Rothirsch on Tour: Der „Bargfelder“ bricht Rekorde

Rothirsch bei der Brunft

Während der Brunft ziehen Rothirsche weite Strecken um das Kahlwild aufzusuchen. (Foto: Amee Fairbank Brown)

Im September 2024 unternahm der zehnjährige Rothirsch „Bargfelder“ eine beeindruckende Wanderung von Hamburg in die Segeberger Heide. Auf seinem 32 Kilometer langen Weg überquerte er innerhalb von zwei Nächten 14 Straßen und kreuzte stark besiedelte Gebiete. Diese weite Reise diente nicht nur seiner Paarung, sondern spielt auch generell eine große Rolle für den Erhalt der genetischen Vielfalt beim Rotwild. Die hohe Mobilität während der Brunftzeit sichert den Genaustausch zwischen verschiedenen Populationen und somit das Überleben der Art. 

Gemeinschaftsprojekt fürs Rotwild

Das Besondere an dieser Wanderung: Zum ersten Mal konnte sie mithilfe eines GPS-Senders genau dokumentiert werden. Die Besenderung des „Bargfelders“ ist ein gemeinsames Projekt der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein, des Landesjagdverbands Schleswig-Holstein und der Schleswig-Holsteinischen Landesforsten. Dies zeigt, wie wichtig die Zusammenarbeit von Jägern, Naturschützern und Forstwirten für den Artenschutz ist.

Schwierigkeitslevel: Rotwild

Die Anbringung des GPS-Senders war ein herausforderndes Unterfangen. Wie Frank Zabel, Initiator des Projekts, berichtet, war es nahezu unmöglich, einen bestimmten Hirsch gezielt zu betäuben. Nach intensiver Vorbereitung gelang es im Juli, den Hirsch erfolgreich mit einem Narkosepfeil zu treffen. Marcus Meißner, Rothirsch-Experte der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein, erläutert die Schwierigkeiten: „Das Wild weicht den langsamen Betäubungsgeschossen oft problemlos aus. Man muss also weniger als 20 Meter entfernt sein, damit der Pfeil sein Ziel erreicht.“ Jeder der schon einmal Rotwild bejagt hat, kann sich vorstellen mit welchen Schwierigkeiten das einhergeht. Bis das Narkosemittel dann wirkt, dauerte es ein paar Minuten. Anschließend wurde der Hirsch mithilfe des Nachsuchen-Gespannes gefunden.

Wertvoller Datensatz

Seit der Besenderung liefert der GPS-Sender stündlich wertvolle Positionsdaten. Diese halfen dabei, die Wanderung des „Bargfelders“ nachzuvollziehen. Ende August startete der Hirsch seine Reise in die Segeberger Heide, wo er über drei Wochen verbrachte, bevor er innerhalb von 12 Stunden nach Hamburg zurückkehrte.

Unüberwindbare Hindernisse fürs Rotwild

Diese Wanderungen sind jedoch zunehmend bedroht. Straßen und Siedlungsgebiete zerschneiden die natürlichen Wanderwege der Rothirsche, was den wichtigen Genaustausch erschwert. Wildtier-Korridore, wie Grünbrücken, sind unverzichtbar, um diese Verbindungen zu erhalten. Viele dokumentierte Fälle zeigen bereits Missbildungen bei genetisch mangelhaftem Austausch.

Für eine Zukunft mit Rotwild

Für Jäger und Naturschützer ist klar: Der Schutz der Wildtier-Korridore ist von existenzieller Bedeutung für die Populationen vieler Wildtiere in Schleswig-Holstein. Maßnahmen wie Grünbrücken und Ruhezonen entlang der Wanderwege sind essenziell, um die Artenvielfalt und den Genaustausch langfristig zu sichern.