Seit dem 1. August darf in Bayern der Fischotter bejagt werden. Durch die Änderung der Artenschutzrechtlichen Ausnahmeverordnung (AAV) ist es möglich, den Otter ohne Einzelgenehmigung unkompliziert zu entnehmen. Doch jetzt werden Gegenstimmen laut, die eine Bejagung verhindern wollen.
Nachdem der Fischotter vor fast 100 Jahren in Deutschland ausgerottet wurde, erlebt er nun ein Comeback der Superlative. Das Raubtier unterliegt dem Naturschutzgesetz und ist somit unantastbar – sehr zum Leidwesen der Teichwirte. Die Schäden nehmen deutschlandweit kontinuierlich zu. Aufgrund des komplexen Stoffwechsels des Fischotters, kann dieser über den Tag verteilt nur kleinere Portionen zu sich nehmen. Dieser Umstand führt dazu, dass angefressene Fische liegen bleiben und der Fischotter immer wieder neue Beutetiere fängt. Ein schmerzhafter Verlust für die Teichwirtschaft.
Bayern handelt
Im Freistaat Bayern hat die Politik gehandelt und den Otter zur Bejagung freigegeben. Nun ist es nach Paragraph 3, Absatz 1 der AAV gestattet, „Fischotter (Lutra lutra) in einem Bereich von 200 m vom jeweiligen Gewässerrand einer Teichanlage, die der Zucht oder Produktion von Fischen dient, nachzustellen, mit Lebendfallen zu fangen, zu vergrämen oder durch Abschuss zu töten, soweit es keine zumutbare Alternative gibt.“
Es gibt jedoch Einschränkungen. So ist in Paragraph 5 festgehalten, dass die Tiere vom 1. Februar bis 30. November „nicht ohne vorherige Gewichtsüberprüfung getötet werden“ dürfen. Eine Entnahme ist nur möglich, wenn die Tiere „ein Gewicht von weniger als 4 kg oder mehr als 8 kg“ aufweisen. Andernfalls müssen sie umgehend wieder freigelassen werden.
Fischotter-Fanclub
Die ersten Gegenstimmen ließen nicht lange auf sich warten. Das possierlich anmutende Tier hat einen großen Fanclub, der über 40.000 Unterschriften gegen die Bejagung gesammelt hat. Wie bei allen Tieren, die nicht dem Jagdrecht unterliegen und hohes Konfliktpotential haben, wird auch hier romantisiert: „Fischotter gehören zu Bayern wie Alpenpanorama und Lederhosen“, so Moritz Klose, Wildtierexperte beim WWF Deutschland. Die Schäden und Probleme werden dabei gerne außen vor gelassen. Patrick Mayr, Sprecher des Fischereiverbands Oberbayern betont, dass mit dem Anwachsen der Fischotterbestände auch die Konflikte steigen.
Eingestaubte Bilderbuchromantik
War der Jäger in der Bevölkerung einst ein Mitglied der Gesellschaft, zu dem man aufgeblickt hat, muss er sich heute immer wieder neuen Vorwürfen stellen. Leider haben viele Menschen vergessen, dass das, was wir Natur nennen, eine von uns Menschen geschaffene Kulturlandschaft mit diversen Wirtschaftszweigen ist. Nur, wenn alle Interessen gleichermaßen berücksichtigt werden, kann es ein friedliches Miteinander geben. Und dazu gehört nunmal auch, Beutegreifer zu regulieren – zum Wohle der Allgemeinheit und der Natur. Nachhaltig und klimafreundlich produzierter Fisch wie der Karpfen wird von interessierten Verbraucher gern gekauft, doch solch regionalen Erzeugnisse kann es nur geben, wenn die Teichwirte auch noch etwas aus ihren Teichen abfischen können.