Ab wann der Hund ans Wild sollte

Ihr Welpe ist bei Ihnen eingezogen und nun soll das gemeinsame Jagen starten. Unsere Autorin Annette Schmitt weiß, wann der richtige Zeitpunkt ist, um Wildkontakt herzustellen.

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Der Welpe des Hannoverschen Schweißhundes hat noch etwas Zeit, bevor es ans Wild geht. (Foto: Pixabay)

Es ist soweit! Der erste Kontakt mit Wild mit Ihrem Welpen soll hergestellt werden. Seit einiger Zeit haben Sie Zuwachs in der Familie. Sie haben sich für den richtigen Welpen entschieden, der perfekt zur Ihnen und Ihrem Revier passt. Hier finden Sie Tipps und Tricks zur Auswahl des richtigen Hundes. Das neue tierische Mitglied ist voller Freude und Lebenslust. Aber was ist der geschickteste Weg, um ihn in die richtigen jagdlichen Bahnen zu lenken? Fest steht, dass die ersten Monate Ihren Hund sein Leben lang prägen. Eine gute Ausbildung trägt Früchte und nur als Team sind Sie erfolgreich.

Was Hänschen am Wild nicht lernt…

Da das Gehirn eines Hundes in seinen ersten Lebensmonaten am aufnahmefähigsten ist, sollte er bereits früh gefördert werden. Damit der Jungspund nicht überfordert wird, muss dies behutsam geschehen. Führt man den Hund schon früh an Wild heran, verbindet er die Zusammenarbeit mit dem Hundeführer schnell mit verlockender Beute. Dies stärkt die Bindung zwischen Mensch und Hund. Am besten beginnt bereits der Züchter ab der fünften Lebenswoche der Welpen mit Wildkontakten. Zunächst einmal werden den Kleinen diverse Wildteile wie Sauschwarte, Rehdecke oder Hasen vorgesetzt. Er kann auch die Reizangel spielerisch einsetzen, um die Welpen an Wild heranzuführen. Zur Förderung eines späteren Bauhundes gehört das Bewinden und Schütteln eines erlegten Fuchses. Wichtig ist, dass der Züchter erste Wildkontakte stets kontrolliert ablaufen lässt.

Aus Spaß wird Ernst am Wild

Die Wildgewöhnung nun entsprechend sinnvoll fortzusetzen. Ein sehr hilfreiches Utensil ist auch dabei die Reizangel. Mit ihr kann nicht nur sicheres Apportieren geübt werden, sondern auch optimales Vorstehen. Gehorsamslektionen wie Standruhe, Einspringen auf Kommando und Halt übt man damit auch gut. Sogar die Einarbeitung im Wasser ist auf diese Weise möglich. Die Gewöhnung an Raubwild mit strenger Witterung wie z.B. Marder und Fuchs, die ansonsten mit zunehmendem Alter des Hundes gerne verschmäht werden, kann damit schon früh stattfinden. Wie immer ist wichtig, gewünschtes Verhalten sofort kräftig zu loben. Ein zu wildes Spiel inklusive Kauen, Rupfen, Schütteln oder Zerfleddern der Beute ist allerdings nicht erlaubt. Hier ist viel Fingerspitzengefühl nötig, um dem Welpen nicht aufgrund von zu heftiger Korrektur die Arbeit zu verleiden. Er verknüpft damit schnell die entsprechende Witterung, die in Zukunft dann vielleicht schon ausreicht, um Meideverhalten bei ihm auszulösen.

Auf Reaktionen des Welpen achten

Achten Sie genau auf die Reaktionen des Vierläufers beim Anblick oder Spiel mit den jeweiligen Wildarten.  Dabei zeigt sich rasch, ob Sie einen eher draufgängerischen Heißsporn haben oder, ob es eher ein zaghafterer Vertreter ist, den es erst einmal ganz behutsam in seinem Selbstvertrauen zu stärken gilt. Vergessen Sie nie, dass ein gutes Vertrauensverhältnis zwischen Ihnen und Ihrem Hund eine ganz grundlegende Voraussetzung für ein freudiges Mitmachen des Vierläufers und somit letztendlich auch eine erfolgreiche Ausbildung desselben ist.

Standlaut am Wild

Nehmen Sie Ihren Hund sofort mit ins Revier und lassen Sie ihn auch gleich an erlegtem Wild schnuppern. Loben Sie ihn ausgiebig, wenn er sich wie gewünscht verhält. Sie können den Hund auch schon mit Flugwild in Volieren und Schalen- oder Raubwild in Gattern bekannt machen. Ab und zu darf der Hund Raubwild auch in Kastenfallen bewinden. In welcher Geschwindigkeit und Dosierung man anschließend den direkten Kontakt zu lebendem Wild gestaltet, hängt ebenfalls entscheidend vom Charakter eines Vierläufers ab. So können sehr selbstbewusste, triebstarke Vertreter früher mit lebendem Wild konfrontiert werden, als vorsichtige, noch zögerliche Junghunde. Damit der Welpe allerdings das Tragen, Packen und Festhalten von Wild nicht, aufgrund von Zahnschmerzen, mit etwas Negativem verknüpft, muss hierfür unbedingt der Zahnwechsel komplett abgeschlossen sein. Da sich junge Hunde noch deutlich besser von Füchsen, Dachsen oder Sauen beeindrucken lassen als Erwachsene, die eventuell sogar schon mal erfolgreich einen Marder oder ähnliches gewürgt haben, empfiehlt sich vor allem für sehr selbstbewusste Vierläufer eine relativ frühe, aber natürlich wohl dosierte Einarbeitung an wehrhaftem Wild.

Bauarbeiter

Den Erdhund gilt es schon früh, sprich gleich nach dem Zahnwechsel, an der Schliefenanlage einzuarbeiten. Als erstes erfolgt eine langsame Gewöhnung an den Bau und danach, an die Raubwildwitterung. Der Hund soll dem Fuchs schließlich von Kessel zu Kessel folgen, ihn kräftig verbellen und auf diese Weise später aus dem Bau sprengen. Aus Sicherheitsgründen kommen Hund und Fuchs in der Schliefenanlage nie direkt zusammen, sondern sind immer durch Gitterschieber voneinander getrennt. So werden beim Hund Schneid, Passion und Unerschrockenheit gefestigt und vertieft. Außerdem lernt er, nicht blindlings anzugreifen. Nach der gründlichen Einarbeitung in der Schliefenanlage folgen erste Übungen am Kunstbau und schließlich in überschaubaren Naturbauen. Zaghaftere Vierläufer brauchen in jedem Fall mehr Unterstützung und Motivation durch den Hundeführer.

Pack die Sau am Pürzel!

Ab einem Alter von etwa neun Monaten können Hunde unter der Anleitung erfahrener Ausbilder in das Schwarzwildgatter. Hier soll der Junghund unter kontrollierten Bedingungen die Wehrhaftigkeit der Sauen erfahren. Letztendlich soll der Vierläufer Schwarzwild zuverlässig finden und in Bewegung bringen, ohne sich dabei selbst zu gefährden. Ängstlichere Hunde werden zunächst vom Führer unterstützt. Dieser sollte dabei unbedingt entschlossen auftreten, denn hat er selbst Angst vor den Sauen, überträgt sich die auf den Hund. Eine Schwarzwildschärfe ist dann meist nicht mehr zu erwarten. Dem Heißsporn hingegen zeigen die souveränen Gattersauen rasch seine Grenzen auf.

Sinn des Gatters

Über dieses Training soll verhindert werden, dass junge Hunde in freier Wildbahn unvorbereitet auf Schwarzwild treffen und dabei schwer verletzt werden. Setzen Sie Vierläufer, die sich noch in der Ausbildung befinden, daher nicht auf Saujagden ein! Die ersten Erlebnisse an Sauen müssen für den Vierläufer unbedingt erfolgreich sein. Daher sollten sie nur in kleinem Rahmen und gut geplant stattfinden. Robuste, selbstbewusste Charaktere erfahren schon durch die Arbeit an den Gattersauen eine belohnende Bestätigung. Für den zögerlichen Vertreter ist es hingegen wichtig, in der Zusammenarbeit mit seinem Hundeführer zum Erfolg zu kommen. Für Letzteren hat es sich daher bewährt, immer wieder mal kranke Stücke vor ihm abzufangen. Über das gemeinsame Beute machen wird nach und nach auch das Selbstbewusstsein des Hundes gestärkt.

Lehrjahre sind keine Herrenjahre

Auch bei Nachsuchen ist das Heranführen an Wild möglich. Der Welpe kann beispielsweise schon bei einfachen Totsuchen mit einem erfahrenen Vierläufer mitgeführt werden. Am Ende darf er das liegende Stück natürlich ausgiebig bewinden. Gerade junge Hunde lernen viel von ihren Artgenossen rein durch Beobachten und Nachahmen. Deshalb kann der vierläufige Schüler nach komplett erfolgtem Zahnwechsel und bei entsprechender Reife auch mit einem bereits gut eingearbeiteten Schweißhund zur Hatz geschnallt werden.

Angepasster Lehrplan

Arbeiten Sie nie stur nach Ausbildungsplan, sondern stets mit viel Einfühlungsvermögen und Geduld, angepasst an das jeweilige Wesen und die Persönlichkeit eines jeden einzelnen Hundes. Sollte es bei dem einen oder anderen Vierläufer vielleicht etwas länger mit der Einarbeitung dauern, verlieren Sie nicht den Mut. Schließlich zählt rein das Endergebnis, nämlich ein ausdauernd mit Freude arbeitender Jagdgebrauchshund, der Ihnen verlässlich bei Ihrer Arbeit im Revier hilft.

 

Hier gibt es eine Übersicht des Deutschen Jagdverbandes e.V. zu den einzelnen Jagdhunderassen in Deutschland.