Kapitaler Damschaufler im strömenden Regen
Im heimischen Forstbetrieb scheint die Rotwildbrunft dieses Jahr etwas später als normal zu starten. So kam es, dass wir unseren Jagdgästen, die zur Brunft anreisen wollten, absagten und ihnen empfahlen, eine Woche später anzureisen, um ihre Chancen auf den Brunfthirsch zu erhöhen.
Somit hatten wir nochmals Zeit, selbst auf die Jagd zu gehen, und folgten einer netten Einladung in die schöne Uckermark, um auf Schweine, die im Mais zu Schaden gehen, zu waidwerken.
Schnell waren die Schadflächen erkundet, und wir machten uns daran, Drückjagdböcke für den Abendansitz zu verteilen. Leider hatten wir keinen Mond, und somit waren die Chancen, Beute zu machen, relativ schlecht.
Aber wir wollten es trotzdem am selben und auch am darauffolgenden Abend noch versuchen.
Die Freigabe war klar: Schwarz– und Raubwild. Der Abendansitz war eher mager, wir sahen nur ein wenig Rehwild und hörten die Sauen im Mais.
Außerdem wechselte uns noch ein Damschaufler im letzten Licht an. Wir vermuteten einen reifen Hirsch, doch zum sauberen Ansprechen war es einfach schon viel zu dunkel.
Also kontaktierten wir nach dem Ansitz den Jagdherren und berichteten vom Anblick des Schauflers. Schließlich vereinbarten wir, von welchem Sitz wir es am nächsten Morgen versuchten sollten, und wünschten uns Weidmannsheil. Wenige Minuten nach dem Gespräch klingelte das Handy wieder, und wir konnten unser Glück kaum fassen. „Wenn der Hirsch wirklich alt genug sein sollte, könnt ihr ihn auch schießen, nur reif muss er sein, ich verlass mich auf euch, Jungs“. Die Ansage des Jagdherren war klar. Wir freuten uns riesig über die großzügige Freigabe und bekamen bis zum Morgenansitz kaum ein Auge zu.
Im allerersten Licht saßen wir nun an der Maiskante, in die der Hirsch im letzten Licht eingewechselt war. Es goss in Strömen. Ohne Dach saßen wir weiter, die Hoffnung, dass der Hirsch nochmals in Anblick kommen würde, war viel zu groß. Es wurde langsam sechs Uhr, das Büchsenlicht war perfekt, nur leider war überhaupt kein Wild in Bewegung – wir sahen nichts. Dennoch blieben wir weiter sitzen, aber langsam machten wir uns fertig fürs Abbaumen.
Die Kameras und das Stativ waren grade im Rucksack verstaut, da stand der Hirsch plötzlich keine 40 Schritt vor unserem Sitz. Ein wahnsinnig starker Schaufler, mit langen Dornen und wirklich wuchtigen, breiten Schaufeln.
Mit bloßen Augen fielen der gewaltige Träger und die enorme Körpermasse auf. Alles in allem vergingen vielleicht drei Sekunden, bis wir uns beide einig waren – der passt!
Der Schuss auf 40 Meter war dann ein Leichtes, und der Hirsch, welcher aufgebrochen über 100 Kilogramm wog, flüchtete mit der GMX von Hornady in 270. Win noch etwa 80 Meter in den nahe liegenden Wald.
Wir konnten uns grade so die nötigen zehn Minuten gedulden, ehe wir zum Anschuss gingen und uns dank Lungenschweiß über einen guten Schussnachweis freuen konnten.
Nebenbei regnete es immer noch wie verrückt, und um unser Equipment zu schonen, verlegten wir sämtliche Fototermine auf den Nachmittag.
Die Freude war enorm! Der etwa acht- bis neunjährige Schaufler gehört mit Sicherheit der Goldmedaillenklasse an und ist außerdem Gerolds allererster Damschaufler überhaupt.
Das Tottrinken müssen wir auf das nächste Wochenende verschieben, aber auch ohne Film und Sause werden wir diesen Morgen so schnell nicht mehr vergessen!