handschuhen und Gesichtsschutz? Solch ein Set kann bequem im Rucksack getragen und erst bei Bedarf im Revier über die allgemeine Jagdbekleidung gestreift werden. Jeweils angepasst an die sich mit den Jahreszeiten ändernde Farbe des Schilfs ist die Tarnwirkung solch eines Sets enorm. So bekleidet erübrigen sich anderweitige Tarnvorrichtungen wie Schirme, sofern der Jägersmann nicht allzu sehr umherzappelt.
Attrappen
Von alters her nutzen die Jäger zum Entenanlocken Nachbildungen. Einst überwiegend aus Holz geschnitzt und naturgetreu bemalt, bestehen mittlerweile die jagdlich genutzten Attrappen meist aus witterungsbeständigem Kunststoff. Bei der Bejagung der Enten auf ihren Äsungsflächen oder während des Strichs werden solche Plastikenten etwa 20 Meter hinter der Deckung des Jägers auf die Erde gesetzt, um durch ihren Anblick vorüberstreichende Artgenossen zum Einfallen bzw. zum Beidrehen und Kreisen zu veranlassen. Zu beachten ist dabei, dass der Kopf der Attrappe in Windrichtung zeigt und sie so steht, dass die in der Luft befindlichen Enten, die immer gegen den Wind einfallen, gegen den Jäger einfallen können.
Für die Entenjagd am und im Wasser gilt die Regel, mehrere Attrappen in Schrotschussweite vom Ansitzplatz entfernt mit einem Stein oder Metallstück am Gewässerboden zu verankern. Eine lange, bis zum Ufer reichende Schnur ermöglicht nach der Jagd ihr Einholen. Steht eine Wathose zur Verfügung, erleichtert diese das Ausbringen der Lockenten. Die müssen auch bei anlandigem Wind weit genug vom Ufer entfernt schwimmen, sollen sie Wirkung zeigen. Wathosengerüstet kann der Schütze am Schilfaußenrand direkt im Wasser stehen.
Entenruf
Erhöht wird die Wirkung der Attrappen durch das akustische Anlocken der Vögel mittels dem Imitieren ihrer arteigenen Rufe. Dabei erfüllt speziell der Entenruf zweierlei Aufgaben. Zum einen soll er die Enten dazu bringen, zu antworten und so zu verraten, wo sie liegen, und zum anderen soll er die Enten dazu bewegen, an der Stelle einzufallen, wo der Jäger sie haben will. Die akustische Lockjagd auf Wasserwild mit oder ohne Attrappen verspricht vor allem in den Morgen- und Abendstunden Erfolg, an deckungsreichen Gewässern selbst tagsüber. Während des Morgenstrichs – er fängt bereits in der Morgendämmerung an und zieht sich lange hin – steht dem Jäger in aller Regel mehr Zeit zur Verfügung als am Abend.
Der Abendstrich bietet meist eine etwas geringere Jagdzeit. Erst bei beginnender Dämmerung verlassen die Enten ihre Tageseinstände und fallen mit schwindendem Licht auf ihren Schlafgewässern ein. Doch einen Vorteil bietet der Abend: die Enten zeigen sich unbeschwerter als morgens und reagieren besser auf den Entenruf. Aber auch bei der Pirsch hat der Lockruf seine Bedeutung. An unübersichtlichen Bach- und Flussläufen stehen die hellhörigen Enten oft vorzeitig und außerhalb der Schrotschussweite auf. Daher ist zu empfehlen, diese Wasserläufe rechtwinklig an- zugehen. Um die Liegestellen der Enten zu ermitteln, lockt der erfahrene Jäger aus noch deckender Entfernung. Antworten die Enten, kann der Jäger gezielt anlaufen. Diese Methode eignet sich auch für manche Teiche.
Mit Locklauten der verschiedensten Art lassen sich vorüberstreichende Enten zum Beistreichen oder niedrigem Kreisen, manchmal auch zum zugigen Einfallen bewegen. Selbst bereits in der Nähe eingefallene Enten können so herangelockt werden. Oft folgt den Locklauten nur eine einzelne weibliche Ente. Auf diese wird noch nicht geschossen, da diesem Kundschafter bald weitere Enten und Erpel folgen. Nach eigenen Erfahrungen stehen die Erpel den Locktönen weniger eifrig zu als die Enten. Manche Jäger beherrschen das Imitieren der Entenlaute ohne Instrumente. Wer dazu nicht in der Lage ist, dem stehen verschiedene Lockinstrumente zur Verfügung. Beispiele: Scotch-Entenlocker, Mund-Entenlocker, Holz-Entenlocker oder Faulhaber-Entenlocker.
Boot
Auf schilfummantelten Seen und großen Teichen mit dem gestakten oder geruderten Boot den Enten nachzustellen, bietet manche Abwechslung. Hier und da im Randschilf eingeschoben, hat der im Boot stehende Jäger die Chance, die rundum vom stöbernden Hund auf die Schwingen gebrachten Breitschnäbel mit gezieltem Schuss vom Himmel zu holen. Und eine von kundiger Hand zubereitete brutzelbraune Stockente krönt jede Festtafel.
Dieser Artikel erschien zuerst in JÄGER 10/2016. Hier geht es zur aktuellen Ausgabe!