Die Drückjagdsaison steht vor der Tür und den besonderen Reiz macht dabei immer wieder die Jagd auf Sauen aus. Doch diese können als Wirt die Aujeszkysche Krankheit in sich tragen. Eine tödliche Gefahr für jeden Jagdhund!
Die meisten Jäger kennen und lieben es: das Geläut der Hunde im Herbstwald. Voller Spannung wartet man darauf, dass die vierbeinigen Jagdhelfer einem etwas vor die Büchse bringen. Wenn man dann den Fährten- oder Sichtlaut des Hundes hört, steigt die Spannung. Plötzlich das unverkennbare Rascheln in der Dickung, das Gewehr geht in den Anschlag, die Sauen treten aus, der Schuss bricht. Das beschossene Stück mag noch den ein oder anderen, adrenalingeladenen Schritt gehen – dann verendet es. Im besten Fall! Der Hund kommt auf der Fährt, findet das Stück und darf sich freuen. Ein beherztes Zerren an der warmen Sau – in der vielleicht noch ein Rest Leben steckt – sollte man ihm zugestehen, bevor er weiter seinen Dienst verrichtet. Doch genau da lauert bereits die Gefahr.
Wie überträgt sich die Aujeszkysche Krankheit?
Ausgewachsene Schweine können als Wirt die Aujeszkysche Krankheit in sich tragen – und damit sehr gut leben. Bei Hunden jedoch endet eine Infektion mit dem Virus immer tödlich. Besonders Speichel und Gescheide gelten als hochinfektös. Das oben benannte Zerren an der Sau kann schon reichen, um das Virus von dem betroffenen Wirt auf den Hund zu übertragen. Schweiß dagegen ist nicht infektiös. Auf den Menschen ist das Virus nicht übertragbar.
Symptome bei der Aujeszkyschen Krankheit
Das Virus befällt das zentrale Nervensystem. Die ersten Symptome zeigen sich bereits nach ein bis vier Tagen. Sie ähneln den Symptomen der Tollwut, weswegen die Aujeszkysche Krankheit auch als Pseudowut bekannt ist. Der Hund wirkt benommen, unkoordiniert und hat keinen Appetit mehr. Gelegentlich zeigt der Hund auch eine nervöse Unruhe und winselt und bellt vermehrt. Im Gegensatz zur Tollwut tritt allerdings keine Aggression auf.
Im weiteren Verlauf kommt es zu Atemnot, Schluckbeschwerden, verstärkter Speichelproduktion und Erbrechen. Besonders auffällig ist der starke Juckreiz an Fang und Behängen, welcher bis zur Selbstverstümmelung führen kann. Zum Ende hin werden die betroffenen Hunde ruhig, verlieren das Bewusstsein und sterben. Die Aujeszkysche Krankheit verläuft nach ein bis zwei Tagen nach Auftreten der ersten Symptome immer tödlich. Eine Behandlungsmöglichkeit oder einen Impfstoff gibt es nicht.
Schutz vor der Aujeszkyschen Krankheit?
Um das Risiko einer Infektion möglichst klein zu halten, sollte man seinem Hund niemals rohes Schweinefleisch verfüttern. Wer also seine Hunde mit Schweinefleisch füttern möchte, sollte dieses vorher unbedingt abkochen. Bei 80 Grad stirbt das Virus bereits nach acht Minuten. Hunde sollten den Kontakt zu Schwarzwild meiden. Auch am Streckenplatz sollte man seinen Hund nicht an die erlegten Sauen lassen. Natürlich ist jedem bewusst, das solche Empfehlungen mit einem Jagdhund nicht umsetzbar sind. Letzten Endes müssen wir mit dem Risiko leben – auch wenn es gering ist.
Wie häufig tritt die Aujeszkysche Krankheit auf?
Das Virus kommt nur noch selten vor. Im April 2022 wurde es bei einem Wildschwein nachgewiesen. In Deutschland wurde in den letzten zehn Jahren bei insgesamt neun Jagdhunden eine Infektion mit dem Aujeszky-Virus bestätigt. Seit 2003 gilt Deutschland als Aujeszky-frei im Bereich der Haussschweine.
Das Vorkommen von Infektionen beim Schwarzwild in Deutschland wurde bisher nicht ausreichend erfasst. Um die Verbreitung transparenter zu machen und um Jagdhunde besser schützen zu können, schlägt das Nationale Referenzlabor für Aujeszkysche Krankheit deshalb ein bundesweites Monitoring vor. Die meisten Bundesländer sind diesem Vorschlag gegenüber positiv eingestellt.
Impfstoff gegen die Aujeszkysche Krankheit
Für Hunde gibt es aktuell keine Schutzimpfung gegen das Virus. Der bei Hausschweinen verwendete Totimpfstoff ist für Hunde nicht zugelassen und nicht wirksam. Zwar bilden geimpfte Hunde Antikörper gegen das Virus, doch da es sich bei einer Infektion sehr schnell über das zentrale Nervensystem ausbreitet und in das Gehirn gelangt können die Antikörper nicht schnell genug gegensteuern. Zudem ist die Infektion von Jagdhunden so gering, dass kein Pharmakonzern in diesem Bereich der Forschung Gelder investieren würde.
Ein jeder Hundeführer weiß um das Risiko seines Jagdhundes. Egal ob Straßenverkehr, wehrhaftes Wild oder Infektionen – ist der Hund vom Strick, bleibt einem nur die Hoffnung!