Und wie war‘s?! Zum fünften Mal in Folge darf ich Gerold erzählen, dass ich beim Ansitz auf Sauen die Schwarzkittel wieder im Mais gehört habe, aber dennoch nichts zu sehen war.
Etwas frustriert schmeiße ich mich nach dem Morgenansitz wieder ins Bett und beim Einschlafen schmiede ich schon Pläne für die nächste Woche, denn da haben wir endlich Mond. Ein befreundeter Jagdherr hat mir die Aufgabe gegeben, mich während der Milchreife um ein etwa 60ha großes Maisfeld zu kümmern. Keine einfache Aufgabe, das ist mir klar, aber ich freue mich auf die spannenden Ansitze und bereite alles besten Gewissens vor.
Vier Schneisen und eine Schlafkanzel
Der Landwirt hat beim Maislegen extra eine Schneise gelassen, auf welcher wir eine Schlafkanzel positioniert haben. Außerdem hatte dieser uns auch angeboten Schneisen zu häckseln, wenn die Sauen ganz sicher drin sind, damit wir überhaupt eine Chance haben, Beute zu machen.
Man muss wirklich sagen, es ist einfach ein Traum, wenn Landwirt und Jäger zusammenarbeiten. So kommt es auch, dass wir jetzt zum Mond von der Schlafkanzel aus in gleich vier Schneisen schauen können. Optimal!
Der Ansitz auf Sauen braucht Geduld
Ich habe es in den letzten Wochen schon immer mal wieder abends oder morgens in der Fläche versucht, aber klappen wollte es nie so richtig. Einmal querte ein 15kg Frischling auf 20m vor der Kanzel die Schneise. Leider war der Kleine derartig schnell, dass ich noch grade die Waffe hochbekam aber als ich durchs Glas guckte, war die Sau wieder verschwunden. Bei einem Abendansitz wenige Tage später, zogen etwa 30 Sauen auf die Schneise, allerdings im allerletzten Licht und auf ca. 200m entfernt. Im wirklich hellen Schmidt und Bender Polar T96 Glas bekam Paul die Sauen auch rein, allerdings nur die großen, und damit wahrscheinlich die Bachen, welche sich gut von der Schneise abhoben. Die Frischlinge waren leider nicht vernünftig frei zu bekommen und so blieb die Kugel im Lauf.
Jede Menge Anblick
Jeder kann sich vorstellen, wie ärgerlich so etwas ist, aber so ist das ja nun mal auf der Jagd. Sauen hörte ich auch bei jedem Ansitz. Deutlich ist das Knacken und Grunzen zu vernehmen, welches wahrscheinlich immer von der gleichen großen Rotte ausgeht. Bei jedem Ansitz kamen Waschbären, Marderhunde und Dachse in Anblick. Eigentlich wollen wir diese auch erlegen, aber wer schießt schon auf einen Marderhund, wenn er in unmittelbarer Nähe die Sauen hört. Ansitz für Ansitz wurden meine Nerven strapaziert, irgendwann wird es klappen, das ist mir bewusst.
Neue Wildkameras von Minox
Zwischen den Ansitzen im Mais bin ich auch viel mit Gerold bei uns im Revier unterwegs. Minox hat uns kürzlich fünf neue Wildkameras zur Verfügung gestellt und die Kameras der Reihe DTC 450, liefern wirklich tagtäglich interessante Bilder. Wir haben sie auf unseren Wildäckern aufgehängt, welche sich wirklich prächtig entwickelt haben. Sie bieten mittlerweile reichlich Äsung für unser Schalenwild, was die Bilder beweisen.
Manchmal wenn ich mit Gerold eine Revierrunde drehe, denke ich daran, wie dankbar man sein muss, in einem Waldrevier jagen zu dürfen, in dem es sowas wie Wildschaden zwar gibt aber man mit diesem nicht allgegenwertig konfrontiert wird. Übrigens, hier gibts den Bericht zur Einsaat des Wildacker. Wer von euch auch mal die Saat für sein Revier probieren möchte findet alles unter: http://www.wildackersaaten.de/
Voller Hochsitz beim Ansitz auf Sauen
Und dann ist es endlich soweit, meine Mond-App zeigt an, dass heute Nacht 75% der maximalen Leuchtkraft erreicht sind. Das sollte reichen, außerdem ist mein Onkel zu Besuch und hat seine Kinder mit dabei, welche allesamt jagdlich sehr interessiert sind. Also geht es zu viert auf die Schlafkanzel, schön, dass man mal den Platz hat und diesen dann auch gleich nutzt. Meinen Cousinen und meinem kleinen Cousin habe ich versprochen, dass wir heute Nacht ein Schwein schießen, das muss ich jetzt halten.
Um 20 Uhr sitzen wir in der Maisschneise und sogleich sehen wir Rehwild austreten, ein schöner Anblick. Die Ricken sind mittlerweile wieder mit ihren Kitzen unterwegs und die Böcke scheinen sich endlich auch wieder mit dem äßen zu beschäftigen. Hier scheint heute Abend die Blattzeit definitiv vorbei zu sein. Plötzlich kommt leise von einer meiner Ansitzbegleitungen ein „Paul da ist was“.
Marderhund im Anblick, aber noch keine Sau
Ich nehme sofort die Waffe hoch und sehe auf 180m einen Marderhund über die Schneise ziehen. Ich nutze die Situation für eine kleine Generalprobe, entsichere und schaue dabei am Glas vorbei. Was ich sehe gefällt mir, beim Entsichern gehen 6 Finger schnell nach oben und halten sich die Ohren zu. Das ist mir wichtig, haben wir doch nur einen Kopfhörer dabei und will ich keinen Hörschaden bei meiner Familie verursachen. Wir sind gut gewappnet für die Nacht denke ich.
Es wird 22 Uhr und leider nicht wirklich dunkel, der Mond steht schon seit Stunden am Himmel. Langsam müsste doch etwas zu hören sein und ja, ich höre Sauen hinter unserer Kanzel. Alle paar Minuten hört man eine Maispflanze brechen, leichtes Schmatzen und immer mal wieder ein Grunzen verraten die Schwarzkittel.
Dem Schwarzkittel entgegen
Der Wind steht optimal. Jetzt müssen wir nur noch geduldig sein. Aber es passiert nichts mehr, bis um 22:30 Uhr kommt kein Wild in Anblick. Also entscheide ich mich den Sauen entgegen zu pirschen. Ich habe die Kanzel vielleicht fünf Minuten verlassen, da höre ich eine Sau direkt vor mir, etwa 10m im Mais fressen. Ich setze mich im Mondschein mit Zielstock in die Schneise und höre jeden Bissen der Sau. Dann plötzlich sehe ich weiter entfernt eine Bewegung auf der Schneise…
Eine Sau! Etwa 40kg schwer, ich sehe kein Gesäuge aber ein langes Haupt. Ich entsichere, bin mir aber noch unschlüssig, dann dreht sich die Sau. Ich sehe die Steine, will schießen aber sie zieht wieder ins Feld. Ich will grade etwas genervt entsichern, da sehe ich sie wieder, nur das Haupt ragt auf die Schneise, bei allerbestem Mondlicht. Die Entfernung beträgt etwa 40m, der Zielstock bietet eine optimale Auflage. Ich will jetzt nicht mehr warten und schieße der Sau halb schräg von vorn auf den Teller. Um mich herum ist alles am Grunzen und Rascheln, die Rotte, die etwa 100m entfernt fraß, bricht weg. Mein kleiner Keiler liegt am Anschuss, die bleifreie Kugel ist auf dem Teller eingetreten und der Ausschuss befindet sich kurz vorm Blatt.
Eine kurze Waschbär-Pirsch
Ich pirsche zurück zum Hochsitz und bemerke plötzlich im bloßen Auge, nur 20m vor mir, wieder eine Bewegung. Im Zielfernrohr erkenne ich einen Waschbären. ‚Jetzt bist du meiner‘ denke ich und schieße. Der Waschbär liegt auch im Knall. Meine Cousinen und mein Cousin haben alles vom Sitz aus beobachtet. Wünschen mir Waidmannsheil und freuen sich riesig. Zusammen brechen wir Sau auf und machen Bilder.
Um 01:00 Uhr sind wir wieder zuhause, auf der Rückfahrt vom Revier sind alle anderen im Auto eingeschlafen, alleine hänge ich noch die Sau in die Kühlung.
Dieses Schwein musste ich mir wirklich erarbeiten. Dazu das gemeinsame Erlebnis, über welches wir sicher noch in Jahren sprechen werden, unbeschreiblich.
Jagd kann so schön sein!
Waidmannsdank!