JÄGER-Redakteurin und norwegische Amtsveterinärin plädieren in schottischem Internetradio-Interview für ein Engagement der Jägerschaft und internationale Zusammenarbeit um die gefährliche Prionenkrankheit Chronic Wasting Disease einzudämmen.
Mit der Bestätigung des ersten Falles von Chronic Wasting Disease (CWD) bei einem Rentier in Norwegen ist die gefürchtete Prionenerkrankung des Schalenwildes erstmals auch in Europa in Erscheinung getreten. Seit April sind weitere Fälle bekannt geworden – diesmal bei Elchwild (wir berichteten) – die Sorgen vor einer bereits unbemerkt erfolgten Ausbreitung erhöhen. In einem groß angelegten Monitoring-Projekt will die norwegische Lebensmittelsicherheitsbehörde nun untersuchen, wie weit sich die Krankheit schon ausgedehnt hat.
Chronic Wasting Disease – neue Jagdbestimmungen
Wie Dr. Kristina Landsverk, Oberste Amtsveterinärin der Norwegischen Lebensmittelsicherheitsbehörde, berichtet, treten mit Beginn der norwegischen Jagdsaison deshalb neue Bestimmungen in Kraft, die zum Ziel haben, sich einen genauen Überblick über die Situation zu verschaffen und eine weitere Ausbreitung zu verhindern.
Salzlecken und Fütterungen sind seit Neuestem untersagt, denn dort wo Wild zusammenkommt, ist auch die Ansteckungsgefahr groß. Außerdem ist die Einfuhr und Ausbringung von Schalenwild-Urin zu Lockjagdzwecken nun untersagt. Von jedem erlegten Stück wird außerdem eine Gehirnprobe entnommen und auf die tödliche Krankheit untersucht – mehrere 10.000 Stücke sollen so getestet werden. Landsverk appelliert zudem an die Aufmerksamkeit und Vernunft in- und ausländischer Jäger sich an die neuen Regeln zu halten und auffällige Stücke und Fallwild unverzüglich zu melden.
Chronic Wasting Disease – ursprünglich aus den USA
Die bisher nur aus den USA und Kanada bekannte Erkrankung der Hirschartigen, die dem Rinderwahnsinn BSE ähnelt, führt innerhalb weniger Tagen bis mehrerer Monaten nach Ausbruch in ausnahmslos allen Fällen zum Tod des betroffenen Stückes. Die Ansteckung erfolgt durch Prionen, die mit dem Speichel, Urin und der Losung ausgeschieden werden und sich teils jahrelang im Boden halten und infektiös bleiben können. In einigen betroffenen amerikanischen Bundesstaaten, in denen bis zu 35 Prozent der Weißwedel- und Maultierhirsche infiziert sein können, ist die Lage mittlerweile außer Kontrolle geraten und es besteht kaum noch Hoffnung, die Ausbreitung einzuschränken.
Daher beruft man sich einiger Orts auf eine radikale Ausdünnung der Population. Zwar gibt es momentan keine Hinweise, dass CWD auf den Menschen übertragbar wäre, dennoch raten amerikanische Behörden strikt davon ab, erkrankte oder auffällige Stücke zu berühren oder zu verzehren.
Im Gegensatz zu Norwegen hat die EU ihr Monitoring-Programm im Jahr 2010 eingestellt, da die Risikolage damals als gering eingestuft wurde. Norwegen, als Nichtmitgliedsstaat der EU, führte das Monitoringprogramm jedoch weiter – zum einen wegen der hohen Wilddichten in Rentiergebieten und zum anderen, da es in dem Land in der Vergangenheit häufiger zu einer ähnlichen Erkrankung bei Schafen (Scrapie) gekommen sei. Einen gemeinsamer Notfallplan soll in den kommenden Monaten erarbeitet werden.
Jägern, die in betroffenen Gebiete in den USA, Kanada oder Norwegen reisen wird empfohlen Schuhe, Jagdkleidung und Gebrauchsgegenstände vor Ort gründlich zu reinigen, um eine Verschleppung in heimische Reviere zu vermeiden.
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