Marderhund räubert sich bis in die Schweiz vor

Während Waschbär und Marderhund in Nord- und Ostdeutschland nunmehr fast
flächendeckend auftreten, sind sie in der Schweiz noch weitgehend unbekannt.
Dort tauchte kürzlich wieder ein Enok auf – und sorgte damit nicht für Begeisterung.

Marderhund

Einheimisch sind beide nicht, doch während die deutsche Waschbärpopulation auf eine Auswilderung in den 1930er Jahren am hessischen Edersee zurückgeht, hat der Marderhund eine weite Reise hinter sich. Dieser stammt zwar ursprünglich aus Ostasien, doch wilderte die sowjetische Regierung ihn in den 1950er Jahren im europäischen Teil Russlands aus, um ihre Truppen mit Pelzen auszustatten. Von dort aus wanderte er nach Mitteleuropa ein – so unaufhaltsam, dass es ein Exemplar nun bis ins Kanton Aargau (Schweiz) schaffte, wo es nach einem Unfall eingeschläfert werden musste.

Weder Marderhund noch Waschbär kennen in unseren Gefilden natürliche Feinde, was in manchen Revieren als „waschechtes“ Problem darstellt. Nicht nur, dass sie in Nahrungskonkurrenz zu Fuchs und Dachs stehen, sie können auch Überträger von Staupe und Tollwut sein. Im Jagdjahr 2009/2010 wurden allein in Niedersachsen mehr als 1000 Marderhunde und über 4000 Waschbären erlegt – Tendenz steigend.

Und auch in der Schweiz ist man über die Eindringlinge nicht glücklich. So gab Jean-Marc Weber vom Schweizer Raubtierprojekt KORA zu Protokoll, dass im Bergstaat eine ähnlich hohe Marderhundpopulation wie in Deutschland sehr problematisch sei. Im Rahmen seiner flächendeckenden Erfassung konnte der DJV bereits im Jahr 2009 nachweisen, dass Marderhund und Waschbär insbesondere in den neuen Bundesländern flächendeckend auftraten, die Jahresstrecken stiegen zudem rapide an. Die nächste Erfassung folgt in diesem Frühjahr – und es steht nicht zu erwarten, dass der Siegeszug der kleinen Räuber aufzuhalten ist. (ar)