Rotwild in Gefahr: Kemptener Jäger kritisieren Bayerische Staatsforsten scharf

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Drückjagd in der Kürnach: 24 Stück Rotwild erlegt

Am letzten Oktoberwochenende wurden im Staatsforsten-Betrieb Sonthofen während einer Drückjagd 24 Stück Rotwild erlegt. Eingeladen zu dieser Jagd waren Jäger aus Deutschland und der Schweiz, was zu scharfer Kritik seitens des Kreisjagdverbands (KJV) Kempten führte. Die Jagd fand in einem offiziell „rotwildfreien“ Gebiet in der Kürnach statt, in dem kein Abschussplan mehr gilt. Dr. Manfred Ziegler, Erster Vorsitzender des KJV, betonte, dass diese hohe Abschusszahl nur möglich sei, weil das Gebiet in den 1980er Jahren als rotwildfreies Gebiet deklariert wurde. „In rotwildfreien Gebieten gilt kein Abschussplan, und so konnten die Jäger auf dieser BaySF-Jagd ungefähr alles an Rotwild erlegen, das in Anblick kam.“

Kreisjagdverband fordert Wandel und Wiederherstellung von Wanderwegen

Für den Kreisjagdverband ist dieses Vorgehen ein Zeichen dafür, dass eine Umstrukturierung in der Rotwildbewirtschaftung notwendig ist. In der angrenzenden Region Adelegg in Baden-Württemberg wird das Rotwild kontrolliert und nach Plan bejagt, was laut Ziegler vorbildlich sei. Er kritisiert, dass das Vorgehen der Bayerischen Staatsforsten Bestrebungen, das Rotwild wandern zu lassen, untergrabe. Gerade die genetische Vielfalt sei für die Art entscheidend. Wandern ist für das Rotwild essenziell, um Inzucht zu vermeiden. Das bayerische Wirtschaftsministerium, so Ziegler weiter, erkenne diesen Bedarf und diskutiere bereits die Freigabe alter Wanderkorridore.

Befremdliche Praxis auf bayerischer Seite

Ziegler zeigte sich auch verärgert über die Einladung internationaler Jäger, die laut ihm aufgrund der strengen Regulierungen in ihrem Heimatland in Deutschland teils über das Ziel hinausschießen. Dieses „Draufhalten“ bei den Staatsforsten sei schlichtweg unverständlich. Der Kreisjagdverband fordert daher, die Kürnach wieder offiziell als Rotwildgebiet auszuweisen und die rotwildfreien Zonen in Bayern zu überdenken. Zudem solle der Staatsforsten-Betrieb Sonthofen bei den kommenden Drückjagden auf Rotwildabschüsse verzichten.
Das rabiate Vorgehen auf bayerischer Seite verblüfft auch, da in der Adelegg, auf der baden-württembergischen Seite, unlängst ein sehr hoher Inzuchtgrad beim Rotwild festgestellt wurde. In Anbetracht dessen wäre genetischer Austausch anstatt Totalabschuss dringend geboten.