Büchse – die Sauer 505 im Praxistest

Die Sauer 505 Büchse ist noch recht neu am Markt. Nach etlichen Stunden im Revier wollen wir nun ein erstes Fazit zur Waffe ziehen und sie vorstellen.

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Die Handspannung der Sauer 505 sorgt für maximale Sicherheit. Fotos: Patrik Bollrath

Das Traditionsunternehmen meldet sich mit einem neuen Premium-Repetierer zurück. Unser Autor Patrik Bollrath hat die Sauer 505 auf der Jagd unter die Lupe genommen.

Die Marke Sauer kann auf eine ganze Reihe erfolgreicher Repetierbüchsen zurückblicken. Die Sauer 80 oder 90 sind heute noch vielen Jägern ein Begriff und stehen für einen unübertroffenen Schlossgang. Gefolgt von der Sauer 202, welche insbesondere durch die Wildboar-Fever-Filme mit Franz Öttingen Spielberg zu einem Bekanntheitsgrad gelangte, welcher seines gleichen sucht. Sensationeller Schlossgang mit einer gewöhnungsbedürftigen Sicherung sind wohl die beiden Attribute, an welche sich viele Sauer-Fans erinnern. Im mittleren Preissegment wurden zwischenzeitlich die Sauer 101 sowie die Sauer 100 als Einstiegswaffe herausgebracht. 2015 wurde dann als logische Weiterentwicklung der Sauer 202 die neue Sauer 404 präsentiert. Handspannung und Modularität, Laufwechsel, Abzugseinstellung und Personalisierung standen bei der S404 im Vordergrund.

Ein Klassiker mit vielen Features

Für den ein oder anderen Jäger waren die Möglichkeiten vielleicht etwas zu viel und zu verspielt. Auch war der Schlossgang gut, jedoch nicht so herausstechend und hakelfrei wie bei den alten Modellen. Schauen wir uns die verschiedenen Modelle an, gibt es bei vielen Vorteile, jedoch auch Nachteile, die für einige Nutzer ein „No-Go“ darstellten. Da man das Rad selbst mit dem Hintergrundwissen aus über 270 Jahren Firmengeschichte nicht neu erfinden muss, ist die Sauer 505 der nächste Schritt der Entwicklung. Extrahiert man die gelungenen und wichtigen Eigenschaften der vorangegangenen Modelle und schließt überschüssige oder eben nicht so gelungene Entwicklungen aus, kommt man zur neuen Sauer 505. Ich war zugegebenermaßen sehr gespannt auf die neue Waffe und froh, als ich die  S505 endlich in den Händen hielt.

Sauer bleibt seiner Linie treu. Die S505 sieht klassisch wie ein echter Repetierer aus. Keine Schnörkel, einfach eine zeitlose Repetierbüchse. Eine formschöne Waffe, die dem Auge schmeichelt. Der erste Eindruck war überzeugend. Irgendwie eine Mischung aus der S202 und der S404 – jedoch auch anders, neu eben. Die Handspannung ist nicht zu übersehen, was mich positiv stimmte. Eine Rückkehr zu einer Sicherung wäre einem Premiummodell nicht würdig und ein technischer Rückschritt gewesen.

Gerade auf der Drückjagd punktet die Büchse durch ihren butterweichen Schlossgang.

Die Technik der Büchse

Fangen wir mit den technischen Eigenschaften an. Generell ist zu sagen, dass die Waffe einfacher geworden ist. Hatte die S404 hier ein Knöpfchen, da einen Schieber, ist die 505 auf das Wesentliche und Praktische reduziert. Das Herzstück, das System, besteht aus einem aus dem vollen gefrästen Stahlgehäuse. Die Seitenwände wurden mit Aussparungen versehen, um das Gesamtgewicht im Rahmen zu halten und dennoch nicht auf den hochwertigen und festen Werkstoff Stahl zu verzichten.

Das System als solches wiegt etwas mehr als 700 Gramm. Durch das Stahlgehäuse haben wir anders als bei Aluminium auch die notwendige Grundlage für einen beständigen, seidenweichen und schnellen Schlossgang ohne zu verkannten. Der Schlossgang kann es vielleicht immer noch nicht mit dem einer Sauer 90 aufnehmen, doch kommt er diesem sehr nahe. Es freut mich besonders, dass Sauer hier auf die klassischen Sauer-Grundwerte, wofür die Waffen geliebt und genutzt wurden, zurückgekommen ist. Für mich einer der Schlüsselpunkte der Waffe. Mit 6 Warzen wird die Kammer direkt im Lauf verriegelt. Die einteilige Kammer verfügt am Ende über einen leichtgängigen und angenehmen Spannschieber, welcher sich problemlos bedienen lässt. Ist die Waffe gespannt, sieht man unter dem Schieber einen länglichen, signalorangenen Knopf, welcher die Feuerbereitschaft anzeigt und gleichzeitig durch Drücken die Waffe wieder entspannt. Die Handspannung ist absolut lautlos und leichtgängig..

Möchte man die Waffe im entspannten Zustand öffnen, muss der Spannschieber nur einen Millimeter nach vorne geschoben werden. Dies geschieht ohne jeglichen Kraftaufwand, sodass dies auch bei kaltem Wetter und mit klammen Fingern mit Leichtigkeit gelingt.

Der fein einstellbare Abzug macht die Waffe für Drückjagd sowie weite, präzise Schüsse anpassbar.

Der Abzug

Die Abzugseinheit am hinteren Teil des Systems der Büchse, der sogenannte Quattro-Abzug, hat seinen Ursprung in der 404. Mit dem kleinen, im Riemenbügel versteckten, Sechskant, lässt sich der Abzug ohne Ausbau in seinem Abzugsgewicht verstellen. Neu ist hier, dass die niedrigste Stufe bei 350 (!) Gramm anfängt. Die nächsten Stufen liegen dann bei 750, 1.000 und 1.250 Gramm. Die 350 Gramm-Stellung ist fast mit einem Stecher zu vergleichen und für grobmotorische Schützen mit Vorsicht zu genießen. Mit der klaren Charakteristik bricht der Abzug trocken und ohne Vorweg wie Glas. Abzüge aus dem Hause Sauer sind bekanntlich High-End-Produkte, die keinen Anlass zur Kritik geben. Das Abzugszüngel sowie der Abzugsbügel bestehen aus Kunststoff.

Hier würde ich persönlich Metall bevorzugen. Der Abzugsbügel lässt sich für etwas mehr als 80 € in einen Aluminium Abzugsbügel tauschen. Für die Funktion hat es keine Bedeutung, lediglich für die Haptik. Im Gegensatz zur  S404 lässt sich der Abzug nicht in seiner Position oder im Neigungswinkel verstellen. Das Magazin besteht aus Kunststoff und fasst in den Standardkalibern drei oder fünf Schuss. Die Magazine der Magnumkaliber haben eine Kapazität von zwei oder fünf Schuss. Von der S404 übernommen wurde die MagLock-Magazinsicherung, um ein ungewolltes Betätigen des Magazinknopfes zu verhindern. Durch ein einfaches Vorschieben des Knopfes wird dieser gesperrt und die Büchse ist vor Verlusten geschützt.

Das System ist aus Stahl und die Sauer-Universalmontage ist einer Sattelmontage gewichen.

Das System

Auf der Oberseite des Systems finden wir eine weitere und von mir sehr begrüßte Neuheit. Und auf den ersten Blick ist direkt erkennbar, dass es sich nicht um die Aufnahmen der, von der 404 bekannenten, SUM handelt. Nein, es sind die, in das Stahlsystem eingefrästen Aufnahmen für eine Sattelmontage, wie man sie bereits von Blaser kennt. Diese haben sich bereits etliche Jahre bewährt und sind für Ihre Wiederholgenauigkeit und flache Bauweise bekannt. Ein absoluter Pluspunkt. Ein wirklicher Freund der alten Montagen von Sauer war ich nicht und bin froh, dass es für die neue S505-Büchse diese Lösung gibt. Am vorderen Bereich des Systems sind die Klemmschrauben für den Lauf angebracht. Diese drei Schrauben lassen sich ebenfalls mit dem Sauer Universal Schlüssel (Sechskant) bedienen und so kann der Lauf ohne Werkzeug getauscht werden. Natürlich wird man nicht vor jedem Ansitz den Lauf tauschen, doch es ist angenehm, wenn es einfach und praktikabel ist.

Der Lauf

Da wir bei den Wechselläufen sind, möchte ich noch kurz auf das Thema eingehen. Insgesamt stehen 19 verschiedene Kaliber zur Verfügung. Für einen Kaliberwechsel benötigt man einen entsprechenden Lauf, einen kompletten Verschluss und ein zum Kaliber passendes Magazin. Die Verschlüsse sind in vier Gruppen eingeteilt (Mini, Medium, Magnum Short, Magnum) und im Gegensatz zur S404 muss der ganze Verschluss gewechselt werden und nicht nur der Verschlusskopf. somit hat man die Möglichkeit, mit einer Büchse verschiedenste Kaliber einzusetzen. Der Lauf der S505 ist kaltgehämmert und man erwartet aus dem Hause in Isny höchste Präzesion, die man in der Regel auch bekommt. Ich jedenfalls wurde noch von keiner Sauer enttäuscht. Bis dato habe ich noch keinen ausufernden Präzisionstest verschiedener Laborierungen durchgeführt. Die Waffe im Kaliber .308 Win schoss mit dem kannelierten 51 cm Lauf mit dem ECX von Hornady in 125 Grain einen Streukreis von 14 mm. Fürs erste bleiben keine Fragen offen. Alle Läufe der S505 kommen zeitgemäß mit einem Mündungsgewinde M15x1 und ohne offene Visierung als Standardausführung.

Die Laufwechseloption macht die Sauer 505 perfekt für Jagdreisen.

Wer die Wahl hat…

Besonders eindrucksvoll und hervorzuheben, ist die Vielzahl an Kombinationsmöglichkeiten, welche das Waffensystem der S505 mit sich bringt. Dieses geschieht jedoch in einer klaren Linie, welche einen nicht den Überblick verlieren lässt. Hat man sich für ein bestimmtes Kaliber mit einer entsprechenden Laufkontur und Lauflänge entschieden, kann man zwischen Holz, Kunststoff sowieso einem Carbon-Schaft wählen. Die Holzschäfte sind in den Klassen zwischen 2 und 10 gegen einen Aufpreis erhältlich. Der Kunststoffschaft ist in einer normalen und einer Lochschaft-Version erhältlich. Die Carbonvariante ist ebenfalls in einer Lochschaftvariante zu bekommen. Für die Holzschäfte würde ich mir auch bei den unteren Holzklassen gänzlich geschlossene Poren wünschen, auch wenn dieser Umstand den Preis wahrscheinlich ein gutes Stück in die Höhe treiben würde. Ebenso passen die Schäfte der S404 an das neue System. Bei allen normalen Schaftvarianten von Kunststoff und Holz kann ein verstellbarer Schaftrücken dazu gewählt werden.

Mit dem nötigen Kleingeld kann also an die gleiche Alltagswaffe mit einem Kunststoffschaft auch ein Holzschaft der Klasse 8 mit nur wenigen Handgriffen angebracht werden. Schon hat man optisch eine völlig neue Waffe. Weiter können jetzt noch verschiedene Details wie die Beschichtung von Lauf und Gehäuse sowie die Ausführung der Kammer (Sonnenschliff, poliert, DLC-Beschichtung), gewählt werden. Verschiedene Kammergriffkugeln und Pistolengriffkäppchen lassen keine Wünsche offen. Ebenso gibt es natürlich verschieden Schaftkappen, die in Dicke und Design variieren.

Erste Bilanz zur neuen Büchse

Als erstes Fazit der Sauer 505 ist zu sagen, dass der Werbespruch „Liebe auf den ersten Blick” zumindest für mich zutrifft. Ein Schlossgang, wie man Ihn von früheren Sauerwaffen kannte, gepaart mit einer einfachen und sehr guten Montagelösung. Ein Abzug, der seinesgleichen sucht. Und nicht zuletzt punktet die ästhetische Seite dieser wirklich gelungenen Waffe. Im Gegensatz zum Trend, dass alles teurer wird, ist die S505 wirklich fair und vor allem gut eingepreist. Viel Waffe für moderates Geld.

Die Standardausführung mit Kunststoffschaft liegt bei 3.230 € UVP. Jegliche individuellen zusätzlichen Optionen kosten natürlich extra. Jedoch ist der Grundpreis im Gegensatz zu anderen Herstellern sehr attraktiv. Zumal die Händlerpreise von der üblichen Presempfehlung noch etwas nach unten abweichen dürften.

In der Praxis gab es bis dato keine Mängel oder Kinderkrankheiten festzustellen. Der Testzeitraum ist jedoch zeitlich noch nicht weit genug fortgeschritten, um abschließende Ergebnisse zu präsentieren.  Weitere Jagdeinsätze mit der S505 werden es zeigen. Ich bin zuversichtlich und freue mich jetzt schon auf die Bockjagd mit
der neuen Sauer 505.