Bereits im Frühjahr 2024 soll mit dem Aussetzen eurasischer Luchse im Erzgebirge begonnen werden. Wildfänge aus der Schweiz sollen die empfindliche Population stärken. Der Landesjagdverband äußert Kritik.
Der streng geschützte Luchs wurde durch Verfolgung in Deutschland ausgerottet. Mittlerweile gibt es jedoch wieder drei Bestände von knapp 130 Alttieren. Diese befinden sich im Harz, Nordostbayern und dem Pfälzer Wald. Nun soll das drittgrößte Raubtier Europas auch im sächsischen Erzgebirge ausgewildert werden, um eine neue Population aufzubauen – nach über 300 Jahren.
20 Tiere für Sachsen
Ab dem Frühjahr 2024 sollen bis zu 20 Luchse im Erzgebirge und Elbsandsteingebirge angesiedelt werden. Dafür hat die obere Jagdbehörde in Sachsen die Ausnahmegenehmigung erteilt – im Einvernehmen mit den zuständigen Naturschutzbehörden und unter Anhörung der anerkannten Naturschutzverbände.
Das Projekt beginnt im Staatswald im westlichen Erzgebirge. Sowohl Wildfänge aus der Schweiz, als auch Tiere aus Zuchtprogrammen, sowie mutterlos aufgefundene Waisenluchse sind dafür vorgesehen.
Kritische Stimmen gegen den Luchs
Der LJV Sachsen hatte sich bereits im Oktober vergangenen Jahres gegen eine Auswilderung der Raubkatze ausgesprochen. Der Verband sieht das Niederwild bedroht. 2019 verpflichtete sich Sachsen, den Lebensraum für rund 50 Birkhühner zu sichern und der Verband sorgt sich um die Vögel. Studien aus Österreich zeigen aber, dass die Luchse keinen nennenswerte Gefahr für die Hühner darstellen. Doch es bestehen noch große Wissenschaftsdefizite.
Neue Bedrohung für das Reh
Deutlich problematischer dagegen ist der Luchs für das Reh. Dies zählt zur Hauptnahrungsquelle des Luchses. Der Landesjagdverband befürchtet, dass die Raubkatze den Rehen im Winter besonders zusetzt. Zur kalten Jahreszeit bewegen sie sich deutlich weniger, um Energie zu sparen. Ein stetiges Aufscheuchen durch den Räuber kann zu einem höheren Energiebedarf bei den Rehen führen. Das begünstigt wiederum den Verbiss an jungen Bäumen.
Der Landesjagdverband befürwortet lediglich eine natürliche Ausbreitung der Raubkatze aus Tschechien und dem Harz. „Das Niederwild der Region hat es bereits durch die vorhandenen und neu zugewanderten Prädatoren sehr schwer“, sagt der Verband.
Sympathieträger Luchs
Im Gegensatz zum Wolf hat der Luchs deutlich mehr Befürworter in der Bevölkerung. Eine Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes forsa zeigt, dass 87% der Befragten dem Luchs positiv gegenüber stehen. Angriffe des Luchses auf Haus- und Nutztiere kommen nur selten vor.