Artenschutzsponsor Trophäenjagd – Wie die Jagd das Wild schützt

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Die streng regulierte Jagd auf das Bergzebra hat zum Erhalt der Art geführt. (Foto: Finn Boxhammer)

Geprägt von Fehlinformationen und Ideologie gerät die Trophäenjagd immer wieder in Verruf. Dabei ist sie ein sehr wichtiges Mittel, um gezielt Artenschutz finanzieren und umsetzen zu können. Ein viel diskutiertes Importverbot von Jagdtrophäen hätte dramatische Folgen für Natur und Umwelt. Um selbst einen Eindruck über die Lage zu bekommen war Finn Boxhammer für die Recherche unterwegs in Namibia. Einem Land das durch Trophäenjagd viel erreicht hat.

 

 

Kaum eine Thematik erhitzt so rasant die Gemüter wie die Trophäenjagd. Wörter wie Artensterben, Todestourismus und der fragwürdige Abschuss von Löwe Cecil fallen schnell. Es gibt Petitionen, Diskussionen und Dokumentationen zu dem Thema. Diverse Schauspieler, Komiker und andere Prominente nutzen ihre Reichweite und wettern öffentlichkeitswirksam und komplett fachfremd gegen die Trophäenjagd, unwissend welche Folgen ihre Aussagen haben. Häufig finden sich Beiträge auf Social Media die das Thema auf seine emotionale Ebene begrenzen und nicht die Komplexität der Situation darstellen. Vor allem aber gibt es zwei Sachen: eine große Menge Fehlinformation und eine noch größere Menge Ideologie.

Hartnäckig hält sich in vielen Köpfen unserer wohlhabenden Welt ein ideologisch geprägtes Bild der Natur. Die Vorstellung von unberührten Landschaften, in denen die Natur einfach sich selbst überlassen wird und die Welt noch in Ordnung ist. So schön diese Vorstellung auch sein mag – sie ist leider unrealistisch. Ob im deutschen Wald oder der afrikanischen Steppe – jede Landfläche hat einen Besitzer. Herrenlose unberührte Naturflächen gibt es kaum noch auf dieser Erde. Der vermeintliche Wald ist oft Forstkultur und die unendliche Weite Afrikas dann doch eingezäunt. Landflächen müssen sich in Profitabilität und Nutzbarkeit beweisen und die Nutzung durch Landwirtschaft, Bergbau oder als Bauland ist deutlich gewinnbringender als das schlichte Erhalten der Natur. So entsteht Lebensraumverlust, der als Hauptreiber des Artensterbens gilt.

Trophäenjagd

Jagdtourismus gibt dem Wild, der Natur und seiner Bewirtschaftung einen finanziellen Mehrwert. (Foto: Finn Boxhammer)

Finanzielles Großkaliber

Naturbelassene Landfläche ermöglicht so direkt keinen Profit, da keine Rohstoffe entnommen werden können. Erst wenn es wirtschaftlich interessant wird sie zu schützen, kann die Natur, als potentielle Landnutzung, einen ernstzunehmenden Platz in der Kulturlandschaft finden. Das Sprichwort „Only what pays, stays“ fasst zusammen was viele Ideologen nicht verstehen. Nur wenn sich etwas wirtschaftlich lohnt, kann es am Markt bleiben. Natur Natur sein zu lassen kostet nicht nur viel Geld, sondern auch Arbeit, Zeit und eine Menge Wissen. Finanzielle Mittel sind notwendig, um diese Form der Bewirtschaftung zu ermöglichen und einen Gewinn zu erzielen. Funktioniert das nicht, muss die Natur einer anderen, profitableren Landnutzung weichen. Als Werkzeug des Naturschutzes ist Trophäenjagd die bisher erfolgreichste Lösung im Kampf gegen das Artensterben. Aus der ganzen Welt kommen Jäger und tauschen eine selbsterlegte Jagdtrophäe gegen viel Geld. Häufig liefert das Erlegen weniger Einzeltiere die finanziellen notwendigen Mittel um das Leben einer ganzen Population zu gewährleisten.

Trophäenjagd hat in den Ländern des südlichen Afrika zu einem Anstieg von Wildtierbeständen und der Erweiterung ihrer Lebensräume um 80 Prozent geführt.

Fallbeispiel Namibia

Besonders im Süden Afrikas sind die Auswirkungen der Trophäenjagd enorm. 2015 zahlte ein Jäger aus den USA 350.000$ für den Abschuss eines Spitzmaulnashorns in Namibia. Diese Gelder finanzieren den aktiven Schutz der noch lebenden Tiere. Beispielsweise durch die Ausbildung von Rangern und Spürhunden. Die patrouillierenden Ranger sind ein effektives Mittel im Kampf gegen die Wilderei. Die Gelder finanzieren auch die Brunnenbohrung für Mensch und Tier und die Erstattungsbeträge für landwirtschaftliche Verluste durch entsprechende Tiere. Diese Gelder schaffen aber auch einen direkten finanziellen Mehrwert für umliegende Kommunen. Sie rechtfertigen die Nichtnutzung der Landfläche durch die Kommune und machen mögliche Wilderei zu einem unattraktiven Geschäftsmodell, da die Tiere lebendig für die Bewohner einen deutlich höheren Wert haben.

Das Konzept funktioniert und es lässt sich wissenschaftlich aufzeigen, dass der Bestand der Nashörner seit Einführung der streng regulierten Jagd 2004 stetig wächst. Aktuell gibt es, laut International Rhino Foundation, etwa 6195 Spitzmaulnashörner in 12 afrikanischen Ländern. Gegenüber 1996 hat sich der Bestand der Spitzmaulnashörner in Afrika verdreifacht. Die größten Populationen befinden sich in Namibia (2156 Stück) und Südafrika (2056 Stück). In beiden Ländern dürfen sie bejagt werden. Doch dieses extreme Beispiel ist kein Einzelfall, die Wissenschaft verzeichnet global vielerorts wachsende Bestände und gesündere Populationen, sobald regulierte Trophäenjagd eingeführt wurde. Auch wirtschaftlich ist es logisch: nur was im Revier zuhause ist, kann auch erlegt und verkauft werden.

Von wegen letztes Nashorn

Oft sorgen widersprüchliche Zahlen oder sich gegenseitig zitierende Tierschützer in den Medien für Verwirrung. Während es durchaus Regionen gibt, in denen Elefant, Löwe, Nashorn und Co. vom Aussterben bedroht sind, gibt es auch Regionen in denen sie es nicht sind. Dort können sie nachhaltig bejagt werden. Ironischerweise sind sie oft da vom Aussterben bedroht, wo keine Trophäenjagd stattfindet. Das Thema ist so komplex, dass einer umfassenden Betrachtung bedarf. „Trophäenjagd hat in den Ländern des südlichen Afrika zu einem Anstieg von Wildtierbeständen und der Erweiterung ihrer Lebensräume um 80 Prozent geführt.“ Mit diesem gemeinsamen Statement hatten Namibia, Botswana, Malawi, Mozambique, Südafrika, Sambia und Simbabwe 2020 über die positiven Auswirkungen von Trophäenjagd aufklären wollen. „Afrika ist kein Zoo und seine Bewohner keine Zoowärter,” so Botswanas Präsident Masisi gegenüber Jagdgegnern. „Es sind Kritiker aus der Ferne, die uns mit Drohungen und Gesetzen befehlen wollen wie wir unser Land und seine Natur zu nutzen haben. Viele von uns erinnert das an die grauenhafte Kolonialzeit.“

Wildtierbestand Namibia

Quelle: Namibian Chamber of Environment

Fehlender Realismus

Solange keine alternative Landnutzung verfügbar ist, die gleichgute oder höherwertige positive Effekte für den Naturschutz mit sich bringt, bleibt die korrekt ausgeführte Trophäenjagd das Mittel der Wahl. Fototourismus konnte bisher nicht die finanziellen Mittel liefern wie es die Trophäenjagd tut. Jagdtourismus finanziert auf pragmatische Art den Naturschutz, fällt er weg, fällt auch der Naturschutz. So einfach ist die Gleichung. Immer wieder werden jedoch Stimmen in unserer wohlhabenden Gesellschaft laut, die Trophäenjagd, oder zumindest die Einfuhr der Trophäen, zu verbieten. Mit Deutschlands Austritt aus dem internationalen Jagdrat (CIC) hat Cem Özdemir im Dezember letzten Jahres einen Schritt in diese Richtung getan. Während Wissenschaftler die Hände überm Kopf zusammenschlagen, freut sich die grüne Wählerklientel über diesen fatalen Beschluss. Nach grüner Vision entsteht nun, durch ausbleibende Trophäenjagd, ein besserer Schutz für Wildtiere.

Doch das Gegenteil ist der Fall. Nur weil die Einfuhr der Trophäen verboten und damit die Trophäenjagd nicht mehr ausgeübt wird, sind die Tiere noch lange nicht vor dem Tod geschützt. Wilderei und der Umschwung auf Nutztierhaltung beschleunigen sogar den Vorgang des Artensterbens. „Wenn die Jagd kein rentables Geschäft mehr für mich und meine Mitarbeiter ist, werde ich Rinder halten müssen. Etwas anderes kann ich mit dem Land hier nicht machen, es ist zu trocken. Für das Wild ist dann leider kein Platz mehr, das macht mir die Zäune kaputt und nimmt meinen Rindern Futter und Wasser weg. Die Trophäenjagd ist die optimale Nutzung dieser kargen Landschaft.“ erklärt Bernhard Finke, Jagdfarmer aus dem Khomas Hochland, Namibia. „Von meinen 13 Mitarbeitern müsste ich etwa acht entlassen, da ich sie nicht mehr benötige für die Rinderhaltung. Vorher haben sie sich um die Küche, den Garten und die Reinigung unserer Jagdgästezimmer gekümmert.“

Jagdtourismus

Etwa 200.000 Menschen in Namibia leben vom Jagdtourismus. Angestellte versorgen oft ihre ganze Familie mit den Einnahmen. (Foto: Finn Boxhammer)

Job: Zebra „streifen“

Etwa 200.000 Menschen der 2,5 Millionen Einwohner Namibias leben vom Jagdtourismus. Ob als Guide, Koch, Fahrer oder Reinigungskraft. Die Branche schafft außerdem auch Arbeitsplätze an Orten wo kaum andere Landnutzung möglich ist und fördert somit Ernährungssicherheit und Perspektive für die Bewohner ländlicher Regionen. Doch mit einem Verlust der Arbeitsplätze durch ausbleibende Jagd steigt nicht nur die Armut, sondern auch die Wilderei. Das lebende Wild hat dann nicht mehr den vorher verliehenen und vom Trophäenjäger gezahlten Wert. Nur das tote Wild hat jetzt einen Wert, als Lebensmittel und als Trophäe. Das Fleisch wird lokal verkauft oder selbst gegessen, die Trophäe, etwa Elfenbein oder Nashorn-Horn, auf dem Schwarzmarkt gehandelt. Es ist das verzweifelte und letzte Mittel für viele Menschen in ländlichen Regionen, sich und ihre Familie zu ernähren und an Geld zu kommen, für überzeugten Artenschutz ist in ihrer Welt, aus offensichtlichen Gründen, kein Platz.

Folgenschwere Jagdverbote

Um die Folgen eines Jagdverbotes vorherzusagen, muss man sich nur Kenia ansehen. 1977 wurde die Jagd verboten. Eine wissenschaftliche Studie von 2016 zeigt auf, dass die Großwildbestände seit Verbot der Jagd um 70% gesunken sind. „Diese Rückgänge sind sehr bedenklich und werfen Fragen auf über die Zukunft unserer Natur, die Effektivität unserer Naturschutzpolitik sowie die angewandten Strategien und Praktiken in Kenia.“ so Joseph O. Ogutu, Leiter des Forschungsteams. Entgegengesetzt zu den Wildtierbeständen sind die Nutztierbestände bis auf das Doppelte gestiegen. Das Wild hat hier keinen Wert mehr und musste der profitableren Nutztierhaltung weichen.

Das Jagdverbot hat es nicht geschafft, Menschen, Elefanten und andere Wildtiere zu schützen.

Auch Botswana hatte 2014 auf Druck westlicher Tierschutzorganisationen über die Köpfe seiner Bürger hinweg die Jagd auf öffentlichem Land verboten. Aufgrund ausufernder Mensch-Wildtier Konflikte mit Elefanten und daraus folgender Armut sowie brutalster Wilderei wurde das Verbot 2019 nach einem, mit über 90% dafür stimmenden, Volksentscheid wieder aufgehoben. „Das Jagdverbot ist gescheitert, es hat mehr geschadet als genutzt. Das Jagdverbot hat es nicht geschafft, Menschen, Elefanten und andere Wildtiere zu schützen. Internationale Unterstützung, die an das Jagdverbot geknüpft war, kam nie an.“, so Dr. Verreyenne, Tiermediziner und Wildtierspezialist aus Botswana. „Die Elefanten müssen bejagt werden um die Grundrechte und Sicherheit der Menschen gewährleisten zu können. Alles andere bedeutet, dass die Rechte von Tieren über die Rechte von uns Afrikanern gestellt werden“, so Botswanas Präsident Masisi.

So komplex das Thema Trophäenjagd vielleicht erscheinen mag, ist es in seinem Grundgedanken nicht. Es ist eine Landnutzung, die nachhaltigen Natur- und Artenschutz finanziell attraktiv macht. Allein die Politik einflussreicher Länder will diesem funktionierenden Konzept aufgrund ihrer Ideologie einen Strich durch die Rechnung machen. Es bleibt fraglich, warum nicht anhand neuster wissenschaftlicher Erkenntnisse entschieden wird, was so kapitalen Einfluss auf die Natur und das Leben vieler Menschen hat. Ideologie und Wissenschaft stehen im Konflikt, dabei sollte klar sein, dass beide ein gemeinsames Ziel haben: dauerhaften Artenschutz.