ASP 20 Kilometer vor Brandenburg

Die ASP rückt immer näher an Brandenburgs Ostgrenze. Jetzt trifft das Land erste Maßnahmen.

Aufmacher

© Dr. Nina Krüger

Die ASP in Westpolen lässt sich nicht aufhalten. Wenige Tage nach Neujahr wurden weitere tote Wildschweine gefunden – diesmal noch näher an Deutschlands Grenze. Ist bald die ASP in Brandenburg ?

Ein positiv getesteter Wildschwein-Kadaver wurde nach Angaben des Bundesagrarministeriums am zweiten Januar etwa 21 Kilometer vor der deutschen Grenze gefunden. Insgesamt seien dem Ministerium acht neue Schweinepest – Fälle von den polnischen Behörden angezeigt worden. Auch rund 32 Kilometer entfernt von der deutschen Grenze fanden polnische Behörden ein infiziertes Wildschwein.

Nach Informationen der polnischen Zeitung Gazeta Wyborcza, die sich auf Angaben der Veterinärbehörden stützt, sollen zwei der neuen Fälle im Kreis Zary aufgetreten seien. Die Stadt Zary liegt südöstlich von Cottbus (Brandenburg) und nordöstlich von Bad Muskau (Sachsen).

Brandenburg trifft Maßnahmen gegen Afrikanische Schweinepest

© patespinozac.

Das Land Brandenburg hat einen umfassenden Maßnahmenkatalog umgesetzt, der die ASP in Brandenburg verhindern soll. Für Jäger besonders interessant sind die Folgenden:

  • Schreiben an die Jägerinnen und Jäger (ca. 10.000) des Landes über die Verbände mit der Aufforderung, verstärkt Proben von Fall- und Unfallwild zur Untersuchung einzusenden,
  • Erhöhung der Aufwandsentschädigung für das Auffinden, Melden und Beproben von Fall- und Unfallwild durch Jäger von 30 auf 50 Euro,
  • Schulungen für Beschäftigte des Landesbetriebes Forst für die Suche und der Bergung von tot gefundenen Wildschweinen durch den Tierseuchenbekämpfungsdienst des LAVG.

Auf der Grundlage des § 3a der Schweinepest – Verordnung wurden Mitte Dezember 2019 außerdem folgende drei Anordnungen beschlossen, die auch bereits wirksam sind:

  • Anordnung einer flächendeckenden verstärkten Bejagung zur Reduzierung des Schwarzbildbestandes in den Landkreisen Uckermark, Barnim, Märkisch-Oderland, Oder-Spree, Dahme-Spreewald, Oberspreewald-Lausitz und in den kreisfreien Städten Frankfurt (Oder) und Cottbus.
  • Anordnung einer verstärkten Fallwildsuche in einem Abstand bis ca. 15 km von der polnischen Grenze in den Landkreisen Spree-Neiße und Oder-Spree sowie der kreisfreien Stadt Frankfurt (Oder).
  • Anordnung der Anzeige, der Kennzeichnung und der Probennahme zur virologischen Untersuchung jedes verendet aufgefundenen Wildschweins, einschließlich Unfallwild in den Landkreisen Uckermark, Barnim, Märkisch-Oderland, Oder-Spree, Spree-Neiße, Dahme-Spreewald, Oberspreewald-Lausitz und in den kreisfreien Städten Frankfurt (Oder) und Cottbus.

Auch zwischen den deutschen und polnischen Amtsveterinären im betroffenen Gebiet herrscht ein reger Austausch. Bei einem gemeinsamen Treffen am 13 Dezember wurden folgende Maßnahmen beschlossen:

  • Auf beiden Seiten der Grenze werden Risikozonen von mindestens 8 bis 15 Kilometer eingerichtet, in denen die Jagd so ausgeübt werden sollte, dass dadurch keine Intensivierung der Wildschweinbewegungen herbeigeführt wird (geeignet wären z.B. Fallenjagd oder Ansitzjagd).
  • Aspekte einer gemeinsamen Jagdstrategie auf beiden Seiten der Grenze wurden diskutiert. Diese sollen unter Berücksichtigung der nationalen Rechtsvorgaben und Bedingungen weiter ausgearbeitet werden.

Wildzäune an Neiße und Oder

© MSGIV. Die Verbraucherschutzministerin Brandenburgs, Ursula Nonnemacher, und ein Mitarbeiter des Landes unterhalten sich an einem der neuen Wildzäune.

Die beiden Grenzflüsse Neiße und Oder funktionieren als natürliche, aber durchlässige Barriere zwischen den Wildschwein-Populationen Polens und Deutschlands. Motivierte Wildschweine lassen sich natürlich nicht davon abhalten, einen Fluss zu durchqueren. Um solche Sauen dennoch aufzuhalten, setzt Verbraucherministerin Ursula Nonnemacher auf mobile Wildzäune entlang der beiden Flüße:

„Wir sollten im Kampf gegen die Afrikanische Schweinepest nichts unversucht lassen. Angesichts des nahen und äußerst dynamischen Seuchengeschehens in der Wojewodschaft Lebuser Land haben wir nach dem intensiven Austausch mit den anderen Ländern und in enger Abstimmung mit den betroffenen Brandenburger Landkreisen jetzt entschieden, lokal und zeitlich begrenzt mobile Wildschutzzäune auf einer Länge von bis zu 120 Kilometern je nach Gefährdungslage entlang der Hochwasserschutzanlagen einzusetzen.“

Zwei verschiedene Zauntypen – einer rund 75 Zentimeter hoch, der andere 90 Zentimeter – sollen die Wildschweine stoppen. Schwerpunktmäßig sollen die Zäune in den Kreisen  Spree-Neiße und Oder-Spree sowie die Stadt Frankfurt (Oder) aufgebaut werden.

Grüner Agrar-Experte sieht Brandenburg unvorbereitet

© Marco Urban. Friedrich Ostendorff, Bündnis 90/ Die Grünen, während einer Sitzung des Ausschusses für Ernährung und Landwirtschaft im Sitzungssaal im Paul-Löbe-Haus.

Friedrich Ostendorff ist Bio Bauer aus Westfalen und Agrarpolitischer Sprecher der Grünen/Bündnis 90. Gegenüber der RP Online sagte er, Brandenburg sei nicht ausreichend auf die ASP vorbereitet. Es gibt nicht genügend Schlachthöfe.

Weiterhin befürchtet er, die zuerst zuständigen Kreisveterinäre könnten mit der Organisation der Schlachtung und dem Einrichten von Schutzzonen überfordert sein. „Die Koordinierung zwischen Bund und Ländern scheint mir ausbaufähig zu sein“, sagte er.

ASP in Deutschland immer wahrscheinlicher

Laut einer Analyse des Friedrich-Loeffler-Instituts wächst das Risiko einer Einbringung der Seuche durch die Wildschweine selber: „Durch das Auftreten der Tierseuche im Westen Polens ist allerdings auch das Risiko eines Eintrags nach Deutschland durch migrierende, infizierte Wildschweine nochmals deutlich gestiegen.“

Ebenfalls als hoch schätzen die Experten das Risiko ein, dass durch illegale Verbringung von kontaminiertem Material die Seuche nach Deutschland kommt.  Das „worst case scenario“ sind allerdings nach Meinung des Institus weiterhin kontaminierte Essensreste, die entlang des Fernstraßennetzes von Menschen liegen gelassen werden.

Das Risiko einer Einschleppung der Schweinepest durch den Jagdtourismus und das Mitbringen von Jagdtrophäen aus betroffenen Regionen wird als mäßig eingeschätzt.