Jogger von Wölfen in Gartow verletzt – dreiste Jungwölfe überraschen Sportler
Bereits vor drei Wochen, genauer am ersten Weihnachtstag, soll ein Jogger von zwei Jungwölfen aus dem vergangenen Jahr angegangen worden sein. Er wurde bei der Begegnung leicht verletzt, wie die Landeszeitung Lüneburg (LZ) heute berichtet.
Bereits gestern Abend kündigte das Regionalblatt den Vorfall auf Facebook an und druckte die ganze Geschichte am heutigen Tag ab. Warum sie allerdings erst jetzt ans Licht der Öffentlichkeit gelangt ist unklar.
Zum Vorfall: Offenbar joggte der Mann am ersten Weihnachtstag mit Kopfhörern auf den Ohren auf einem Wanderweg durch den Gartower Forst und bemerkte nicht, dass sich ihm die beiden Wölfe näherten. Erst als sich einer von ihnen an seiner Hand zu schaffen machte, will er von ihrer Anwesenheit Notiz genommen haben. Vor Schreck zog der Mann, der dem JÄGER bekannt ist, die Hand dann ruckartig zurück, wobei es zu der Verletzung durch die Reißzähne des Wolfes gekommen sein soll.
Auf Nachfrage wollte sich der Betroffene nicht öffentlich äußern und verwies an den zuständigen Wolfsbeauftragten. Vielleicht befürchtet er persönliche Drohungen und Belästigungen, wie sie immer wieder auf vermeintliche Negativberichte über Wolfsverhalten folgen. Überzogener Enthusiasmus und falsch verstandene Tierliebe äußerte sich bisweilen sogar schon als Aufruf zur Lynchjustiz.
Gegenüber der LZ und dem JÄGER bestätigte Wolfsbeauftragter Peter Burkhardt den Vorfall. Der Mann habe sich mit Schreien, Tritten und einem Ast zur Wehr gesetzt, weil die Tiere sich zunächst nicht entfernen wollten. Burkhardt geht daher davon aus, dass es sich bei den Tieren nicht etwa um Hunde, sondern um Jungwölfe aus dem Gartower Rudel handelt, die nicht zum ersten Mal durch besonders dreistes Verhalten aufgefallen sind. Die Örtlichkeiten nahe des sogenannten „Rendezvous-Platzes“ des Rudels sprechen dafür, einen physischen Beweis, wie Fotos oder DNA-Spuren, gibt es aber nicht. Man müsse sich also zunächst auf die Aussage des Opfers verlassen.
Die Verletzungen des Joggers stufte Burkhardt zwar als harmlos ein, sagte aber auch gegenüber dem JÄGER, dass dieser Vorfall eine neue Qualität der Wolfsbegegnung darstelle, die eine entschiedene Reaktion fordere.
Er sagte „Weil die Wölfe nie gelernt haben, sich von Menschen fern zu halten, werden sie immer frecher”. Die Maßnahmen, die Burkhardt fordert, halten viele für längst überfällig. „Wölfe, die durch problematisches Verhalten die Akzeptanz der gesamte Wolfspopulation dauerhaft gefährden, sollten im Einzelfall getötet werden. Die Tötung sollte zwar als letzter Ausweg betrachtet werden, aber wenn Menschen sich bedroht fühlen, gefährdet dies die Akzeptanz aller Wölfe”, so Burkhardt weiter gegenüber dem JÄGER.
Ob die zuständigen Behörden diese Ansicht teilen, ist fraglich. Die Pressestelle des Niedersächsischen Landesbetriebes für Wasserwirtschaft-, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) war am heutigen morgen nicht besetzt und konnte daher auf Nachfragen des JÄGER nicht reagieren. Eine Stellungnahme wird am Nachmittag erwartet.
In der Vergangenheit fiel die Behörde allerdings eher durch zögerliches Verhalten auf und bevorzugte in Problemfällen nicht letale Maßnahmen wie Besenderung oder Verbringung in einen Wildpark. So etwa im Fall der Goldenstedter Wölfin, für die bis zuletzt keine Abschußgenehmigung erteilt wurde, obwohl sie sich wiederholt an wolfssicher-eingezäunten Nutztieren vergangen hatte und die Schäfer der Region Maßnahmen forderten. Auch als sich im vergangenen Sommer Mitglieder des Munsteraner Rudels auffällig distanzlos zeigten, wurden zunächst eine Betäubung und Besenderung durchgeführt.
Wir werden berichten, wie es im Fall Gartow weitergeht. Ihr JÄGER bleibt für Sie dran.