Alljährlich fiebert der passionierte Niederwildjäger dem abendlichen Entenstrich entgegen, wo er die Früchte seiner Hege erntet – oder aber auch nicht. Denn viele Punkte gilt es zu beachten, wollen wir uns und unseren Jagdfreunden einige spannende und erfolgreiche Stunden bescheren.
Die Jagd auf dem Entenstrich ist ein herrliches Waidwerk, wenn zum Abschluss nach guter Hundearbeit reichlich Breitschnäbel die Strecke zieren. Für mich ist das Wildbret der Ente nach Rebhuhn und Schnepfe das Beste, was uns das Revier beschert. Doch um an dieses zu gelangen, werden wir folgende Fehler vermeiden:
1. Fehler: Mangelnde Vorbereitung
Jede erfolgreiche Jagd setzt Revierkenntnis und eine entsprechende Vorbereitung voraus. Insbesondere an längeren Bach- oder Flussläufen oder mehreren Teichen im Revier haben die Enten immer ihre Lieblingsplätze, die sie als Ruhe- oder Äsungsplätze bevorzugen. Ebenso verhält es sich an großen Stillgewässern. Hier müssen eventuell in breite Schilfstreifen Schneisen gemäht werden, um überhaupt Schussfeld zu bekommen.
2. Fehler: Zu spätes Ankirren
Mit dem Abschluss der Getreideernte beginnen wir mit dem Kirren, wenn es denn erlaubt ist. Hier gilt nicht, wie so oft im Leben, „viel hilft viel”. Ein paar Hände Gerste oder Weizen reichen vollkommen, dafür aber regelmäßig. Das Kirrgut gehört natürlich nicht ins Wasser, sondern auf freie Plätze dicht am Ufer oder aber auf Futterflöße.
3. Fehler: Mangelndes Training
Dies gilt nicht nur für die Hunde, sondern auch für die Jäger. Gönnen wir uns also vorher einen vergnügten Nachmittag mit Freunden auf dem Jagdparcours ohne Leistungsstress. Das fördert das Trefferresultat erfahrungsgemäß erheblich.
Wie bei der Schweiß- und Bauarbeit sind wir am Wasser vollkommen auf die Leistungsfähigkeit unserer vierläufigen Gefährten angewiesen. Insbesondere an Fließgewässern und bei der Arbeit im dichten Schilf sind nur Hunde in bester Kondition brauchbar, entsprechend benötigen sie vorher intensives Training.
4. Fehler: Falsche Standwahl
Wenn immer möglich wählen wir die Schützenstände so, dass gegen den hellen Abendhimmel geschossen wird, also Richtung Westen. Ist natürliche Deckung vorhanden, so schneiden wir hindernde Zweige zurück. Sonst werden ein paar Pfähle eingeschlagen, die mit natürlicher Vegetation oder Tarnnetz bestückt werden. Eventuell wird der einzuhaltende Schussbereich durch eingeschlagene Stangen markiert.
5. Fehler: Zu viele Schützen
Zu einer peniblen Vorbereitung gehört das Feststellen der Zahl der Schützenstände auf dem Entenstrich. Die alte Erfahrung besagt: Je dichter die Schützen stehen, umso schlechter wird geschossen. So wählen wir einen Abstand von mindestens 50 bis 60 Meter. Auf keinen Fall dürfen kleinere Gewässer ringsum abgestellt werden, sonst sind Unfälle vorprogrammiert. Bei Einnahme der Stände ausgelegte Lockenten sowie ein guter Locker verbessern die Chancen.
6. Fehler: Unklare Anweisungen
Schon bei wenigen Jägern haben wir nach dem Gesetz eine Gesellschaftsjagd. Dementsprechend ist ein Jagdleiter für den unfallfreien Ablauf verantwortlich. Hierzu gehört neben der Jagdscheinkontrolle eine klare Ansprache und eindeutige Einweisung, damit jeder Teilnehmer weiß, wie er sich zu verhalten hat. Das benötigt Zeit, also setzen wir den Beginn rechtzeitig an. Insbesondere der Zeitpunkt für „Hahn in Ruh!” ist wichtig, damit die Hunde anschließend ihre Arbeit verrichten können. Hier ist neben der gesetzlichen Vorgabe der Nachtzeit (1,5 Stunden nach Sonnenuntergang) zu bedenken, dass für die gründliche Nachsuche der Hunde genügend Zeit bleibt. In der Dämmerung nimmt man zweckmäßigerweise 2,7 mm Schrote, die Enten sind meistens dichter als man es einschätzt. Überhaupt reicht 2,7 mm Schrotstärke aus. Die Ente ist nicht härter als anderes Wild, wenn man denn eine waidgerechte Schussentfernung einhält.
7. Fehler: Zu wenig Hunde
Wasserarbeit ist Schwerstarbeit, die Hunde ermüden dabei schnell, insbesondere bei schwülwarmer Witterung. Rechnen wir für zwei Jäger einen guten Apporteur, so sind wir auf der sicheren Seite. An Stillgewässern werden die Hunde erst nach Jagdende zum Apportieren geschickt. Möglichst sollte immer nur ein Hund an einer Ente arbeiten, damit er die Arbeit konzentriert und ruhig durchführen kann.
8. Fehler: Zu weites Schießen
Leider erlebt man es immer wieder, dass undisziplinierte Jäger viel zu früh und auf viel zu große Entfernung auf die kreisenden Enten schießen. Diese kommen an diesem Abend bestimmt nicht wieder. Derart schießwütige Leute verhindern so eine ordentliche Strecke und den Erfolg ihrer Mitjäger auf dem Entenstrich. Also verhalten wir uns still und lassen die Enten erst einfallen. Der Schuss auf die aufsteigende Ente ist auch für den Anfänger leicht. Jeder Jäger gibt ehrlich die Zahl der von ihm erlegten Enten an, damit entsprechend nachgesucht werden kann und nichts verludert. Werden abends nicht alle gestreckten Enten gefunden, so suchen wir am nächsten Tag mit einem Hund noch einmal gründlich alles ab.
9. Fehler: Falsche Behandlung
Sofort nach Abschluss der Jagd werden wie beim Schalenwild alle Innereien sowie der Kropf sauber entnommen. In der Wildkammer werden sie sofort zu zweit luftig aufgehängt und kommen dann am nächsten Morgen in die Kühlung, wenn sie nicht sofort an Liebhaber von edlem Wildbret abgegeben werden.
10. Fehler: Kein nachhaltiges Jagen
Wollen wir nachhaltig gute Strecken erzielen, so werden wir, wie beim Fasan üblich, nur Erpel erlegen. Liegt dann bei nachlassendem Büchsenlicht auch mal eine Ente auf der Strecke, so ist das kein Beinbruch. Bei zwei streichenden Enten erlegen wir die hintere, das ist meist der Erpel. 80 bis 90 Prozent der Strecke sind so Erpel, und im Frühjahr haben wir dann ein günstiges Geschlechterverhältnis mit entsprechendem Bruterfolg. Zu Beginn der Jagdzeit sind natürlich alle noch im Schlichtkleid, die stoppeligen Enten sind keine reine Freude beim Rupfen. So beginnen viele Jäger erst Ende September mit dem Entenstrich, wenn die Erpel nach Abschluss des Gefiederwechsels das Prachtkleid tragen.
Zu einer nachhaltigen Bejagung gehört auch, dass wir nicht zu oft an der gleichen Stelle jagen. So etwa drei Wochen werden schon zwischen den einzelnen Jagden liegen, in denen Ruhe am Gewässer herrscht.