Schon vor einigen Jahren gelangte eine kleine Herde Kamerunschafe aus einem privaten Gehege ins Freie. Das Gehege liegt am Wesergebirgszug, der sich von Porta Westfalica nach Osten fast bis zum Saupark Springe hinzieht. Auf halber Strecke gibt es bei Steinbergen einen Muffelwildbestand. Wahrscheinlich wanderte aus diesem vor mehr als zwölf Monaten mindestens ein Muffelwidder den Gebirgszug entlang und gesellte sich zu den Kamerunschafen. Deren ursprünglichem Besitzer gelang es nicht, die Tiere wieder einzufangen. Bis heute ist die Herde auf etwa 18 Tiere angewachsen und es soll schon zu ersten Verpaarungen von Muffel und Kamerunschaf gekommen sein. Einigen Anwohnern ist die Herde ein Dorn im Auge. Frau Marianne Amling hat die Tiere jeden Tag vor Augen und ärgert sich über Schäden auf ihren Heuwiesen. Die Anwohnerin und andere Lohfelder haben zudem Sorgen um die Verkehrssicherheit. Die Kamerunherde mit ihren Muffeln überquert immer wieder eine Straße. Bisher konnte jeder Autofahrer noch rechtzeitig bremsen, aber das wird wohl nicht immer so sein. Außerdem sind es keine heimischen Tiere und haben in der freien Wildbahn nichts zu suchen. Meine Familie wohnt hier seit dreihundert Jahren, aber Kamerunschafe und Muffelwild gab es hier nie.
Jagdpächter Rolf-Dieter Klocke kennt das Problem. Doch ihm seien die Hände gebunden sagt er. Kamerunschafe sind kein Wild und dürfen darum von mir als Jäger nicht bejagt werden. Zeitweilig gab es eine Sonderabschussgenehmigung, doch wurde diese dann wieder zurückgezogen. Auch Frau Amling ist inzwischen mit den Ämtern vertraut. Es ist eine Schlange, die sich in den Schwanz beißt: zuerst wandte ich mich mit der Bitte um eine Reduzierung an den Jäger. Der verwies mich ans Ordnungsamt, dieses dann zur Unteren Jagdbehörde, die einen Abschuss gestattete. Doch wurde dies von der Kreispolizeibehörde gestoppt, das Ordnungsamt wäre dafür zuständig.
Die Nutz- und Wildtiere sorgen für zwiespältige Gefühle bei den Menschen in der Region und sind inzwischen sogar zu einer kleinen Touristenattraktion geworden. Die einen finden den Anblick schön, andere ärgern sich über Schäden auf ihren Feldern und Anlagen. Jäger Klocke kann die Beschwerden der Anwohner nachvollziehen. Er hofft, dass bald eine Fangaktion gestartet wird und die Haustiere von den Wildtieren getrennt werden. Denn diese könnte er dann regulär bejagen.
tp