Gothaer Jagd 2011

Beim geselligen Jagen hat die Sicherheit oberste Priorität. Nur verträgt sich die heutige Jagd mit unseren Traditionen? Dieser Frage stellten sich die Teilnehmer der Gothaer Jagd 2011.

Gothaer Jagd 2011 – Beim geselligen Jagen hat die Sicherheit oberste Priorität. Nur verträgt sich die heutige Jagd mit unseren Traditionen? 

Bei herbstlichem Oktober-Wetter findet sich im stilvollen Rittergut Edelburg in Hemer/Nordrhein-Westfalen eine handverlesene Runde von Jagdexperten zusammen.

Eingeladen hat Christoph Ritter von Weber Chrustschoff, Leiter Spezialversicherungen der Gothaer Versicherung. „Als Marktführer in Sachen Jagd in Deutschland möchten wir einen Beitrag dazu leisten, die für die Jägerschaft so wichtige Diskussion um Tradition und Sicherheit weiter voran zu bringen“ , betont von Weber. Der Versicherungsmanager hat deshalb mit Unterstützung renommierter Partner wie Blaser, Swarovski Optik, Jahr Top Special Verlag sowie der Jagdlichen Bildungsakademie aus Hemer das neue Event Gothaer Jagd ins Leben gerufen.

Auf die Frage, wie der Teilnehmerkreis zustandegekommen sei, antwortet von Weber prompt: Wir wollen ja nicht nur über die Thematik, Sicherheit und Tradition reden, sondern vor allem dafür sorgen, dass von unserer Veranstaltung sichtbare Impulse für die Jagdpraxis ausgehen. Deshalb war es für uns entscheidend, wichtige ,Multiplikatoren zu unserem kleinen Symposium zusammenzubringen, die die Erkenntnisse der Diskussionen auf breiter Basis weitertragen können.

Eingeladen waren daher Vertreter der Landesjagdverbände, der Ausrüster- und Versicherungsbranche sowie der Jagdmedien.

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„Wir wollen ja nicht nur über die Thematik, Sicherheit und Tradition reden, sondern vor allem dafür sorgen, dass von unserer Veranstaltung sichtbare Impulse für die Jagdpraxis ausgehen. „

Gespräche am Vortag

Zum Eventauftakt stellt Christoph von Weber seine Gedanken zu den Möglichkeiten und Grenzen der Weiterentwicklung der Jagd in den Raum. Wo kommen wir her?, Sind wir auf dem richtigen Weg?, Wie können wir unter den modernen Anforderungen den ursprünglichen Charakter der Jagd erhalten? sind die zentralen Fragen seiner Ausführungen.

Sein Credo: Wir können den ursprünglichen Charakter der Jagd nur dann erhalten, wenn wir unsere Traditionen aktiv leben. Dazu gehören das Jagdhornblasen genauso wie die Jägersprache oder jagdliche Riten. Von dem in einigen Medien gerne genutzten Bild von Jägern in Kampfanzügen mit Tarnbemalung hält von Weber ebenso wenig wie die Verwendung militaristischer Begriffe der Jäger in der Öffentlichkeit.

Inhaltlich nimmt Jens Raschke den Ball auf und geht als Leiter der jagdlichen Bildungsakademie und Organisator vor Ort auf die vielfältigen Anforderungen und Aufgaben des Jagdleiters ein.

Unter dem Titel „Jagdleitung –  Verantwortung fürs Lebe“ erläutert er nicht nur die rechtlichen Rahmenbedingungen, sondern sensibilisiert die Teilnehmer für die eigentliche Hauptaufgabe des Jagdleiters. Oberster Grundsatz sollte immer sein: Sicherheit vor Jagderfolg, so Raschke, es geht also nicht nur um das Erteilen von Freigaben oder das Verteilen der Brüche, sondern ganz konkret um das Vermeiden von Jagdunfällen.

Aus Raschkes Vortrag entwickelt sich im Teilnehmerkreis eine lebhafte Diskussion, bei der es zum Beispiel auch um die Bedeutung einer intensiven Ausbildung an der Waffe im Rahmen der Jägerausbildung geht. Außerdem könnten Fachvorträge in den Hegeringen und Jägerschaften vor Beginn der Drückjagdsaison für eine Sensibilisierung des Themas Sicherheit sorgen und die Rolle der Jagdleiter stärken. Aus einem ganz anderen Blickwinkel und mit teilweise schockierenden Beispielen hinterlegt, beleuchtet Bernd Grumblies, Schulungsbeauftragter von Swarovski Optik, das Thema Jagdunfälle.

Unter dem Titel Sicherheitsaspekte bei der Jagd durch die Jagdausübenden beschreibt er aus langjähriger Erfahrung, wie Gedankenlosigkeit und Routine immer wieder zu schweren Unfällen führen. Rein statistisch betrachtet nimmt die Zahl der schweren Jagdunfälle sogar zu, so Grumblies. Vor dem Hintergrund einer tendenziell jagdkritischen Öffentlichkeit ist dieser Trend nicht nur für die Betroffenen, sondern auch für die Jägerschaft und die Jagdausübung insgesamt ein hohes Risiko. Aus diesem Grund engagiert sich Grumblies besonders in der Jungjägerausbildung.

Wenn es gelingt, vier einfache Grundregeln in den Köpfen der Jäger nachhaltig zu verankern, werden die Unfallzahlen sinken, so das Credo von Bernd Grumblies. In Anlehnung an Jeff Cooper bedeutet das konkret:

1. Jede Waffe ist immer geladen

2. Niemals die Mündung auf etwas richten, das ich nicht treffen möchte

3. Finger vom Abzug, bis die Visierung im Ziel ist

4. Sei Dir des Ziels sicher. Diese Ausrichtung in Verbindung mit den Bildern von Jagdunfällen verfehlen ihr Wirkung bei den Teilnehmern nicht.


In leuchtenden Farben

Am zweiten Tag soll der praktische Beweis angetreten werden, dass die konsequente Umsetzung von Sicherheitsregeln in der Jagdpraxis einer gemeinsamen Drückjagd kein Widerspruch zu jagdlichen Traditionen sein muss. Die Weckfunktion ihrer Smartphones brauchen die Gäste nicht zu aktivieren. Denn Gastgeber Christoph von Weber hat sich etwas ganz Traditionelles einfallen lassen. Zur frühen Stunde erklingt das Signal Hohes Wecken und ruft die Teilnehmer zum gemeinsamen Frühstück. Gestärkt treffen sich die Jäger vor dem Gutshaus.

Die Ansprache des Jagdleiters erfolgt ganz traditionell, und auch die Signale fehlen nicht. Das Erscheinungsbild der Jäger in durchgehend leuchtenden Sicherheitsjacken und die allenthalben genutzten Hutbänder unterscheiden sich jedoch deutlich von dem althergebrachten Bild einer Jagdgesellschaft in lodengrün. Vorbildlich erfolgte das anschließende Anstellen. Die Stände waren mit wenigen, aber dafür eindeutigen Zeichen markiert. Missverständnisse zum Schussfeld oder zu verbotenen Bereichen waren daher ausgeschlossen.

In traditionellem Grün

Nach zwei Treiben findet sich die Jagdgesellschaft wieder im Hof des Ritterguts ein, um sich beim zünftigen Schüsseltreiben, eingeleitet vom Signal Zum Essen, nach dem Waidwerk zu stärken. Beim anschließenden Streckelegen ergibt sich optisch ein neues Bild. Ohne dass es hierzu entsprechende Ansagen gegeben hätte, erscheinen die Jäger in traditioneller Jagdkleidung mit allem, was dazu gehört. Von den leuchtenden Sicherheitsfarben am Morgen ist nichts mehr zu sehen. Mit großer Andacht wird dem erlegten Wild, das korrekt mit letztem Bissen und Insbesitznahmebruch versehen auf der Strecke liegt, die Ehre erwiesen.

Anfang einer Tradition?

Fazit des Jagdleiters: Eine wunderschöne Jagd, bei der alle Sicherheitsvorkehrungen funktioniert haben, die Schüsse sauber angetragen wurden und die Schützen diszipliniert agiert haben.

Christoph von Weber resümiert: Eine tolle Veranstaltung mit guten Gesprächen. Der Teilnehmer-Mix passte optimal zu meiner Intention, mit diesem Event zu zeigen, dass Sicherheit und Tradition kein Widerspruch sein müssen. Wir werden diese Idee sicher fortsetzen und in den kommenden Jahren Veranstaltungen folgen lassen. Vielleicht entsteht daraus ja auch eine kleine Tradition.