Für die rund zwei Millionen Waldbesitzenden in Deutschland ist das Frühjahr eine wichtige Jahreszeit. Jetzt stehen in den Wäldern die Frühjahrspflanzungen an. Das Saatgut wird ausgebracht, und es werden Jungpflanzen auf Flächen gesetzt, aus denen Bäume geerntet wurden. Vor allem die schwer geschädigten Bäume sind von den Wetterextremen der vergangenen Jahre betroffen.
Zustand des Waldes: Traurig aber wahr
Seit Sturm Friederike im Januar 2018 und dem darauffolgenden Dürresommer sind die Waldbesitzenden mit Herausforderungen konfrontiert, wie wir sie seit Ende des 2. Weltkrieges nicht erlebt haben. Stürme, Dürre, Trockenheit und die Folgeschäden aus Schädlingsbefall, Krankheiten und Waldbränden haben fast allen Baumarten zugesetzt. Mit dem Wald stehen auch diejenigen unter Druck, die ihn nachhaltig bewirtschaften, pflegen und teils auch von ihm leben.
In Deutschland wird von einer Schadfläche in einer Größenordnung von rund 277.000 Hektar Wald – eine Fläche größer als das Saarland – seit diesem ersten Dürrejahr 2018 ausgegangen. Diese Fläche wird mit klimaresilienten Mischbaumarten aufgeforstet, die den Klimaveränderungen besser standhalten.
Ein Lichtblick im Thema Wald
Das vergangene Jahr 2021 hat aufgrund der hohen Niederschlagsmengen eine erste Erholung gebracht. Gerade in den Monaten Mai bis August war dies für die Wälder der Fall. Laut Dürremonitor des Helmholtz Zentrum für Umweltforschung in Leipzig ist der Gesamtboden bis 1,8 Meter zurzeit (Stand Februar 2022) jedoch immer noch in einigen Teilen der Mitte Deutschlands von einer schweren bis außergewöhnlichen Dürre betroffen. Den Pflanzen aber steht insgesamt wieder mehr Wasser zur Verfügung. Damit sich die Wälder tatsächlich erholen können, brauchen sie auch in den kommenden Jahren ausreichend Niederschläge.
Die jüngsten Dürrejahre hatten auch Auswirkungen auf die Bereitstellung von Saatgut und Jungpflanzen: Es war von beidem nicht ausreichend vorhanden. So hat das Absterben ganzer Wälder zu geringeren Mengen an Saatgut geführt. Gleichzeitig waren Saatgut und Pflanzen knapp, da in den Jahrzehnten davor immer mehr auf Naturverjüngung gesetzt wurde. Die rund 100 Baumschulen in Deutschland sorgen jetzt dafür, dass sich das Angebot erhöht. Somit kann die stärkere Nachfrage nach klimastabilen Mischbaumarten bedient werden.
Ein wichtiger Rohstoff
Allein mit Naturverjüngung kommen die Waldbesitzenden in Zeiten von Klimawandel und Energiewende nicht weit – gleichwohl diese Verjüngungsart bevorzugt wird. Sie müssen jetzt dafür sorgen, dass die Wälder klimastabil umgebaut werden, damit der ökologische Rohstoff Holz mit Blick auf künftige Generationen ausreichend zur Verfügung steht. Holz ist nicht nur langlebig und speichert dauerhaft CO2, er ersetzt auch Beton, Kohle und Gas. Der verstärkte Einsatz von Holz, zu dem sich auch die neue Bundesregierung in ihrem Koalitionsvertrag bekennt, muss etwa im Gebäudebau viel mehr zur Geltung kommen. Daher werden wir in Zukunft auch Nadelbäume wie die Douglasie, Weißtanne, die Libanon- oder Atlaszeder brauchen, die mit dem Klimawandel besser zurechtkommen und gutes Holz zur Verfügung stellen.
Innovative Ideen
Die grüne Branche ist innovativ: Neue digitale Elemente helfen den Waldbesitzenden im Bereich der Wiederaufforstung. So leistet die Plattform „Deutschland forstet auf“ einen Beitrag dazu: Hier können sich Waldbesitzende personelle Unterstützung von freiwilligen Helferinnen und Helfern für ihre Pflanzaktionen holen. Das Unternehmen Skyseed wiederum hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Wiederaufforstung mit Hilfe von Drohnen und pelletiertem Saatgut voranzubringen.
Es tut sich viel in den Wäldern. Die Krise hat dazu geführt, dass innovative Unternehmen mit neuen Ideen und zahlreiche Unterstützerinnen und Unterstützer helfen, die Wälder zu stabilisieren.