Seit der Rückkehr des Wolfes in Deutschland zur Jahrtausendwende wächst die Population stetig. Ebenso steigen seitdem die vom Wolf verursachten Nutztierschäden. Viele Nutztierhalter fühlen sich mittlerweile in ihrer Existenz bedroht. Aber man sollte beachten, dass bisher nicht alle Bundesländer gleich stark vom Wolf betroffen sind.
Die Ausnahme von der Regel
Das Land Schleswig-Holstein scheint eine Ausnahme von der Regel zu sein. Laut einem aktuellen Bericht des SHZ (Schleswig-Holsteinische Zeitungsverlag) gibt es „Mehr Wölfe – aber weniger Risse“ in Schleswig-Holstein. Der Norden hat offenbar einen Weg gefunden Wölfe und Nutztiere gleichermaßen zu schützen, oder ist es einfach nur etwas Glück?
Nichts Genaues weiß man nicht
Nach Angaben des SHZ ist eine genaue Anzahl der Wölfe im Land nicht bekannt, aber man geht von einer einstelligen Anzahl von Grauhunden aus. Der Rückgang der Risse ist dem Bericht nach damit zu erklären, dass sich die Tiere vor allem in einem Kreis des Landes (Herzogtum Lauenburg) aufhalten. Hier bedienen sich die Beutegreifer hauptsächlich am Wild. Daher ist es im Jahr 2021 an der Westküste, wo wesentlich mehr Schafhalter leben, zu weniger Übergriffen auf Nutztiere gekommen. Insgesamt kam es in 2021 zu 12 bestätigten Wolfsübergriffen in Schleswig-Holstein, die durch Tierhalter gemeldet wurden, so der Bericht.
Somit gehen die jährlichen Kosten für den Wolf zurück und dennoch hat das Land im letzten Jahr 623.ooo Euro für das Wolfsmanagement ausgegeben.
Der Wolfsberater des Landes sieht Schleswig-Holstein nur als ein „Transitland“ für die Wölfe nach Dänemark an. Eine Prognose darüber, ob sich in Zukunft ein Wolfsrudel im Norden ansiedeln wird, möchte der Berater jedoch nicht wagen. Laut Bericht scheint es wohl so, dass selbst Wölfe, die sich länger in Schleswig-Holstein aufgehalten haben, bisher immer nach einiger Zeit wieder verschwunden sind.
Bisher erfahren Tierhalter in Schleswig-Holstein die gleichen Unterstützungsmaßnahmen wie in anderen Bundesländern. Diese bestehen aus einer finanzielle Förderung von Schutzmaßnahmen wie zum Beispiel Herdenschutzhunde, einem finanziellen Ausgleich von Schäden an Haus- und Nutztieren und der Versorgung mit wolfssicheren Zaunvarianten. Für letzteres müssen die Tierhalter allerdings die Kosten für die Aufstellung und Pflege aus eigener Tasche bezahlen.
Abwarten und Tee trinken
Im Dezember 2021 veröffentlichte das Bundesamt für Naturschutz (BfN) die neuen Zahlen für das Monitoring zum Wolf in Deutschland. Nach den erhobenen Daten gibt es 157 Rudel, 27 Paare und 19 sesshafte Einzelwölfe in Deutschland. Das BfN gibt an, dass es mindestens 403 adulte Wölfe im Bundesgebiet gibt. Beim Deutschen Jagdverband (DJV) macht sich zu dieser Aussage allerdings Skepsis breit. Der Verband bezieht sich mit einer eigenen Hochrechnung auf Literaturwerte, die mit acht Wölfen pro Rudel rechnen und kommt somit auf mindestens 1600 Tiere in Deutschland.
Derweilen freut man sich in Schleswig-Holstein über mehr Wölfe, weniger Risse und „geringe“ Ausgaben. Vergleicht man jedoch das Wolfsmanagement Schleswig-Holsteins mit dem anderer Bundesländer, dann ist das Land bisher keinen individuellen Weg gegangen. Es ist wohl eher der Situation zu verdanken, dass die im Vergleich zu anderen Bundesländern wenigen Wölfe sich hauptsächlich in einem Kreisgebiet aufgehalten und dort genügend Nahrung gefunden haben. Schaut man sich die Zahlen und Entwicklungen der letzten Jahre an, dann wird dies nur die glückliche Ruhe vor dem Sturm sein. Denn es wird vermutlich nur eine Frage der Zeit sein, bis es auch in Teilen von Schleswig-Holstein zur dauerhaften Ansiedlung von weiteren Wölfen kommt und es dementsprechend wieder zu vermehrten Rissen und steigenden Kosten im Land zwischen den Meeren kommen wird.
Quelle: SHZ