Neues vom Sorgenkind

Der Eisbär ist zum Symbol für die Klimaerwärmung geworden. Das
Bild vom weißen Räuber, der von einer schmelzenden Eisscholle auf eine andere springt,
ging um die ganze Welt. Nun wird das Sorgenkind des Klimawandels von einer
neuen Entwicklung bedroht.

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Im Mai diesen Jahres erlegte ein Jäger nahe der Insel Banks in der kanadischen Arktis einen ungewöhnlichen Bären. Seine Decke war dick und weiß. Seine Läufe und Tatzen hingegen waren braun wie bei einem Grizzly. Es handelte sich um ein Tier, dessen Mutter bereits eine Kreuzung aus beiden Rassen, ein so genannter „Grolar-Bär“(Wortschöpfung aus Polarbär und Grizzly) gewesen war.

Die Wissenschaft geht davon aus, dass derartige Kreuzungen eine weitere Folge des Klimawandels sind. Durch das Abschmelzen der arktischen Polkappe sind kanadische Eisbären immer häufiger gezwungen, auf dem Festland nach Beute zu suchen, was Begegnungen mit ihren Verwandten, den Grizzlys, ermöglicht.

Die Kreuzung beider Rassen wird von den Experten als eine Gefährdung der Artenvielfalt angesehen. Die Körperbauten beider Bärenarten sind unterschiedlich. Das müssen sie auch sein, um den jeweiligen Lebensraumanforderungen gerecht zu werden. Nicht nur, dass es erhebliche Zweifel an der erneuten Fortpflanzungsfähigkeit der Grolar-Bären gibt. Die Schwimmfähigkeit der Eisbären ist elementar für ihr Nahrungs- und Beuteschema.

Einkreuzungen von Grizzlys drohen diese erheblich zu beeinträchtigen. Brendan Kelly von der US-Behörde für Ozeane und Atmosphäre äußerte dazu, dass das Entstehen von Hybriden nicht per se etwas schlechtes sei und die Evolution maßgeblich vorangetrieben habe. Nur sei der Klimawandel eine vom Menschen verursachte Entwicklung. Die kurzfristige Kreuzung zweier alter Rassen verändere deren genetische Vielfalt in einem dramatischen Tempo und sei nur von kurzer Dauer.

Kelly und sein Team plädieren in einer Studie, welche die britische Zeitung nun veröffentlichte, dafür, die hybriden Grolar-Bären zu erlegen, so wie es auch in den USA beim Nachwuchs von Wölfen und Koyoten getan worden sei. (ar)