Laut dem Biologen Ciuti gibt es unter Wapiti-Hirschen zwei Typen: bold runners, mutige Läufer und shy hiders, scheue Verstecker. Von 2007 bis 2001 besenderten er und sein Team 122 Wapitis in den kanadischen Rocky Mountains und verfolgten deren Verhalten mit GPS. Jäger erschossen 15 von 45 männlichen und zehn von 77 weiblichen Hirschen. Dabei wurden vor allem jene Individuen getötet, welche Ciuti als mutige Renner klassifiziert. Bei den männlichen Tieren bewegten sich diese Renner in zwei Stunden durchschnittlich 40 Meter mehr als die Verstecker. Zudem trauten sie sich häufiger in lichtes Gelände, weshalb sie eher von den Jägern gesehen und getötet wurden. Die Verstecker hingegen überleben, nur vorsichtige Hirschkühe wurden in Kanada 19 Jahre alt. Ciuti nimmt an, dass dies vorsichtige Verhalten nicht nur von den Kälbern erlernt, sondern auch bei der Paarung über das Genmaterial an die nächste Generation weitergegeben wird. So könnten die mutigen Renner mit der Zeit ganz verschwinden. Doch dies würde die Tierart gefährden, da die langsamen, sich im Busch versteckenden Tiere schneller den Wölfen zur Beute fallen als die Renner.
Diese Ergebnisse dürften auf europäisches Wild übertragbar sein. Zudem deckt es sich mit den Erfahrungen der meisten Jäger: unvorsichtige Tiere kommen leichter in Anblick und werden geschossen als vorsichtige. Forstleute weisen auf mögliche Folgen für hiesige Jagd und Forstwirtschaft hin: vorsichtige Hirsche überleben, weil sie die Dickungen kaum verlassen und geben dies Verhalten an ihre Nachkommen weiter. In der Deckung aber entstehen über Verbiss und Schälung die Schäden. Dies müsse beim Jagdmanagement eines Reviers oder einer Hegegemeinschaft beachtet werden.
tp
Link zum Aufsatz von Simone Ciuti (englisch)