Wie Sie dem ungewollten Wildunfall bestmöglich vorbeugen und was zu tun ist wenn es doch gekracht hat, erfahren Sie hier.
Nach Angaben des Deutschen Jagdverbandes kollidiert alle 2,5 Minuten in Deutschland ein Reh, ein Hirsch oder ein Wildschwein mit einem Fahrzeug. Neben dem oftmals für den Menschen mit Verletzungen oder Schock verbundenen Unfall schlägt ein Sachschaden von jährlich mehr als einer halben Milliarde Euro zu Buche. Was man tun kann um diesen zu verhindern und was passiert wenn es dennoch kracht, hat die Redaktion Jäger mit Informationen des DJV herausgearbeitet.
Alptraum Wildunfall
Doch der Wildunfall betrifft nicht nur Unfallbeteiligte, Polizei und Versicherungen. In fast allen Fällen ist es ein Jäger, der gerufen wird, das verunfallte Wild erlöst oder nachsucht. Besonders während der Blattzeit, also er Paarungszeit der Rehe und in den Monaten Oktober und November. Wenn die letzten Feldfrüchte, hier besonders der Mais abgeerntet sind, fehlt dem Wild die Deckung. Besonders Wildschweine haben die mehr als 3 Millionen Hektar Mais als Lebensraum erobert und wechseln derzeit vermehrt über die Straßen in den Wald.
Neun Tipps zur Unfallverhütung
- Wird durch Warnschilder “Wildwechsel” angezeigt, sofort Fuß vom Gas, langsam und konzentriert fahren. Wald- und Straßenränder sorgfältig im Auge behalten und bremsbereit sein. Denn in etwa 80 Prozent aller Fälle taucht das Wild nur 20 Meter und kürzer vor Ihrem Fahrzeug auf. Wer da zu schnell fährt, hat keine Chance mehr.
- Die größte Gefahr droht in der Morgen- und Abenddämmerung, während der Nacht und bei Nebel.
- Besonders gefährlich sind neue Straßen, die durch Waldgebiete führen, weil Wild die gewohnten Wechsel beibehält.
- Ein Tier kommt selten allein. Immer mit “Nachzüglern” rechnen.
- Nachts in bewaldeten Gegenden – wann immer möglich – mit Fernlicht fahren. So wirken die Augen der Tiere wie Rückstrahler und sind besser zu erkennen. Taucht Wild im Scheinwerferlicht auf, sofort abblenden, bremsen und hupen.
- Besondere Vorsicht ist in Ausflugsgegenden geboten. Dort wird Wild oft aufgescheucht.
- Von September bis Januar und von Juli bis August ist sogenannte Blatt- oder Brunftzeit. Viele Tiere sind auf “Brautschau”, ihre Reaktionen sind dann spontaner und deshalb für die Kraftfahrer noch gefährlicher.
- Bei Rast in Waldgebieten: Auf Rastplätzen und Wegen bleiben. Das Wild nicht beunruhigen. Es könnte sonst flüchtig werden und andere Kraftfahrer gefährden. Und ganz wichtig: Hunde in Wald und Feld nicht frei laufen lassen!
Aufmerksamkeit schützt vor dem Wildunfall
Wildunfälle können zwar zu jeder Tages- und Nachtzeit passieren – auch dort, wo kein Warnschild „Wildwechsel“ aufgestellt ist. Die Gefahr für eine Kollision nimmt jedoch mit dem Wechsel von der Sommer- zur Winterzeit zu. Der Grund: Um Fressfeinde zu meiden, geht Wild meist in der Dämmerung auf Futtersuche und kommt deshalb in den kommenden Wochen vermehrt dem abendlichen Berufsverkehr in die Quere.
Fuß vom Gas – Bremsweg verkürzen
Morgens und abends gilt es wachsam zu sein
ADAC und DJV raten den Verkehrsteilnehmern, auf gefährdeten Strecken besonders vorsichtig und stets bremsbereit zu sein. Dies gilt insbesondere an Waldrändern und unübersichtlichen Feldern. Es empfiehlt sich, den Straßenrand im Blick zu behalten, die Geschwindigkeit zu drosseln und den Abstand zum Vordermann zu vergrößern, um auf ein plötzliches Bremsmanöver des Vordermanns rechtzeitig reagieren zu können. Wer mit 80 statt 100 Stundenkilometern unterwegs ist, hat bereits einen 25 Meter kürzeren Bremsweg. Wenn ein Tier auf der Straße oder am Straßenrand auftaucht, muss man abbremsen, abblenden und langsam vorbeifahren. Einmal kurz hupen führt in der Regel dazu, dass Tiere weglaufen und den Weg freimachen. Ist ein Zusammenstoß unumgänglich, heißt es: Lenkrad festhalten und eine Vollbremsung machen. Ausweichmanöver sind riskant, denn sie enden nicht selten an einem Baum.
Der Aufprall beim Wildunfall wird oft unterschätzt
ADAC und JV warnen: Häufig werden Wildunfälle im Ausmaß unterschätzt. Ein 20 Kilogramm schweres Reh besitzt bei einer Kollision mit Tempo 100 ein Aufschlaggewicht von fast einer halben Tonne.Die meisten Unfälle passieren in den Abend- und frühen Morgenstunden, wobei Übergangsbereiche zwischen Wald- und Feldzonen besondere Gefahrenschwerpunkte darstellen. Hier ist mit regelmäßigem Wildwechsel zu rechnen, da die Tiere zur Äsung vom Wald auf die Felder ziehen und danach wieder den Schutz des Waldes aufsuchen. Diese Gefahrenbereiche sind mit dem Schild “Achtung, Wildwechsel” gekennzeichnet.