Unsere Leserin Leonie Barghahn hat auf der Suche nach einem Frischling für das Weihnachtsessen einen riesigen Keiler gestreckt. Wie aus einer stressigen Durststrecke ein absoluter Glückstag wurde:
Nicht ein Keiler, sondern ein Frischling war gesucht
Passend zum Mond kündigte sich auch der erste richtige Schnee für 2023 im Herzogtum Lauenburg an.
JÄGER-Leserin Leonie Barghahn wollte diese Kulisse unbedingt nutzen und entschied sich anzusitzen, um einen Frischling für das Weihnachtsessen zu erlegen. Nach diversen Malen, bei denen sie nassgeregnet – beziehungsweise nassgeschneit – und völlig verfroren wieder nach Hause fahren musste, verschwand langsam aber sicher die Motivation. Dazu kam, dass Leonie Barghahns Abgabe der Bachelorthesis immer näher rückte, wodurch der Fokus in dieser Zeit weg von der Jagd und stattdessen voll aufs Studium gelegt werden musste.
Ein Versuch in der Kälte
In der Nacht vom 28. auf den 29. November gab es viel Neuschnee. Nach Abgabe der Thesis war also die einzig logische Belohnung, am 29. November doch noch ansitzen zu fahren. Durch den Frost war das Angehen bereits so laut, dass die ersten Rehe im Bestand schreckten. Lange Zeit passierte erstmal gar nichts. Nach etwa einer Stunde gesellte sich erst ein Hase und dicht gefolgt ein Fuchs mit an den Ansitz. Den Fuchs hätte Leonie Barghahn eigentlich gerne für die Hundeausbildung erlegt, sie entschloss sich allerdings, noch auf weiteren Anblick zu hoffen – eine Entscheidung, die sich bezahlt machen sollte. Eine weitere Stunde in der Kälte verging, bis von links das erste Knacken zu hören war. Nach wenigen Momenten folgte dann einem weiteren Knacken eine Rotte Sauen. Mit dabei: Ein gescheckter Keiler.
Dieser war allem Anschein nach allerdings noch nicht reif, weswegen der Finger gerade blieb und die Wahl vorerst auf einen eher schwachen Frischling viel. Als dieser aber kurz wieder im Wald verschwand, zeigte sich plötzlich eine weitere Sau, die etwa 80 Meter hinter der Rotte aus dem Wald austrat. Der Mund warf dunkle Baumschatten auf die Sau, weswegen erst relativ spät klar wurde, dass es sich um einen weiteren Keiler handelte. Und dieser war deutlich stärker als der erste.
Kapitaler Keiler gesichtet
Als der Keiler die Rotte erreichte, nahm Leonie Barghahn sich die Zeit, ihn in Ruhe anzusprechen, denn einen zu jungen Keiler wollte sie nicht erlegen. Nach etwa 5 Minuten war sie sich allerdings sicher: Das hier ist ein reifer Keiler. Dieser musste jetzt „nur noch“ breit stehen – leichter gesagt als getan, denn auf der Schneise herrschte buntes Treiben, wodurch der Keiler nie lange genug breit stand.
So vergingen noch weitere 10 Minuten, bis sich die erste Chance bot. Als der Keiler am Rand der Rotte erhoffte, konnte die Leonie Barghahn dem Keiler eine saubere Kugel antragen, nach welcher er noch eine Todflucht von etwa 20 Metern hinlegte. Ungläubig, dass sie tatsächlich gerade einen reifen Keiler erlegt hatte, rief sie ihren Vater an. Dieser kam wenig später mit Anhänger und ihren beiden Drahthaar-Mädels Quidditch und Briska an, um den kapitalen Keiler zu bergen.
Das Bergen des ca. 160 Kilogramm schweren Keilers gestaltete sich deutschlicht schwieriger als angenommen. Und kostete die beiden dank defekter Winde nicht nur einiges an Mühen, sondern ach einiges an Zeit, bis die Sau geborgen war. Nachdem der Keiler, in der Zwischenzeit „Bachelorarbeitskeiler“ getauft, aufgebrochen war, wurde deutlich: Das Tier war nicht nur reif, es hatte auch vor einiger Zeit einen Verkehrsunfall überlegt. Der linkere Härterer war stark verknöchert und ausgewachsen, das Gewehr auf der gleichen Seite abgebrochen.
Leonie Barghahn spricht dem Reviereigentümer noch ihren besonderen Dank für die Möglichkeit aus. Und wir bedanken uns bei ihr für diese Wahnsinns-Geschichte zum Wahnsinns-Keiler! Eine Möglichkeit wie diese ergibt sich selten – das Erlegen vom Bacherlorarbeitskeiler wird sicher ein Leben lang in Erinnerung bleiben.