Jäger erschießt jugendlichen Einbrecher

Ein 77 Jahre alter Jäger erschoss am Dienstag Abend einen von fünf Einbrechern in seinem Haus in Sittensen, Niedersachsen.

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In dem Film „Harry Brown“ spielt Sir Michael Caine einen alten Veteranen in einem tristen Londoner Vorort. Dieser weiß sich gegen die eskalierende Gewalt im Viertel nur noch mit den Mitteln der Selbstjustiz zu wehren. Doch die Dinge entgleiten ihm, das Opfer wird zum Täter. Er feuert nahezu wahllos auf die Drahtzieher des Verbrechens. Ungewöhnlich an dem Film ist, dass er die Gegengewalt des alten Mannes legitimiert. Ein wirklich spannender Plot, der jedoch eine sehr fragwürdige Botschaft vermittelt..

Es ist vollkommen unklar, ob der 77 Jahre alte Ernst B. aus Sittensen in letzter Zeit „Harry Brown“ im Kino gesehen hat. Aber die Ereignisse in seinem Haus am gestrigen Abend erinnern schon ein wenig an den Filmstoff. Was genau geschah, ist noch unklar. Fest steht: Als der an Krücken gehende Jagdscheininhaber gestern Abend gegen 22 Uhr auf dem Weg zu seinem Hundezwinger war, wurde er von fünf maskierten Männern aufgehalten. Diese drängten ihn zurück ins Haus, nahmen ihm seine Geldbörse ab, durchsuchten die Räume und öffneten seinen Tresor gewaltsam, was zur Auslösung des Hausalarms führte. Staatsanwalt Kai-Thomas Breas skizzierte das folgende Geschehen so: „Es gab ein Tohuwabohou und die Täter liefen durcheinander.“ Das Chaos nutzte Ernst B., um im Wohnzimmer eine Pistole zu ziehen und das Feuer zu eröffnen. Dabei traf er einen der Täter tödlich, dieser starb nah der Terrasse. Die anderen Einbrecher flüchteten und werden zur Stunde noch gesucht, auch die Suche mit Helikopter und Wärmebildkamera blieb bislang erfolglos.

Allerdings fanden die Fahnder am Dienstagabend in Tatortnähe in einem Graben eine Tüte, in der sich eine Softair-Pistole und mehrere Kleidungsstücke zum Maskieren befanden. Die Ermittler gehen davon aus, dass die Täter mit ihrem Fahrzeug in Panik vom Tatort geflüchtet sind und die Tüte nach kurzem Weg aus dem Täterfahrzeug warfen, da sie mit einer Polizeikontrolle rechnen mussten. Die Polizei hofft, dass Finger- und DNA-Spuren an Waffe und Maskierung zu den Tätern führen. Vermutlich handelt es sich um die Waffe, mit der die Täter den 77-jährigen Sittensener bedroht hatten. Nach Angaben des Mannes hatten die Maskierten eine Waffe von hinten an seinen Kopf gehalten. Inzwischen wurde der erschossene 16-jährige Tatverdächtige obduziert, seine Identität steht fest. Die Obduktion in der Hamburger Gerichtsmedizin ergab, dass der 16-Jährige an einem Schuss in den Rücken verstarb. Der Neumünsteraner ist der Polizei als Intensivtäter bekannt, dem zahlreiche Eigentumsdelikte, gefährliche Körperverletzung und Raub zur Last gelegt wurden. Er galt als bewaffnet und gewalttätig. (ar)