Die zwei größten Naturschutzverbände Deutschlands sind weiterhin gegen einen Vereinfachten Wolfsabschuss.
Das haben NABU und BUND in Stellungnahmen ausgedrückt. Beide Naturschutzverbände lehnen den Wolfsabschuss als Mittel der Populationskontrolle seit jeher ab.
Bundesländer setzen sich für Wolfsabschuss ein
Vor zehn Tagen brachten Niedersachsen, Sachsen und Brandenburg einen Entschließungsantrag in den Bundesrat ein. Alle drei Bundesländer fordern ein einheitliches und nationales Wolfsmanagement. Die Umweltminister der Länder verlangen weitere Maßnahmen, um Landwirte zu unterstützen. Ein nationales Herdenschutzzentrum, Weidetierprämien und eine 100% Förderung von Zäunen und anderen Präventionsmitteln sollen Betroffene entlasten.
Ein Satz sorgt bei den zwei Großen in der Naturschutzszene allerdings für Bauchschmerzen: „Auch die Möglichkeit von lokal bzw. regional bestandsregulierenden Maßnahmen sollte dabei erwogen werden.“
NABU kritisiert falschen Fokus der Initiative
Die Reaktionen der Naturschutzverbände ließen nicht lange auf sich warten. NABU Bundesgeschäftsführer Leif Miller lobt zwar einzelne Punkte der Initiative, beim Wolfsabschuss bleibt er aber hart:
„Wir begrüßen das Bestreben der Länder, die Weidetierhaltung zu unterstützen, sofern es kein Lippenbekenntnis bleibt. Die Anwesenheit des Wolfes verlangt von den Tierhaltern einen erhöhten Arbeitsaufwand – welcher entschädigt werden muss, gerade wenn die Schäfer auch in Zukunft noch wichtige Leistungen für Natur und Gesellschaft erbringen sollen.“ Das ist jedoch nur mit fachgerechtem Herdenschutz möglich.“
Wolfsabschüsse sind in seinen Augen sogar Augenwischerei: „Erleichterte Entnahmen hingegen bringen keinerlei Gewinn beim Herdenschutz, und das sollte den Tierhaltern und der Gesellschaft auch nicht vorgegaukelt werden.“
BUND fordert klares Signal gegen Wolfsabschuss
Auch Hubert Weiger, Vorsitzender des BUND geht hart mit der Initiative ins Gericht:
„Wir rufen den Bundesrat auf, den Abschuss von Wölfen als einzigen Lösungsweg zurückzuweisen und endlich die wirklichen Herausforderungen bundesweit anzugehen: Vorbeugender Schutz von Herden etwa durch Schutzzäune muss kostendeckend gefördert werden und Schäden durch verletzte oder getötete Weidetiere durch große Beutegreifer müssen ausreichend und zeitnah ausgeglichen werden. Die Koexistenz von Wolf und Weidewirtschaft ist machbar, wenn der politische Rahmen stimmt.“
Aktuelle Vorfälle zeigen jedoch immer wieder, das Zäune alleine nicht reichen. Erst vor wenigen Wochen rissen Wölfe in der Oberlausitz über 40 Schafe, trotz eines Elektrozauns.
Frankreich als Vorbild für Deutschland
Im Entschließungsantrag der drei Bundesländer wird die Bundesregierung auch dazu angehalten, die Wolfspolitik und das Management Frankreichs zu betrachten und zu bewerten. Kommt es zum Wolfsabschuss, ist Frankreichs Politik deutlich weniger restriktiv. In der Vergangenheit durften französische Jäger zirka 40 Wölfe pro Jahr töten.
Der neue Managementplan der französischen Regierung geht noch weiter: Bis 2023 sollen 500 Wölfe in Frankreich leben. Jedes Jahr könnten 10 – 12 % der Population durch Abschüsse entnommen werden, ohne die Entwicklung zu gefährden. 2018 töteten Jäger 39 Wölfe in Frankreich.