Nachdem uns die letzte Streckenmeldung erreicht hat, können wir Ihnen die bundesweiten Strecken der einzelnen Wildarten für das Jagdjahr 2019/20 präsentieren. Insgesamt betrachtet war 2019/20 ein eher besseres Jagdjahr.
So gibt’s sieben Wildarten, bei denen ein Rekordergebnis erlegt wurde. Und auch bei den Sorgenkindern Hase, Fasan und Ente gibt es gegenüber den Vorjahren eine leichte Aufwärtsentwicklung. Einzig die Ringeltaube setzt ihren Abwärtstrend fort.
RAUBWILD
Dachs:
Mit einer Rekordstrecke von 88.896 setzt dieses Raubwild seinen schon Jahr zehnte andauernden positiven Trend fort. Insbesondere im Süden der Republik lebt Grimbart gefährlich. Überhaupt scheinen sich Dachse hier, wo es etwas wärmer ist, wohler zu fühlen. Vielleicht ist er der große Profiteur der Erderwärmung.
Fuchs:
Verglichen mit der Hasenstrecke sind 454.024 erlegte Rotröcke immer noch reichlich, jedoch wurden auch schon mal über 200.000 mehr erlegt. Vielleicht fehlen Reineke doch die Kaninchen.
Marderhund:
Mit 33.440 Enoks wurden so viele erlegt wie noch nie in Deutschland. Auffällig ist die hohe Strecke in Schleswig-Holstein. Das nödlichste Bundesland hat die ehemaligen Hauptmarderhundländer
Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg abgelöst. Es sieht so aus, als fühle sich der Marderhund in kälteren Gefilden wohler. Jedenfalls schreitet die Besiedlung des Südens deutlich gemächlicher voran.
Waschbär:
Erstmals wurden über 200.000 Waschbären in Deutschland erlegt. Genau waren es 202.293 Stück. Die Prophezeiung, dass der Kleinbär in absehbarer Zeit zu Deutschlands häufigster Raubwildart aufsteigen wird, ist nicht aus der Luft gegriffen. Denn in nur sechs Jahren hat sich die Strecke verdoppelt. Und mittlerweile gibt es schon Bundesländer, in denen mehr Waschbären als Füchse erlegt werden.
Marderartige:
Stein- und Baummarder kommen wieder häufiger vor, jedenfalls wurden von beiden 2019/20 mehr erlegt als in den Jahren davor. Was bei der Streckenauswertung besonders erstaunt, ist, dass es offensichtlich in Thüringen keine Baummarder gibt. Jedenfalls ist hier nicht einmal einer überfahren worden. Oder die dortigen Behörden verfahren nach dem Motto: Es ist nicht, was nicht sein darf. Schließlich haben Baummarder in Thüringen ganzjährige Schonzeit.
SCHALENWILD
Rotwild:
Die bundesweite Strecke bewegt sich in den letzten acht Jahren auf konstantem Niveau. Inwieweit die offizielle Bevorzugung des Waldes gegenüber dem Wild daran etwas ändern wird, bleibt abzuwarten. Zum Glück gibt’s aber noch genügend Waldbesitzer, die Freude am Wild haben.
Damwild:
Mit 68.015 wurde die zweithöchste jemals in Deutschland erzielte Strecke erlegt. Und das trotz vermehrtem Wolfsvorkommen insbesondere in den Damwildhochburgen Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Niedersachsen.
Rehwild:
Die Strecke von 1.226.250 bedeutet: neuer Rekord! Obwohl in immer mehr Bundesländern mittlerweile auf den Abschussplan verzichtet wird – künftig wohl in ganz Deutschland –, hält der Trend steigender Erlegungen weiter an. Das verdeutlicht, dass wir Jäger pfleglich mit dem uns anvertrauten Wild umzugehen verstehen.
Schwarzwild:
Nachdem erst vor zwei Jahren mit 836.658 Sauen eine Rekordstrecke erzielt werden konnte, ist diese schon wie der Schnee von gestern. Denn die 2019/20er Strecke von 882.112 Sauen bedeutet
ein Rekordplus von von sage und schreibe 45.454 Sauen. Ob in absehbarer Zeit die Eine-Million-Grenze geknackt wird, steht und fällt mit dem Bekämpfungserfolg der Afrikanischen Schweinepest.
Gamswild:
Mit 4.641 Stück liegt die Strecke etwa auf dem Niveau der letzten zehn Jahre. Im Grunde entscheidet nur Bayern über das Wohl und Wehe dieser Wildart.
Muffelwild:
Die 7.226 Stück Muffelwild, die 2019/20 erlegt wurden, entsprechen der Strecke von vor zehn Jahren. Wenn man bedenkt, dass der Wolf diesem Wild vielerorts bereits den Garaus gemacht hat, gibt es offenbar noch Regionen, in denen dieses Wild schonend bejagt wird.
SONSTIGES WILD
Feldhase:
Mit 229.945 wurden 2019/20 knapp 30.000 Hasen mehr erlegt als im Jahr davor. Das gibt Anlass zur Hoffnung. Insbesondere deshalb, weil auch schon 2018/19 einige Mümmelmänner mehr erlegt wurden als im Vorjahr. Hinzu kommt, dass Hasen aufgrund der fehlenden Nachfrage immer verhaltener bejagt werden. Offenbar kommen Lampe die trockenen Sommer der letzten Jahre zu pass.
Kaninchen:
Mit 88.467 erlegten Laputzen liegt deren Strecke nur wenig über der desVorjahres, aber erneut unter 100.000. Gerade unter dem Einfluss von Corona ist es erschreckend zu sehen, wie sehr ein Virus eine Art zehnten kann.
Fasan:
Mit 107.850 Stück konnten nach drei Jahren erstmals wieder über 100.000 Fasane erlegt werden. Auch wenn das noch weit von einstigen Rekordstrecken entfernt ist, so stimmt dieser Wert doch positiv.
Rebhuhn:
Die 1.842 erlegten Feldhühner liegen nur knapp über dem Minusrekord von vor zwei Jahren. Ob diese Wildart hierzulande überleben wird, entscheidet der politische Wille. Aufgrund der hierfür
notwendigen Gelder und des Gegenwinds seitens der sogenannten Naturschützer ist aber fraglich, wer diesen aufbringen sollte.
Tauben:
Die Strecke von 369.553 Stück bedeutet trauriger Minusrekord, glücklicherweise der einzige des Jagdjahres 2019/20. Die Ursache für diesen Rückgang liegt zum einen in der stark verkürzten Jagdzeit, zum anderen im zunehmenden Beutegreiferdruck – Stichwort Uhu und Kolkrabe. Außerhalb von Ortschaften hat diese Wildart es schwer, Jungen großzuziehen.
Wildenten:
Nach zwei Jahren ist die Enten strecke mit 295.881 Breitschnäbeln mal wieder etwas angestiegen. Wenn jeder wüsste, wie lecker die gegrillten Brüste schmecken, könnte dies zum Trend werden.
Wildgänse:
115.095 erlegte Gänse sind ein erneutes Rekordergebnis. Das Mehr ergibt sich unter anderem aus der stetig steigenden Nilgansstrecke. So erlegten allein Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen über 20.000 dieser invasiven Art.
Rabenvögel:
Die 482.620 erlegten Rabenkrähen und Elstern verdeutlichen, mit welchem Beutegreiferdruck Hase, Rebhuhn oder Bodenbrüter heute zurechtkommen müssen.Denn intensive Rabenvogelbejagung findet nicht in jedem Revier statt.
Sauenstrecken
Aufgrund der aktuellen afrikanischen Schweinepest-Situation und des Rekord-Streckenergebnisses haben wir uns in diesem Jahr mal die Sauenstrecken in den einzelnen Bundesländern genauer angeschaut (siehe Karten der Bundesländer). So haben wir ermittelt, wie viele sauen pro 100 Hektar in welchem Bundesland erlegt wurden. Spitzenreiter ist das Saarland mit 5,11 Sauen pro 100 Hektar, die wenigsten Sauen pro 100 Hektar wurden in Schleswig-Holstein erlegt – sieht man von den Stadtstaaten mal ab. Wer also von Ihnen besonders gern auf Sauen jagen möchte, sollte einen Umzug ins Saarland, vielleicht auch nach Rheinland-Pfalz, in Erwägung ziehen – falls er nicht schon dort wohnt.
Dann haben wir herausgesucht, welche Höchststrecke vor 2019/20 in jedem Bundesland erzielt wurde und diese ins Verhältnis zu der jüngst erzielten Strecke gesetzt. Auffällig sind dabei die Unterschiede. So konnten 2019/20 in Rheinland-Pfalz 12,88 Prozent mehr Sauen erlegt werden als der bis dahin Geltende Rekordwert, in Hessen waren’s hingegen 12,11 Prozent weniger. Und das, wo doch beide Bundesländer aneinander grenzen. Und an Hessen grenzt Thüringen, das 2019/20 auch ein Rekordergebnis hinlegte. Wie diese Unterschiede zu erklären sind, wer weiss? Ihr Jäger wird versuchen, das herauszufinden. Und zu guter letzt wollten wir wissen, welchen Anteil ein jedes Bundesland an der bundesweiten Sauenstrecke hatte. Schauen Sie selbst: