Autor Reinhold Winterl verrät, was den Reiz der Treibjagd ausmacht und worauf es bei Ausrüstung und Planung ankommt.
Das Wort Treibjagd verbindet man automatisch mit hohen Hähnen, schnellen Hasen, listigen Füchsen, die entgegen der Treiberlinie im Schilf auftauchen oder mit flinken Schnepfen im Stangenholz. Verbunden ist dies alles auch mit herbstlicher Stimmung am Fluss oder im Feld, wo sich farbenfroh und bunt die Jagdgesellschaft ihren Weg durch das Gelände ebnet, wo Hörnerklang, passionierte Hundearbeit und freudiges Miteinander zum guten Ton gehören.
Jagen mit guten Freunden und Bekannten bietet eine enorme Lebensqualität und lässt uns den Alltag für ein paar Stunden vergessen. Damit es bei der nächsten Jagdeinladung an nichts fehlt, schauen wir mal, auf was es ankommt.
Vorbereitung ist alles
Man sollte zum genannten Termin pünktlich und ausgeruht erscheinen, ein ausgelassener Partybesuch mit entsprechender Menge Alkohol am Vorabend oder das erste Date sind hier wahrlich nicht besonders hilfreich.
Zur Vorbereitung der Jagd gehört das regelmäßige Besuchen eines Schießstandes zu Übungszwecken.
„Der gute Flintenschütze wird immer besser Büchse schießen als der gute Büchsenschütze Flinte“
Der Spruch kommt nicht von ungefähr – Schießstände, die Rollhasen, Skeet und Jagdparcours anbieten, sind daher die richtige Wahl. Vor allem beim Rollhasen gibt es sehr ähnliche Bewegungsabläufe wie beim laufenden Keiler, je nach Entfernung und Winkel ist dies eine gute Übung auch für die eine oder andere Bewegungsjagd auf die Schwarzkittel. Man wird es beim nächsten Besuch im Schießkino oder beim laufenden Keiler merken, es geht einfach leichter von der Hand. Ansonsten sind natürlich alle Arten von beweglichen Scheiben ein passendes Trainingsinstrument. Das flüssige „in den Anschlag Gehen“ und die regelmäßige Handhabe – auch mal bei einem jagdlichen Wettkampf – manifestieren die Abläufe und lassen die Fehlerquellen weniger werden. Das ist dann Tierschutz in seiner reinsten Form. Muss man doch damit rechnen, dass auch das Jagdfieber und die grundsätzliche Anspannung beim Anflug oder Anlauf auch noch eine wichtige Rolle spielen, vor allem, wenn einem die ganze Jagdcorona zusieht. Manch´ erfahrener Treibjagdgeher wird hier jetzt schmunzeln, aber über den einen gefehlten Hasen sprechen die Jagdgefäherten einfach lauter als über die fünf getroffenen vorher.
Sollten die schießtechnischen Fortschritte ausbleiben, schämen Sie sich nicht, einen qualifizierten Trainer zu buchen. Zumeist sind diese in der Lage, die Fehlerquellen auszumachen und Abhilfe zu schaffen. Am Ende des Tages ist es wie in einer guten handwerklichen Ausbildung, „dual“ ist das Zauberwort. Der Mix aus Schießstand und Jagdpraxis bringt den nötigen Fortschritt und die Routine in die Abläufe.
Die richtige Waffe
Je nach Region sind Bock- oder Querflinten angesagt, wichtiger ist aber: die Flinte muss passen! Deshalb sind ein Selbstlader oder ein Repetierer mit guter Führung bei vernünftiger Jagdleitung auch immer gerne gesehen.
Die Auswahl der Munition
Je nach Wildart und -gebiet, haben sich Bleipatronen von 3-3,5mm und Weicheisenschrote von 3,2-3,9mm als die Idealbesetzung herausgestellt. Natürlich sollte die Munition vorher an der Anschussscheibe oder dem Telefonbuch beschossen werden, damit die Deckung auch passt. Nicht jeder Lauf wirft die die gleiche Deckung, deshalb gilt es, dies vor der Jagd zu testen.
Folgende, dem Kaliber geschuldete Vorlagen, haben sich bewährt:
12/76: 50-56 Gramm, 12/70: 32-36 Gramm, 16/70: 30-32 Gramm, 20/76: 34-36 Gramm, 20/70: 28-32 Gramm, 28/70: 21-28 Gramm, 410/76: 13-17 Gramm
Die Geschwindigkeit spielt hier auch eine wichtige Rolle, etwa 400m/s V1 wären anzustreben und bringen auch den nötigen Energietransport für die Tiefenwirkung mit. Abgehende Ziele, die vielleicht schon beschossen sind, oder Hasen mit nassem Balg, stellen sich als besonders schusshart heraus. Je nachdem, ob die Flinte einen Wechselchoke besitzt, kann man auch über die Zwischenmittel nachdenken – Plastikbecher, Filzpfropfen oder Patronen mit Streukreuz sind die gängigen Materialien.
Den Einsatzzweck und die jeweilige Enge der Garbe klärt die Anschussscheibe auf 20 und 40 Meter.
Kleidung – sehen und gesehen werden
Nicht zu kalt, nicht warm, nicht zu dick, nicht zu dünn sollte die Kleidung sein, wechseln sich doch Stehen und Gehen regelmäßig ab. Die Attribute windabweisend, bequem und passend sind hier aber genauso wichtig, wie eine Farbe, die Sie sichtbar für alle macht. Deshalb ist eine etwas dünnere, winddichte Jacke im Schießwestenschnitt ohne Taschen auf der Anschlagseite die beste Wahl. Orange Blaze oder ähnliche Tarnmuster in anderen Warnfarben tun hier wichtige Dienste. Der gute alte Tweed oder Loden sind aber genauso brauchbar, wichtig ist dann, dass man eine Warnweste oder ähnliches zum Überziehen besitzt. Entscheidend ist, dass man stets gut in den Anschlag kommt. Ein Kauf kommt also nur mit ein paar Anschlagübungen mit der eigenen Waffe in der neuen Kleidung zustande. Auch dem Schuhwerk kommt eine große Bedeutung zu. Hier sind, je nach Gelände und Jagdart, gute Gummistiefel die Allroundwaffe schlechthin. In den Wintermonaten geben solche mit Thermoeinlagen ein sehr gutes Geläuf. Ein guter Berg- oder Feldschuh mit hohem Rist, wasserdicht und mit nicht zu dicker Sohle ist die Alternative, kann es doch vorkommen, dass der Schrittzähler nach der Jagd nicht selten 10km und mehr anzeigt. Eine robuste Hose, die auch mal Dornen und Disteln trotzt und ein passender Hut runden die äußere Erscheinung ab. Immer der Funktion untergeordnet, kann man dann eigentlich keinen großen Fehler machen.
Außerdem sollten Einmalhandschuhe sowie ein gutes und scharfes Jagdmesser, das beim gemeinsamen Versorgen der Strecke seinen Dienst tut, im Gepäck nicht fehlen. Darüberhinaus nehmen auch Desinfektionsspray, Trinkwasser im Auto, sowie ein Müllbeutel für den eventuellen Schrotfuchs, der hinterher abgebalgt werden soll, nicht viel Stauraum in Anspruch.
Der Jagdrucksack bietet bei manch langen Streifen auch den nötigen Platz, um erlegtes Wild über kurze Zeit zu transportieren, damit man beide Hände weiter zum Jagen frei hat.
Waidgerechtigkeit?!
Wer es ernst meint mit der Jagd, der bringt für eine solche Jagdeinladung auch die nötigen Charaktereigenschaften mit, die da wären:
-Bereitschaft zur Mithilfe bei der Wildbretvermarktung
-Versorgung der Strecke
-Organisation von Treibern und Hundeführern.
Besonders beim Federwild ist die Strecke manchmal nicht wirklich kalkulierbar. Sollte das Wetter passen, können schon mal ein paar mehr Stücke auf der Strecke liegen. Auch hier sollte man sich im Vorfeld Gedanken um die Versorgung und Verwertung machen, um dann im Bedarfsfall dem Jagdleiter etwas unter die Arme greifen zu können. Fünf bis zehn Stücke pro Jagdtag sind in der Regel für jeden Teilnehmer zu bewältigen. Mit sauberer Arbeit beim Versorgen und dem nötigen Willen ist es kein Problem, bei Verwandten, Freunden oder dem örtlichen Restaurant oder Metzger einmal unverbindlich anzufragen, ob Interesse an dem Wildbret besteht. Das Hasencurry oder die Wraps vom Jagdfasan, sowie die allseits beliebten Wildburger bei der nächsten Familienfeier im Haus werfen zusätzlich ein gutes Licht auf unser geliebtes Niederwild.
Zu guter Letzt…
Das abendliche Schüsseltreiben sollte man niemals als erster verlassen und dass man sich keinen Anschlusstermin auf diesen Tag legt, versteht sich wohl von selbst. Die Gastgeber machen sich viel Mühe und bringen sich 364 Tage im Jahr ein, damit einige Gäste einen schönen Tag erleben dürfen und dabei Wild erlegen können. Die Honoration sollte zumindest mit der persönlichen Zeit im Anschluss abgegolten werden. Sollte man ins sprichwörtliche, kalte Wasser geworfen werden und vorher noch nie eine der Jagdarten live gesehen haben, scheuen Sie sich nicht, als Treiber mitzugehen, so lernt man viel über das Verhalten des Wildes und die Abläufe bei der Jagd. Dieser Erfahrungsschatz bringt sie bei der nächsten Einladung als Schütze mit Sicherheit weiter.
Wer in der Lage ist, einen brauchbaren Jagdhund zu führen, der ist auf Gesellschaftsjagden immer ein gern gesehener Gast und trägt auch proaktiv zum guten Gelingen bei. Jagen heißt Verantwortung zu übernehmen, in der Gemeinschaft jagen heißt auch, diszipliniert und teamfähig zu handeln. All diese Attribute sind wichtige Säulen und sollten immer auch im Mittelpunkt stehen, denn nur ein starkes Kollektiv bringt auch eine starke Strecke und viel wichtiger einen unfallfreien Jagdtag.