Marderhund in Deutschland: Bejagung des Neozoons

raccoon-dog-54750_1920

Der Marderhund kommt in einigen Landesteilen mittlerweile flächendeckend vor. Foto: Pixabay

Der Marderhund kommt in einigen Landesteilen mittlerweile flächendeckend vor. Wie sie das Neozoon am besten bejagen, weiß unser Autor PATRIK BOLLRATH.

Die Verbreitung des Marderhundes ist eine Erfolgsgeschichte, die ihresgleichen sucht. Sie wird einzig und allein noch von der Ausbreitung des Waschbären getoppt. Dennoch sind die Ausbreitung und die damit gestiegenen Streckenzahlen deutschlandweit nicht mehr zu leugnen. Waren es im Jagdjahr 2011/2012 noch 14.416 Tiere, so waren es im Jagdjahr 2020/2021 bereits 33.010 Tiere, die auf der Strecke lagen. Natürlich gab es in einigen Bundesländern Bestandseinbrüche durch die Staupe, die Bestände bleiben allerdings dennoch sehr hoch.

 

Steckbrief Marderhund

Um einen Marderhund zu erkennen, sollten einem die wichtigsten Daten bekannt sein. Illustration: Redaktion

Der richtige Zeitpunkt

Die Bejagung des Enoks ist meist deutlich einfacher als die Bejagung des Fuchses. Marderhunde sind deutlich weniger skeptisch und vor allem in der Regel nicht all zu wachsam. Einziger Nachteil ist, dass sie überwiegend nachtaktiv sind. Es kommt uns zu Gute, dass die adulten Tiere häufig als Pärchen unterwegs sind. Insbesondere im Herbst sind die Zweigespanne aktiv, sodass in vielen Fällen beide Tiere erlegt werden können.

In den Sommermonaten sind nicht selten ganze Familienverbände mit bis zu 12 Jungtieren anzutreffen. Wer hier überlegt vorgeht, kann einen solchen Familienverband unter Umständen komplett entnehmen. Voraussetzt natürlich, man hat genug Munition dabei. Da Marderhunde eine „lange Leitung“ haben, brauchen sie meist eine ganze Zeit um zu verstehen, was passiert und geben uns so genug Zeit für einen Folgeschuss. Auch habe ich es schon erlebt, dass das Schussgeräusch scheinbar überhaupt nicht wahrgenommen wird und die Tiere einfach mit der Fraßsuche fortfahren, als ob nichts gewesen wäre.

 

Wo findet man den Marderhund?

Marderhunde schieben sich gerne auch außerhalb des Baus ein. Hecken, trockene Schilfgrasstreifen in der Nähe von Mooren oder Maisschläge werden sehr gerne als Unterschlupf genutzt. Während die Räuber bis in den Herbst hinein gerade am Mais oder im Umfeld anderer Fraßplätze, wie Bachläufe oder in der Nähe der Kirrung anzutreffen sind, so kann es im Winter durchaus auch sein, dass sie sich auf die sonnige, windgeschützte Seite einer Hecke legen. Läuft man in diesem Bereich mit dem Vorstehhund eine Hasenstreife, hat man die strubbeligen Räuber häufiger einmal als „Beifang“. Ertönt tiefer, kehliger Laut wenn man den Hund schickt, so hockt oft ein Marderhund im Reisig und drückt sich.

 

Beste Jagdart

Die erfolgsversprechenste Jagdart ist wohl die am Luderplatz oder an der Kirrung. Die Jagd an der Kirrung bedeutet nicht, dass die Marderhunde aktiv angekirrt werden, sondern, dass diese die Kirrungen aufsuchen. Enok sucht nach Resten, die von den Sauen übriggelassen wurden. Mais wird in vielen Fällen sehr gerne aufgenommen und oft auch dem reinen Luder vorgezogen. Ein klassischer Luderplatz führt jedoch ebenfalls zum Erfolg. Eine Wildkamera sorgt hier für die Überwachung, sodass ein Zeitmuster der Tiere erkannt werden kann. Diese kommen meist sehr verlässlich zu bestimmten Zeiten, wenn der Luderplatz regelmäßig beschickt ist. Gerade über die Sommermonate ist die Pirsch auf frisch gemähten Flächen oder auf den Stoppelflächen ebenfalls sehr aussichtsreich.

Da sich die Marderhunde in den meisten Fällen sehr langsam bewegen, bleibt genug Zeit sich in eine gute Schussposition zu bringen oder diese auch anzugehen. Schafft man es, sich leise anzupirschen, kann man problemlos zwischen 30 und 50 Meter an die Marderhunde herankommen. Gerade wenn mehrere Tiere auf der Fläche sind, ist es besser so dicht wie möglich heranzugehen, um für Folgeschüsse ausreichend Platz und Zeit zu haben. In den Sommermonaten hilft das lange Büchsenlicht enorm bei der Bejagung. Im Herbst und Winter ist man auf das Mondlicht angewiesen. In Bundesländern, in welchen Wärmebild- oder Nachtsichttechnik für den Schuss auf Raubwild zulässig ist, hilft dies natürlich enorm bei der Regulierung der Neozoen. Marderhunde lieben, wie jedes andere Raubwild auch Wasser und Schilfgebiete, welche auch bevorzugte Tageseinstände sind. Am Rande solcher Schilfflächen ist die Jagd besonders aussichtsreich.

Nach einer anfänglich rasanten Zunahme, stagniert die Marderhundstrecke inzwischen. Foto: DJV

Waffenwahl

Die Bejagung ist also im Grunde recht simpel. Die Jagd stellt auch keine besonderen Ansprüche an die Ausrüstung. Lediglich ein passendes und vor allem kleineres Kaliber kann gewählt werden. Ich bevorzuge für die Jagd auf Marderhunde das Kaliber .233 Rem. mit dem V-Max Geschoss von Hornady. Mit diesem Geschoss liegen die Stücke in 99 Prozent der Fälle am Platz. Durch den geringeren Schussknall ist es für die Marderhunde schwieriger, die Gefahr sofort richtig einzuordnen. Ebenso ist es deutlich günstiger ein Geschoss zu verschießen, welches zwischen 70 Cent und 1,50 Euro kostet, statt zwischen 3 und 5 Euro. Bei Strecken zwischen 40 und 50 Marderhunden im Jahr kann dieser Umstand durchaus ein Faktor sein. Das V-Max Geschoss in Verbindung mit der .233 Rem. ist vor allem im Winter, wenn Enoks eine mehrere Zentimeter dicke Feierschicht hat, äußerst balischonend und in der Regel ohne Ausschuss.

 

Verwertung

Was macht man nun mit den Marderhunden, wenn man diese erlegt hat? Während der Sommermonate eigenen sie sich sehr gut für die Hundeausbildung. Im Winter haben die Bälge in der Regel eine außerordentlich gute Qualität und übertreffen den Balg des Fuchses bei weitem. Besonders eignet sich der dichte und lange Pelz zur Herstellung von Fellkrägen für Kapuzen. Auch für einen schönen Ansitzmuff ist der Balg wie gemacht. So wird aus einer als invasiv eingestuften Art ein nachhaltiges Produkt und der heimischen Artenvielfallt wurde ebenfalls geholfen. Denn ein nicht-heimischer Beutegreifer, welcher zusätzlichen Druck auf unser Ökosystem ausübt, wurde entnommen.