Rothirsche brauchen Platz!
Für uns ist der der Jungle der Großstädte Alltag. Dichte Straßen- und Schienennetze zerschneiden die Landschaft, alles vertraut, alles Alltag. Das Rotwild kann sich solchen Umweltbedingungen jedoch anders als wir nicht anpassen! Hinzu kommen die vielen Gebiete im Bundesgebiet, die in der Vergangenheit für rotwildfrei erklärt wurden, was Totalabschuss bedeutet.
Die Kurzfassung: wir haben nur noch punktuell kleine Rotwildvorkommen. Die Einstandsgebiete liegen oft weit auseinander und zudem werden die Jahrhunderte alten Fernwechsel von Autobahnen zerschnitten. Ein genetischer Austausch findet kaum bis gar nicht statt.
Rothirschen droht Inzucht!
Der Deutsche Jagdverband und der Landesjagdverband Sachsen-Anhalt fördern gemeinsam mit anderen Verbänden eine Studie zum Rothirsch, die jetzt erschreckende Ergebnisse liefert. So berichtet der Deutsche Jagdverband, dass „nur zwei Vorkommen eine genetisch-effektive Populationsgröße von mehr als 500 Tieren erreichen, die langfristig vor Inzucht schützt“. Die, von Forschern der Uni Göttingen durchgeführte, Studie fördert Erschreckendes zu Tage. Nahezu alle untersuchten Rotwildvorkommen leben voneinander isoliert. Es findet kaum ein genetischer Austausch unter den Rothirschen statt.
Die Ursachen für genetische Armut
Als Hauptursachen für die fehlende Vernetzung der Rothirsch-Vorkommen wurden Straßen, Siedlungen und behördlich verordnete rotwildfreie Gebiete identifiziert. Die Folge sei eine geringe genetische Vielfalt, die gravierende negative Auswirkungen auf die Fitness einzelner Tiere habe und somit auf die gesamte Population.
Rothirsch – Es ist fünf nach Zwölf!
Die Forderung des DJV zielt vor allem darauf ab, das alte Bundesprogramm zur Wiedervernetzung wieder zu beleben. Professor Jürgen Ellenberger vom DJV fordert hohe Millionenbeträge aus dem Bundeshaushalt, mit denen Querungshilfen geschaffen und Lebensräume vernetzt werden sollten. Es gilt Wanderkorridore langfristig zu erhalten. Des weiteren müssten auch die rotwildfreien Gebiete abgeschafft werden, da diese eine große Hürde für den Genaustausch und entsprechende Wanderbewegungen der Rothirsche darstellen.
Der Rothirsch ist kein Wolf!
Fakt ist, es gibt prominentere und beliebtere Wildtiere als das Rotwild. Der Hirsch hat weder spitze Zähne, noch ein historisch sehr ambivalentes Verhältnis zum Menschen. Zudem keinen weichen Balg und in Märchen kommt er auch nicht all zu häufig vor. Das alles sind schlechte Voraussetzungen für den Rothirsch, um zu überleben. Als seltene Wildart hätte es das Rotwild bei anderem Aussehen und anderem Ruf sicher einfacher in der Gesellschaft. Risse er hin und wieder ein paar Schafe, machte ihn das sicher prominenter und wildromantischer. Stattdessen muss sich der König der Wälder mit dem Ruf eines Baumfressers, der sich vor lauter freilaufender Hunde und Jogger kaum noch aus dem Wald traut, schmücken. O Tempora o Mores!
Hoffnung für den Rothirsch
Doch es gibt Hoffnung! Rotwildfreie Gebiete müssen abgeschafft werden! Ein bedrohtes, heimisches Wildtier in seinem natürlichen Habitat „abzuschaffen“ ist weder Naturschutz, noch besonders naturnahe Waldbewirtschaftung. Von den fatalen ökologischen Folgen ganz zu schweigen. Der Rothirsch und sein Kahlwild gehören in unsere Wälder. Mit möglichst großer genetischer Vielfalt, versteht sich! Warum sollte man sich Raubwild wie den Wolf auf Kosten der Landwirtschaft leisten, wenn man nicht einmal dessen Beute toleriert?